Geschichtliches aus Döhren-Wülfel: Die Wolle hatte eine eigene Eisenbahn

Heute ist die ehemalige Eisenbahnbrücke für Spaziergänger und Radfahrer gedacht.
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Wer von der Leineinsel zum Rodelberg wandert, überquert die Leine auf einer Brücke aus Stahlfachwerkträgern. Dieses Bauwerk wurde um 1908 errichtet und diente der Werkseisenbahn der Döhrener Wolle als Weg zum ehemaligen westlichen Betriebsgelände. Nur noch diese Brücke und der Straßenname „An der Wolle-Bahn“ erinnert daran, daß die Wolle einst eine eigene Eisenbahn besaß.

Die Döhrener Wolle hatte zwar als Betriebssitz die günstige Lage an der Leine im Bereich der früheren Wassermühle gewählt. Der Bahnhof Wülfel lag jedoch mehr als zwei Kilometer vom Gelände der Fabrik entfernt und an den späteren Straßenbahnanschluß über die Frobösestraße dachte noch niemand. Eine Anschlussbahn musste deshalb her. Am 21.November 1881 schloss die Döhrener Wollwäscherei- und Kämmerei mit dem Eisenbahnbetriebsamt einen Vertrag über den Bau einer 2,5 Kilometer langen „schmalspurigen Straßenbahn“. Schon im März des nächsten Jahres nahm diese Bahn den Betrieb auf. Aus Kostengründen verlegte die Fabrik zunächst nur meterspurige Gleise. Die Schmalspurschienen führten zu einer Umsetzanlage westlich des Wülfeler Bahnhofes (1885 auf die Nordseite verlegt). Obwohl diese Bahn als „Döhrener Dampfstraßenbahn“ bekannt wurde, mußten in den ersten Jahren auch Pferde noch ihren Dienst versehen und Waggons ziehen. Die Schmalspurbahn verfügte über drei Dampflokomotiven. 1882 wurde eine Winterthur mit den Namen „Hannover I“ gebaut, 1887 kam eine Hagans hinzu und 1899 kaufte die Betriebsleitung der Wolle eine weitere Dampflok dieses Typs gebraucht von der Haderslebener Eisenbahn in Dänemark.

1910 hieß es dann Abschied nehmen von der Schmalspur. Die Wolle stellte den Betrieb auf Normalspur um und verkaufte die vorhandenen Fahrzeuge. Zwei neue Dampfloks wurden nun angeschafft. Es handelte sich um eine nagelneue Hanomag-Lok, die man auf den Namen „Döhren I“ taufte und um eine schon 1882 konstruierte Lokomotive Typ Hohenzollern, die den Namen „Döhren II“ erhielt. 1957 kam eine Verstärkung in Form einer gebrauchten belgischen Lok (La Meuse, gebaut 1940) hinzu. Sie hieß - natürlich - „Döhren III“. Bis 1966 dampfte die Werkseisenbahn vom Fabrikgelände über die heutige Neckarstraße Richtung Bahnhof Wülfel. Dann kaufte die Wolle eine Diesellok und die alten Dampfrösser wurden überflüssig. Mit der Betriebsstillegung der Wolle in den 70iger Jahren des vorigen Jahrhunderts kam schließlich auch das Ende der Werksbahn.

Heute ist die ehemalige Eisenbahnbrücke für Spaziergänger und Radfahrer gedacht.
Im Vordergrund die Eisenbahnbrücke der Werksbahn, dahinter das Verwaltungsgebäude der Döhrener Wolle (Zustand um 1975).
Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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