Herbstspaziergang mit Herbstgedanken

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Abends gehe ich am Bach entlang. Leise plätschert das Wasser über die dicken Steine. Die alten Weiden stämmen ihre Wurzel in die Uferböschung. Sie sind kräftig im Stamm, aber ihre Zweige sind lang und dünn. Sie wurden regelmäßig geschnitten. Ihr Laub haben sie fallen lassen denn es ist die Zeit um Allerseelen. Nebel ziehen auf. Majestätisch ziehen die Augen Odins ihre Kreise. Das schwarze Gefieder glänzt selbst jetzt. Der Schrei der Vögel ist durchdringlich und fast warnend. Ich fühle mich beobachtet. Die Raben sitzen in den Bäumen und starren förmlich in meine Richtung. Da war doch was. Sind sie nicht Booten des Todes? Unglücksraben? Haben sich nicht böse Zauberer in die Tiere verwandelt oder sind es die Weisen Weggefährten, die Dich vor gefahren warnen. Da, sie Schreien schon wieder. Mich gruselt. Die Alten Bäume scheinen alle anderen Geräusche zu verschlucken. Der Rabe neigt den Kopf und schaut mich genau an. So als wolle er sagen keine Angst ich pass schon auf. Es wird gesagt, Raben spüren das Unheil. Selbst im Tower of London werden sie gehalten. Die Legende sagt, wenn es keine Raben mehr im Tower gibt, wird England untergehen. Haben sie wirklich so viel Macht? Ihre Schreie jedenfalls gehen mir unter die Haut. Am Boden liegen Kastanien und Eicheln. Einige bunte Blätter haben einen Teppich ausgelegt als wollten sie den Mensch in den Wald einladen. Ich nehme die Einladung an und streife durch leise durch das Gehölz. Ein Eichelhäher protestiert lautstark. Selbst im Wald lässt der Nebel meine Haare feucht werden. Es ist kalt, aber der Duft des Herbstwaldes ist so stark und beruhigend das ich die Zeit vergesse. Auf einer Lichtung wird der Nebel wieder dichter. Dort steht einsam eine alte Ruine. Die alten dicken Mauern sind vom Moos und Laub bedeckt. Was war das wohl für ein Gebäude?? Meine Hände wollen über die moosbewachsenen Steine streichen. Ich schließe meine Augen, um die Mauer besser fühlen zu können. Das Moos ist kalt, nass und weich. Blätter liegen locker oben auf als wollen sie alles verdecken. Die Frage ,,Warum ist das alles verlassen worden ?,, schießt mir durch den Kopf. War es die Pest die ,die Menschen von ihrem Zuhause vertrieb? War es die Armut, die die Menschen in die Stadt ziehen ließ. Stadtluft macht frei, dieser Satz kommt mir in den Sinn. Was haben diese Mauern wohl erlebt?? Wurde der Ort vielleicht einfach geplündert und dem Erdboden gleichgemacht in einem der vielen Kriege? Die alten Mauern wollen mir ihr Geheimniss nicht verraten. Der Weg führt mich wieder an einen kleinen Bach, der in einen Fluss mündet.Ich wandere am Fluss entlang, bis ich zu einem Stumpf eines Baumes komme. Dieser Stumpf ist breit und glatt geschnitten. Dieser Baum war ein alter, mächtiger Baum, als er noch lebte.Ich mache einen Stop und meine Blicke gehen die Böschung hinunter über den Fluss. In der Vergangenheit müssen die Äste dieses Baumes ein Schatten spendendes Blätterdach über das Ufer und Teile des Flusses gestreckt haben. Doch seine Zeit ist vorbei. Jetzt nutze ich ihn als Sitzplatz ein Aussichtspunk. Der Nebel steigt aus dem Fluss, über das Ufer, hinauf durch Gras und Hecke. Er verdeckt die Sicht in die Ferne. Was auf diesem Wanderweg noch kommt, kann man nur erahnen. Nur schwache Umrisse zeigen sich. So als ob uns die Natur sagen will: Schau so ist das Leben. Du erkennst nur einen Bruchteil von dessen, was ist, was kommt, und dem, was geschehen ist. Der Nebel zeigt dir Umrisse von dem, was kommt. Wenn es dir nicht gefallen will, was du da siehst, kannst du nur versuchen, einen anderen Weg zu gehen. Aber anhalten wirst auch du den Fluss des Lebens nicht! So wie ein Blatt auf dem Wasser des Flusses getrieben wird, genau so treiben wir durch das Leben. Wir erleben den Moment, wir erkennen einen Teil von dem, was kommt und der Nebel des Vergessens schluckt Stück für Stück die Erinnerung an das, was geschehen ist. Wie ein Schleier, der sich über das was wir erlebt haben legt.Ein Schleier, der alles schluckt, bis nur noch Umrisse zu erkennen sind. So ist das Leben, du musst es leben, ob du willst oder nicht. Manches wird man nicht verhindern können, für andere Dinge kann man beim Erkennen der Umrisse im Nebel der Zukunft einen neuen Weg gehen. Ob dieser dann der Richtige ist, kann man auch nicht sehen, denn wir erkennen nur ein Bruchstück auf unserem Weg auf dem Fluss des Lebens. Sicher ist nur Eines. Am Ende des Flusses ist das Meer. Am Ende des Lebens steht der Tod. Was wir aus unserem Leben machen, ob wir etwas erleben oder ob wir nur so Treiben wie ein Blatt auf dem Fluss, das entscheiden wir selbst. Alles was wir tun oder auch nicht tun ergibt eine Reaktion im Nebel der Zukunft. Jeder muss für sich entscheiden, welcher Weg in den Nebel der Richtige für einen selber ist. Noch niemanden ist es gelungen einfach stehen zu bleiben und zu warten, bis sich der Nebel des Lebens lichtet. Der Fluss des Lebens bleibt nicht stehen. Er hat Überraschungen, Strudel und Schnellen für uns bereit. Aber in einem Fluss gibt es auch Stellen, an denen das Wasser ruhig und leise, gemütlich und friedlich seinen Weg zum Meer findet. Wir befinden uns auf einer Nebelwanderung. Wir nennen es Leben!

Bürgerreporter:in:

Nicole Freeman aus Heuchelheim

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