An manchen Mord mahnt ein steinernes Kreuz

Der Brüningstein in Linden gehörte eigentlich zu einer Gerichtsstätte.
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Am 20. Oktober 1413 wurde Brüning von Alten erschlagen. Ein Ritter namens „von dem Haus“ tötete ihn im Streit um einen Jagdfalken. Vier Jahre später einigte sich der Täter mit der Familie des Opfers. In einem Sühnevertrag verpflichtete sich der Edelmann, für das Seelenheil des Toten einen Kreuzstein am Tatort aufzustellen. Jahrhundertelang stand dann das Mahnmal nahe der Ihmebrücke am Schwarzen Bären in Hannover-Linden. Erst um 1715 herum verschwand der Stein. Solche Steinkreuze waren im Mittelalter sehr verbreitet. Die Rechtsdenkmale wurden vom 13. bis zum 16. Jahrhundert entweder dort errichtet, wo ein Mensch gewaltsam ums Leben kam, oder sie markierten alte Gerichtsstätten.

In Hannover gibt es nur noch wenige dieser uralten Kreuzsteine im Original – in Bothfeld und in Linden. Ein viertes Kreuz wurde vor einigen Jahren als Nachbildung wieder aufgestellt. Noch im 18. Jahrhundert konnte das heutige Stadtgebiet hingegen eine ganze Reihe dieser Flurdenkmale aufweisen.

Sechs Steine zählte die ehemalige Lindener Gerichtsstätte am rechten Ufer der Ihme. Der Nachwelt blieb davon nur ein einziges Kreuz erhalten. Es handelt sich um einen sogenannten Scheibenkreuzstein, der seine neue Heimat am Von-Alten-Garten in der Posthornstraße gefunden hat. Er dient jetzt als Ersatz für den verloren gegangenen Brüning-Stein. Um 1890 erhielt das Denkmal seine Inschrift eingemeißelt, die an den Ritter Brüning von Alten erinnert.

Der Sage nach haben im Mittelalter die Bothfelder Kreuzsteine einen teuflischen Spuk aus der Gemeinde vertrieben. Heute warten derlei Aufgaben nicht mehr auf die beiden Denkmale, die nun in und an der Bothfelder Kirche zu finden sind. Sie wurden irgendwann einmal von der Feldmark zum Gotteshaus gebracht. Den einen mauerten die Bothfelder im Kirchturm ein, der zweite Stein galt lange Zeit als verschollen. Erst bei Aufräumarbeiten im Turm wurde das wertvolle Denkmal 1978 in einer Ecke unter viel Gerümpel wieder aufgefunden.

In Kirchrode standen bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts drei Kreuzsteine. Auf dem Grundstück "Bi den Kruzen", etwa 200 Meter von der St. Jacobi-Kirche entfernt, haben sie gestandne. Noch um 1850 bemühtte sich der Kirchenvorstand um den Erhalt der Kreuze. Doch heute sind aber ebenso verschwunden wie die vier Steinkreuze vom Döhrener Turm (Südstadt). Von denen hat der hannoversche Chronist Johann Redeker aber immerhin noch eine Zeichnung überliefert. Danach muss es sich um vier Scheibenkreuzsteine gehandelt haben. Nach Redeker sollen diese vier Kreuze an die Untaten eines Raubmörders erinnern. „Am Ende des Dreißigjähriges Krieges geriet ein hannoverscher Patricius namens Hänschen von Rode in so große Gottlosigkeit und Bosheit, dass er in der Gegend der Stadt raubete und mordete“, notierte Redeker und fuhr fort: „ Es steht dahin, ob die vier Gedächtnissteine beym Döhrner Thurme nicht ihren Ursprung auch von ihm haben, gleichwie man saget, dass sie selbigen von Jasper Hahnebut und Caspar Reuschen,zweenen Mördern, haben.“

Auf Jasper Hahnebut, der am 4. Februar 1653 vor den Toren Hannovers wegen seiner Taten gerädert wurde, und seinen Kumpanen Caspar Reuschen führt Redeker auch das Weiße Kreuz zurück, das seit 1980 wieder den Weiße-Kreuz-Platz schmückt. Der Originalstein ging nach 1730 verloren. Der frühere Mitarbeiter im Stadtarchiv und Heimatforscher Helmut Zimmermann bezweifelte jedoch die Theorie Redekers ganz entschieden. „Die spätgotische Form weist auf einen älteren Ursprung hin“, sagte er einaml dem Verfasser dieser Zeilen. Einen Mordfall als Ursprung des Weißen Kreuzes mochte aber auch Helmut Zimmermann nicht ausschließen. In alten Urkunden fand er Hinweise auf einen Leichenfund am Weißen Kreuz. 1725 hat dort ein gewisser Jakob Brase beim Sandabfahren die Reste eines Kinderskeletts entdeckt.

In der List nahe beim Welfenplatzes soll noch im 19. Jahrhundert ebenfalls ein weiterer Kreuzstein gestanden haben.

Auf dem Kirchhof der ehemaligen KLosterkirche in Marienwerder ist ebenfalls ein Teil eines geheimnisvollen Steines zu finden. In ihm ist ein sogenanntes Wiederkreuz eingerillt. Niemand weiß, was es mit diesem in Stein verewigten Kreuz auf sich hat und von welchem Ereignis es kündet. Das Denkmal wahr sein geheimnis. Überseinen Ursprung berichtet keine Überlieferung.

Zu den Kreuzsteinen zählen die Wissenschaftler auch den sogenannten "Sieben-Männer-Stein" vond er Aegidienkirche. Der Scheibenkreuzstein stand zuerst an der Marienkapelle. Er kam dann nach St. Aegidien, wo heute (das Original ist im Historischem Museum) eine Nachbildung zu bewundern ist. Der Stein soll an "Hannovers sieben Spartaner" erinnern, die bei der Verteidiung des Döhrener Turms Ende des 15. Jahrhunderts starben.

Im Museumsmagazin lagert daneben noch der Rest eines weiteren Kreuzsteines. Das Monument hat die Form eines Scheibenkreuzes. Das Steinkreuz stammt aus der Sammlung des früheren Vaterländischen Museums.

Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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