Fototipps: Bewegung im Foto

Bild 1: Mitziehen. Der Rennradler ist scharf, der Hintergrund verwischt. Für den Betrachter signalisiert dies "schnelle Bewegung".
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  • Bild 1: Mitziehen. Der Rennradler ist scharf, der Hintergrund verwischt. Für den Betrachter signalisiert dies "schnelle Bewegung".
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Bewegte Dinge im Standbild: Manchmal stellt sich uns Hobbyfotografen die Frage, wie wir sich schnell bewegende Motive am besten im Foto einfangen. Davon soll in dieser Folge meiner Fototipps die Rede sein.

Neulich war bei uns in Döhren (das ist ein Stadtteil von Hannover) ein Radrennen mit teilweise durchaus auch überregional bedeutenden Radsportlern. Anhand von drei Bildbeispielen, die an diesem Renntag entstanden sind, sollen einmal die grundlegenden Möglichkeiten von "Bewegung im Bild“ gezeigt werden.

Sollen sich bewegende Motive scharf auf dem Foto abgebildet werden, brauchen wir eine „schnelle“ Verschlusszeit (Bild 3). „Schnell“ bedeutend hier „kurz“. Je nachdem, wie schnell die Eigenbewegung des Objekts ist – eine Schildkröte dürfte geringere Anforderungen an die Verschlusszeit stellen als etwa ein dahinjagender Windhund - und natürlich auch abhängig vom Aufnahmewinkel (bewegt sich das Motiv parallel zur Kamera, dann muss die Belichtungszeit kürzer sein, als wenn es sich im spitzen Winkel entfernt oder nähert) kann die erforderliche Verschlusszeit noch relativ lang ausfallen oder muss schon extrem kurz sein. Um das gesichert abschätzen zu können, hilft eigentlich nur viel Erfahrung und Ausprobieren.

Je kürzer die Belichtungszeit, umso mehr müssen wir dann die Stellschrauben an den beiden anderen wichtigen Einstellwerten nachjustieren. Das Licht wird ja nicht mehr, wenn wir ein laufendes oder fahrendes Motiv fotografieren. Weil bei einer kurzen Belichtungszeit eben auch nur kurz Licht auf den Sensor fällt, gilt es im Gegenzug die Blende weiter zu öffnen oder die ISO-Empfindlichkeit zu erhöhen. Tipp: wer gerne mit Automatiken und Motivprogrammen fotografiert, sollte entweder das „Sportprogramm“ wählen (das bevorzugt kurze Belichtungszeiten) oder die Blendenautomatik nutzen, bei der wir der Kamera die gewünschte Belichtungszeit vorgeben (oft mit „S“ bezeichnet, kommt von „ shutter priority“); die passende Blende wird dann von der Kamera ermittelt.

Die Folge bei kurzen Belichtungszeiten: die Bewegung unseres Hauptmotivs wird quasi eingefroren, es erscheint vollkommen scharf. Manchmal ein Problem: die Umgebung ist ebenfalls vollkommen scharf, unser Motiv scheint dadurch stillzustehen. In vielen Fällen macht das nichts, weil wir aus unserem Erinnerungsschatz schöpfen und wissen, dass sich das Motiv bei der Aufnahme bewegt haben muss. Dann „sehen“ wir oft auch im Foto eine Bewegung, obwohl die Zeit im Bild eingefroren wurde. Aber bei einer Reihe von Motiven funktioniert das nicht so gut. Was müssen wir tun, um die Bewegung im Foto selbst irgendwie darzustellen?

Da hilf dann nur, die Belichtungszeit zu verlängern (und im Gegenzug die Blende zu schließen und/oder den ISO-Wert zu verringern). Damit erreichen wir einen tollen Wischeffekt. Weil sich unser Objekt der fotografischen Begierde während der Aufnahme weiter bewegte, hat es auf einem Foto an verschiedenen Stellen des Films oder unseres Chips einen Lichteindruck hinterlassen. Das kann ganz gut wirken, hat aber den Nachteil, das möglicherweise unser Objekt nicht mehr so genau zu erkennen ist (vgl. Bild 2).

Nun kann es vorkommen, dass wir aber genau das nicht möchten. Unser Hauptmotiv soll vielmehr zumindest in Teilen noch scharf zu sehen sein, gleichwohl soll sich aber auch Bewegung im Bild zeigen. Es gibt einen Trick, um dies zu bewerkstelligen. Er nennt sich „mitziehen“ (Bild 1). Wir wählen wieder eine relativ langsame Verschlusszeit und versuchen, mit der Kamera der Bewegung zu folgen. Klappt die Sache, ist unser Hauptmotiv scharf, der Hintergrund aber durch die Eigenbewegung der Kamera verwischt (klingt besser als verwackelt). Ergebnis: Wir glauben Dynamik und Bewegung im Foto zu sehen. Die Technik des Mitziehens ist nicht ganz einfach. Trotz viel Übung haut es nicht bei jedem Bild hin. Zu analogen Zeiten konnte das dann ein relativ kostspieliges Vergnügen werden, im Digitalzeitalter schlagen dagegen nur noch ein (sehr geringer) Stromverbrauch und ein gewisser Abnutzungseffekt an der Kameramechanik zu Buche. Wir können also – wenn sich wie bei einem Radrennen die Motive wiederholen – nach dem „Schrottschuss-System“ öfters unser Glück probieren, ohne an den Filmverbrauch denken zu müssen. Hinterher lassen sich am Display oder Computermonitor die gelungen Aufnahmen aussortieren und der Rest wird einfach wieder gelöscht.

Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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