Von Inselmenschen.....(Erster Teil)

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Es gibt sie, die Inselmenschen. Ich bin einer von ihnen. So wurde Helgoland zu meiner zweiten Heimat. Wie anders kann es sein, dass ich hier auf MyHeimat etwas von meiner Heimat berichten will. Aber ihr werdet darin wenig bis nichts darüber finden, was euch in Geschichtsbüchern oder Lexika viel besser angeboten wird.

So werde ich eine kleine Liebesgeschichte erzählen, die Liebe zu meiner kühlen Freundin hoch oben in der jetzt schon wieder kalten und stürmischen Nordsee. In den letzten Jahren fahren viele in dieser Zeit zum Grünkohlessen von Cuxhaven aus nach Helgoland, obwohl es dort Grünkohl vielleicht nur im einen oder anderen Kleingärtnerfleckchen auf dem Oberland gibt. Die Beliebtheit dieser touristischen Ausflüge kommt vielleicht daher, dass ein Grünkohlgericht nach einem stürmischen Rundgang entlang der Klippen besonders gut schmeckt in einer der vielen Kneipen. Auch der Schnaps danach und gelegentlich schon davor, ist von besonderer Qualität, wenn er sich im Sturm verdient wurde. Die frohe Runde einer Grünkohlgesellschaft blüht nicht nur deswegen besonders gut. Nein, diese Insel hat die Fähigkeit, eine besondere Geselligkeit entstehen zu lassen. Ihre Kleinheit lenkt den Blick auf Wesentliches, draußen und drinnen. Das Festland und die Welt sind weit weg. So mit dem gehörigen Abstand verändert sich der Blick. Grünkohl und Schnaps allerdings brauchte man dafür nicht.

Fange ich an von Helgoland zu schreiben, dann ist das Schwärmen nicht mehr weit, wie ihr bereits bis hierher bemerkt habt. Bei einem meiner letzten mehrwöchigen Aufenthalte dort schrieb ich ein Tagebuch, aus dem ich zitieren will…….

„Heute schrieb ich einen Brief….

Liebe Heidi!

Föhr ist sehr schön und ich liebe auch Amrum. Aber auf Helgoland "läuft man nicht nur die Wege ab".

Das Meer, der Himmel mit seinen Wolken und vor allen Dingen das Licht verändern sich ständig und sie erzählen ihre Geschichten. Das gilt besonders jetzt in der eher stillen Jahreszeit. Wenn man an den Klippen entlang über das Oberland sich beim Laufen gegen den Wind stemmt und die Möwen im Vorbeiflug den Kopf nach dem einsamen Wanderer drehen, dann ist jeder Weg immer wieder neu. Und dann gibt es da auch die stillen Momente auf einer geschützten Bank mit dem Blick an den unendlichen Horizont und in die rauschenden Wellen. Und so ganz nebenbei erholt man sich in der klaren Luft und geht gerne am Strand der Düne auf Entdeckungsreise. Jetzt im Winter, da gibt es noch die inzwischen große Familie der Kegelrobben, die in den vergangenen Wochen ihren Nachwuchs bekommen haben. Natürlich ganz zu schweigen von der Vogelwelt, die für die Kenner noch ein Eigenes zu bieten hat.

Bei mir war es schon vor Jahrzehnten eine "Liebe auf den ersten Blick" und sie hält noch immer. Ich erkenne oft die Gesichter der Menschen, die hier leben und von dem einen oder anderen kenne ich auch dessen Geschichte. Sie ist mir auch deswegen so sympathisch, diese kleine Welt, die mitten in der Nordsee über die Jahrhunderte ihren großen Kampf führt.

Ich lese zurzeit in den Büchern des Inseldichters James Krüss, dessen Werke einen internationalen Rang bekommen haben. Und wenn ich über die Insel gehe, dann begegnen mir viele bedeutende Namen, die hier ihre Spuren hinterlassen haben. Aber auch für die deutsche Geschichte ist diese Insel ein besonderer Ort. Für mich ist da der nachhaltigste Eindruck der des Aufbauwillens. Im großen Krater, dem heutigen Mittelland, steht die Paracellsus-Nordseeklinik-Helgoland. Unweit von ihr haben die Kinder einen großen naturbelassenen Bolzplatz. Gibt es ein schöneres Zeichen, das man dem Wüten des Krieges und der Gewalt entgegensetzen kann? An vielen Stellen der hoch über das Meer aufragenden Klippen kommen alte zerfallene Reste von Festungsanlagen ans Licht. Sie sind überwundene Vergangenheit und die Natur zeigt, wie sie die Stärkere ist. Auch das grüne Oberland ist durch die Bombentrichter eine Hügellandschaft geworden, auf der heute Schafe (Heidschnucken) friedlich grasen.

Helgoland ist ein Sinnbild für den Wiederaufbau und den Frieden geworden und so dicht mit der deutschen und europäischen Geschichte verwoben, dass es nicht nur eine touristische Bedeutung haben sollte. Deshalb bin ich froh, dass die Helgoländer am Klippenweg mit kleinen Pyramiden hierauf einen kurzen Blick werfen lassen.

An dieser Insel kann man nicht achtlos vorübergehen.

Erst gestern führte ich im Café Krebs an der Falmmauer mit dem Bäcker und Konditor, Jahrgang 1938, ein kleines Gespräch beim Tee. Mit dem Blick auf die Düne waren wir uns einig, dass die Insel und die Helgoländer die Beachtung und Achtung unseres ganzen Landes verdient hätten. Nein, sie lamentieren nicht, diese Helgoländer. Sie sind stolz und sie wissen anzupacken. Das haben sie schon bewiesen. Ich mache mir da keine Sorgen für ihre Zukunft. Aber ich weiß auch, dass sie uns auf dem Festland nicht gleichgültig sein dürfen.

Diese Insel ist "meine Insel" und ich hoffe, sie wird im Bewusstsein unseres Landes auch "unsere Insel" werden und bleiben!

Ich grüße Dich herzlich!
Gerhard“

Das Kurmittelhaus liegt gleich neben dem Schwimmbad und ist nur durch einen kleinen Deich und eine Kaimauer von der Nordsee getrennt. Gleich gegenüber liegt die kleine Insel, die „Düne“ genannt ist. Dahinter im Osten – wie man weiß – geht die Sonne auf. Aus meinem Appartement sah ich genau über die Düne hinweg in diese Richtung. Noch bevor es Tag wurde hockte ich in eine warme Decke gepackt am Fenster zum Balkon und beschrieb dies so…..

Zeitlos in der Zeit

Im süßen Schlummer liegt der Morgen
Und schüchtern ist das Licht
Nichts will mich da besorgen
Bis dass der Tag anbricht

Für diese Stunde will ich leben
In der befriedet ist die Zeit
Wo gute Geister stille weben
Hinein in eine Ewigkeit

Damit will ich hier enden. Wenn es euch gefallen hat, dann werde ich gerne noch weiter schreiben von einer zweiten "MyHeimat" und euch auf eine winterliche Insel mitnehmen, die jetzt in ihre wohl schönste Jahreszeit geht.

Helgoland

Auf meiner Insel lebt die Welt
Hier ins Meer ist sie gestellt
Ein roter Felsen mit grünem Land
Und in der Sonne weißem Strand

Mein müdes Herz lernt wieder fliegen
Steigt mit den Möwen hoch hinauf
Wird alle Düsternis besiegen
Lässt frohem Leben leichten Lauf

© Gerhard Falk

Bürgerreporter:in:

Gerhard Falk aus Dautphetal

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