Besuch auf der Gorch Fock

Gorch Fock am Liegeplatz der Tirpitzmole
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Deutschlands Segelschulschiff an der Tirpitz Mole im Kieler Hafen

….sie ist wieder da…. Gorch Fock zurück von Ihrer Frühlingsreise 2015 (Kiel-Bergen-Edinburgh-Hamburg-Kiel). Seit Mitte Mai liegt sie wieder an der Tirpitzmole – ihrem Stammplatz in der Kieler Förde in Erwartung zur Kieler Woche (Mitte-Ende Juni) wo sie wieder wie so oftmals die Windjammerparade am letzten Tag des Kulturfestivals anführt.

Seefahrer-Romantik der vergangenen Jahrhunderte mit dem Flair des aktuellen modernen Segelsports paaren sich in diesem Ereignis mit den imposanten „Dinosauriern“ der Meere. Ursprünglich waren „Windjammer“ im späten 19.Jhdt. Frachtschiffe. Der englische Begriff „Jam with the wind“ (sich an den Wind pressen) führte zu diesem modernen Begriff. Diese „Windjammer“ der heutigen Zeit symbolisieren das „Abenteuer“ – sind aber auch vielfach Ausbildungsschiffe für die internationale Marine, so auch die „Gorch Fock

Diese Gelegenheit (langjähriger Wunsch) trotz mehrmaliger Kiel-Aufenthalte bislang nicht geglückt, wollte ich diesmal wirklich nutzen. Dank Kontaktadresse direkt zur Gorch Fock via Bundeswehr (Marine-)Bordvermittlung und der freundlichen Einladung von OL L. Ploen (Oberleutnant zur See) hatte es dann endlich geklappt. Gegen 16:00Uhr zum Ende der Dienstzeit hatten wir dann die Gelegenheit eine Führung auf diesem Schulschiff zu erhalten. UOffz. (WUO) P. Duszynski (Segelmacher) erläuterte uns (meiner Familie) die Aufgabe des Schiffes, diverse techn. Daten, sowie verschiedene Bereiche des Oberdecks und Details zur seemännischen Offiziers- u. (UnterOffiziers-) Ausbildung der deutschen Marine.

Techn. Daten:(Quelle Marine-web- Gorch Fock)

• Maße (Länge /Breite /Tiefgang): 89,32 m /12,00 m /5,50 m
• Einsatzverdrängung: 2.002 Tonnen
• Segelfläche: ca. 2.000 m² (23 Segel)
• Geschwindigkeit: unter Motor maximal 12 Knoten / unter Segel maximal 17 Knoten
• Kielwasserlänge: 65,42 m

Die Gorch Fock (eine Dreimastbark) hat sowohl Rumpf als auch Masten aus Stahl, (beide vorderen sind „rahgetakelt“, hinterer Mast – „gaffelgetakelt“). Die vorderen – Fock- und Großmast betragen je c. 45,3m. Die Höhe des Besanmastes beträgt etwa 40mtr (über Wasserlinie). 300t Eisenballast im Rumpf, verleihen dem Schiff eine hohe Stabilität.. Segel und Tauwerk bestehen aus synthetischem Material, bzw. Kunstfasertauwerk Bei Windstille und in Flussmündungen steht dem Schiff ein Hilfs-Antriebsmotor (Dieselmotor mit 1.240 kW (1690PS) zur Verfügung. Die Mannschaftsstärke besteht aus 85 Personen, zzgl. max. 138 Lehrgangsteilnehmern.

Geschichte:
Die „Gorch Fock“ wurde in Hamburger Werft „Blohm & Voss“ gebaut, und hat Ihren Stamm-Liegeplatz in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel. Es ist das zweite Schiff dieses Namens, sowie das sechste seiner Klasse. Alle fünf Schwesterschiffe (noch vor dem II.Weltkrieg) auf der gleichen Werft gebaut, stehen noch aktiv im Dienste der Ausbildung des seemännischen Nachwuchses der jeweiligen Nationen.

Die Namensgebung ist zurückzuführen auf den deutschen Schriftsteller – Johann Kinau (Synonym Gorch Fock) geb. am 22.August 1880, gestorben am 01. Juni 1916 in der Skagerakschlacht auf dem kleinen Kreuzer „Wiesbaden“ im Gefecht zwischen der damaligen Deutschen Hochseeflotte und der britischen Navy.

1916 wurde ein Vorpostenboot nach ihm benannt, später zwei Segelschiffe der deutschen Marine, die 1933 gebaute Gorch Fock, sowie die 1958 gebaute Gorch Fock (II).

Die heutige „Gorch Fock“(II) vereint sämtliche schiffsbauliche Veränderungen zur Erhöhung der Sicherheit, und Verwendung moderner Materialien und Fertigungsmethoden. Ursächlich begründet aufgrund der Schiffskatastrophen z.B. dem Unter-gang der „NIOBE“ (1932), als auch der „PAMIR“ (1957), war man sichtlich bestrebt sämtliche Erfahrungen aus 2 Jahrzehn-en des deutschen Segelschiffsbaus einfließen zu lassen. Bessere Schottenunterteilung, Stabilität, Hebelarmkurve, Kentersicherheit, Leckstabilität, Rettungsmittel, Funkreinrichtung und Feuersicherheit entsprechen den wesentlichsten Anforderungen der deutschen Marine. Sämtliche hölzerne Deckaufbauten und Böden wurden aus widerstandsfähigem, bestem Teakholz gefertigt. Im Jahr der Inbetriebnahme kostete das Schiff 8,5 Mio. Deutsche Mark, heute wird der Wert des Schiffes auf ca. 8,5 Mio. Euro geschätzt.

1985 wurden in einem sechsmonatigen Werftaufenthalt in den Howaldtswerken-Deutsche Werft AG in Kiel die Rettungseinrichtungen optimiert, die Unterkünfte, Küchen- und Sanitäreinrichtungen moderni-siert, das Tauwerk erneuert und Platten im Rumpf ausgewechselt. Ein verringerter Personalbedarf ermöglichte der Marine zusätzliche Gemeinschaftsräume, als auch eine Vergrößerung der Spinde der stationierten Kadetten.
Zuletzt wurde dann im Jahr 1995 die Antriebsanlage auf den neuesten Stand gebracht, indem der 1991 eingebaute Antriebsdiesel jetzt auch eine neue Wellenanlage und einen neuen Propeller bekam. Außerdem wurden die Kombüse, die Navigationseinrichtungen und die Funkanlage weitestgehend erneuert und dem Stand der heutigen Technik angepasst.

Während der Führung erläuterte uns Herr Duszynski (WUO) das 3-fach-Steuerruder (jeweils für 6 Personen zu bedienen), die Navigationsgeräte (Kreiselkompassanlage) das Ersatzsteuerruder im Heckbereich (Klavier), den Dienstablauf der Mannschaft, die verschiedenen Dienstbereiche (Offiziersdeck, Mannschaftsdeck; Unteroffiziersdeck) an Bord, sowie den Vorgang des Segelsetzens
und weitere Bordabläufe. Ebenso wichtig betonte er die Bedeutung und Namen sämtlicher „goldenen“ Nägel (hölzerne Befestigungspflöcke für jedes Segel) an der Back- und Steurbordreling als auch mitschiffs, die jeder Kadett im Schlaf auswendig kennen sollte.
Im vorderen Bereich liegen die Back- & Steuerbord-Ankerketten mit jeweils 25m Länge (erweiterbar auf 5x25 Meter) größtenteils steuerbords verwendet. Der am Bug ersichtliche stilisierte See-Albatros ist bereits die 5. Gallionsfigur, diese wurde mehrmals gewechselt, deren Entwurfsform der Bochumer Künstler und ehemalige U-Bootkommandant Heinrich Schroeteler schuf.

Für Wind und Wetter begleitet während der Fahrten ein offizieller Metereologe die Schiffsmannschaft. Zur kulinarischen Versorgung steht eine Kombüse zur Verfügung, 4 Köche und 1 Bäcker versorgen (während Überseefahrten) die Mannschaft mit Essen, Brot-/Backwaren, ansonsten erfolgt die Versorgung über die jeweiligen Binnenschiffshäfen.

Seit der Indienststellung der „Gorch Fock“ im Dezember 1958 wurden ca. 15.000 Offizier- und Unteroffizieran-wärter ausgebildet, und im Verlauf vieler Ausbildungs-reisen besuchte die weiße Bark bisher knapp 400 Häfen in rund 60 Ländern auf fünf Kontinenten. Dabei legte sie mehr als 750.000 Seemeilen zurück, was umgerechnet etwa 35 Erdumrundungen entspricht.

1980 überbot die Gorch Fock während ihrer 62. Ausbildungs-seereise den bis dahin bestehenden Geschwindigkeitsrekord für Verdrängerschiffe um 7 Seemeilen. Innerhalb von 24 Stunden erzielte sie während eines Südweststurms vom 17.-18. November eine Strecke von über 323 Seemeilen. Teil-weise wurde dabei 17 Knoten Fahrt über Grund gemessen.
Ihre Frühjahrstour 2015 führte die Gorch Fock nach dem Auslaufen aus Kiel durch den Öresund an Kopenhagen vorbei und durch das Skagerrak in die Nordsee, von wo sie aus den norwegischen Hafen Bergen ansteuerte. Von da aus ging es dann weiter ins schottische Edinburgh. Danach setzte sie wieder die Segel in Richtung Heimat um am „Hafengeburtstag Freien und Hansestadt Hamburg teilzunehmen. Seit Mitte Mai. Liegt sie wieder im Heimathafen Kiel an der Tirpitzmole – in Erwartung der „Kieler Woche“ vom 20. – 28.Juni 2015, wo sie wieder die „Windjammerparade am Abschlusstag anführen wird.
Ein herzliches Dankeschön allen Verantwortlichen, die diese ausführliche Besichtigung ermöglicht haben, sowie weiterhin „immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel“ für dieses stolze und repräsentative Segelschiff der Bundesmarine.

Weblinks:

Gorch Fock Marine offizielle webseite der Bundesmarine (Sektion Segelschulschiff)

GORCH FOCK (private Internetseite mit Informationen ehemaliger Stammbesatzung

Gorch Fock (Schriftsteller/Johann-Wilhelm-Kinau)

Gorch Fock / WIKIPEDIA

Kieler Woche offizielle Website

Gorch Fock - Windjammerparade

MyHeimat.de - Kieler Woche 2009 Webbericht (A.Platschka)

Media-Links: (You Tube):

YouTube – Gorch Fock – Uoffz.-Ausbildung (Bundesmarine)

Segelsetzen auf der Gorch Fock

• ARD-Mediathek Gorch Fock (http://www.ardmediathek.de/tv/Aktuelle-Stunde/Digi...

Bürgerreporter:in:

Alfred Platschka aus Igling

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