Geschichtliches aus Döhren-Wülfel: Döhren war der Hauptort des „Kleinen Freien“

Ein Wegenamen in der Leineaue erinnert an das Kleine Freie. 2009 enthüllte die damalige Bezirksbürgermeisterin Christine Ranke-Heck das Namensschild.
  • Ein Wegenamen in der Leineaue erinnert an das Kleine Freie. 2009 enthüllte die damalige Bezirksbürgermeisterin Christine Ranke-Heck das Namensschild.
  • hochgeladen von Jens Schade

Die drei Dörfer Döhren, Wülfel und Laatzen bildeten einst das „Kleine Freie“. Noch heute fühlen sich die Schützengesellschaften der drei Orte dadurch verbunden. Was hat es mit diesem Begriff auf sich?

Sein Ursprung liegt in den „Freien vor dem Nordwalde“ In diesem Gebiet wußten sich die Bewohner die alten überkommenen Freiheitsrechte zu erhalten. Die Bauern wurden trotz der feudalen Gesellschaftsordnung keine Unfreien. Sie hatten das Recht zum teilweisen oder ganzen Verkauf ihres Grund und Bodens, besaßen das freie Jagdrecht, durften Waffen tragen und Bier brauen, hatten Vorrechte bei den öffentlichen Abgaben und besaßen natürlich auch ein eigenes Wappen. Das Wappen vom Kleinen Freien kann jeder bei einem Spaziergang in der Leineaue bewundern. Es ist an der modernen Leinebrücke im Zuge der Wilkenburger Straße auf Initiative von Günter Porsiel nachgebildet worden. Die Töchter der Freien durften darüber hinaus bei der Hochzeit ihr Haar offen auf den Rücken hängen und frei fliegen lassen. Auf der anderen Seite stand dann allerdings auch die Pflicht zum Kriegsdienst. Die Freien mußten eine eigene Kompanie stellen, Waffen und Ausrüstungsgegenstände selbst unterhalten. So fand Hobby-Historiker Günter Porsiel heraus, daß sich auch der bekannte hannoversche Unternehmer Johann Duve als er in Döhren wohnte, sich in die Musterungsrolle eintragen lassen mußte.

Um den Ursprung des Freien gibt es verschiedene Theorien. Vielleicht lag es an der Grenze zwischen dem Welfenreich und dem Bistum Hildesheim. Jeder Seite versuchte, sich der Gefolgschaft der Bevölkerung zu versichern und bestätigte deshalb die alten Rechte. Andere führen die Freiheitsrechte auf die Ansiedlung von freien Franken im besetzten Sachsenland zurück. Wahrscheinlich handelte es sich aber um sogenannte „Rodungsfreiheiten“, die den Neusiedlern gewährt wurden.

Das Freie splitterte sich in einem Nordteil um Ilten herum auf (später das „Große Freie“ genannt) und eben in einem kleinen Westteil, das „Kleine Freie.“ Döhren war der Hauptort des Kleinen Freien. Hier stand die Mutterkirche. In Wülfel und Laatzen gab es nur kleine Kapellen, die nach Döhren eingepfarrt waren. Bis in die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg hat sich übrigens in kirchenrechtlicher Hinsicht dieser Verbund erhalten. Politisch wurde das Kleine Freie schon 1907 geteilt. In diesem Jahr kamen die Dörfer Döhren und Wülfel zu Hannover, Laatzen aber blieb selbständig.

Im 13. Jahrhundert gelang es den welfischen Fürsten, die Freien unter ihre Landeshoheit zu bringen. Im Juni 1671 wurde das „Kleine Freie“ vom „Großen Freien“ abgetrennt und gelangte unter die Landesherrschaft des Herzogs Johann Friedrich von Calenberg . Dieser Welfenfürst hatte familiäre Hilfe geleistet und Herzog Georg Wilhelm von Celle bei der Niederwerfung von aufmüpfigen Braunschweiger Untertanen unterstützt. Zum Dank trat dieser die drei Dörfer an Calenberg ab. Schon am 29. Juni.1671 baten die Untertanen in einen Bittschrift an ihren neuen Landesherrn um Bestätigung der althergebrachten Rechte. Mit diesen Rechten blieben auch die Pflichten bestehen. Das Kleine Freie stellte wieder eine eigene Kompanie, die nun dem hannoverschen Quartier zugeordnet wurde.

Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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