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Auf dem "Roten Faden" durch Hannover

Auf dem "Roten Faden" durch Hannover (©Katja Woidtke)
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Was für ein Schmuddelwetter! Aber wer frische Luft mit einer Prise Kultur tanken will, lässt sich von dem bisschen Herbstwind und den Regenwolken nicht abhalten, auf Fototour zu gehen. Und den „Roten Faden“ pustet auch der stärkste Wind nicht weg. Damit Touristinnen und Touristen in Hannover nicht den Faden verlieren und an die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt geführt werden, hat die Stadt Hannover einen roten Strich auf die Gehwege gemalt. Folgt ihm doch einmal wieder und lest im Begleitheft interessante Informationen zu den einzelnen Gebäuden und Plätzen nach. Da der „Rote Faden“ als Rundweg konzipiert ist, könnt ihr an jeder beliebigen Stelle einsteigen.


Los geht es für uns am Neuen Rathaus. An der städtischen Bauverwaltung lässt das Wappenportal des alten Maultierstalles erahnen, welcher Prunk in Hannover herrschte, als Hannover Residenzstadt war. Unter dem von einem Löwen und Einhorn gehaltenen Wappen steht der Wahlspruch der britischen Monarchen: "Dieu et mon droit" - "Gott und mein Recht"

Wir folgen dem Faden Richtung Friederikenplatz. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht das im klassizistischen Stil gebaute Laveshaus. Georg Ludwig Laves war von 1816 an Hofbaurat in Hannover und prägte das damalige Stadtbild durch zahlreiche Bauten. So erbaute er 1832 das Wangenheimpalais gleich nebenan. Heute trifft mit dem grünen Luft-Boot von Massimo losa Ghini (einer künstlerisch umgesetzten Bushaltestelle in Hannover) vor dem Wangenheimpalais moderne Kunst auf Klassizismus.

Mit der Waterloosäule wird an die gewonnene Schlacht gegen Napoleon bei Waterloo erinnert. Die Siegessäule wurde nach einem Entwurf von Laves gebaut. Am Hauptstaatsarchiv steht das Denkmal für einen an der Schlacht beteiligten General, Carl von Alten. Er wohnte damals im von Laves umgebauten Friederikenschlösschen. Vom Friederikenschlösschen finden wir auf unserer Tour über den "Roten Faden" heute nichts mehr. Es wurde Mitte der 60er Jahre abgerissen. Das Hauptstaatsarchiv dagegen wird auch heute noch als Archiv genutzt. Es wurde Anfang des 18. Jahrhunderts von Remy de a Fosse gebaut.

An die alte Flusswasserkunst über die Leine am Friederikenplatz erinnern nur noch die Köpfe alter Flussgötter aus Sandstein. Die nach dem Krieg nahezu unbeschadete Flusswasserkunst wurde ebenfalls in den 1960er Jahren abgerissen. Mit einer Erweiterung des Landtages droht dem "Platz der Göttinger 7" das gleiche Schicksal. Dieses Denkmal für die Göttinger Professoren, die 1837 gegen die Aufhebung der Verfassung im Königreich Hannover protestiert hatten, steht gleich an der Leine vor dem Landtag. Der "Rote Faden" führt uns jedoch erst einmal am Leineschloss und dem Neuen Tor vorbei. Im Mittelalter stand an dieser Stelle ein Kloster. Nachdem Hannover Residenzstadt wurde, ließ Herzog Georg von Calenberg hier das Leineschloss bauen. Hier auf der Seite zur Leine soll Graf Königsmarck wegen seiner Affäre mit Sophie Dorothea ermordet und in den Fluss geworfen worden sein. Beweise dafür gibt es aber wohl nicht.

Dort wo heute die Autos an uns vorbeirauschen, war bis zum 2. Weltkrieg die Leineinsel mit dem Armenviertel der Altstadt. Nach dem Krieg wurde der Leinearm zugeschüttet und das breite Leibnizufer darauf angelegt. Zwischen Altstadt und Calenberger Neustadt steht der Duvebrunnen, der an den hannoverschen Kaufmann und Bauunternehmer Duve erinnert. An der Kreuzkirche werden wir mehr über ihn erfahren.

Doch zuerst werfen wir einen Blick über die Leine auf die bekannte Silhouette der Altstadt mit Beginenturm und Zeughaus. Der Beginenturm war Teil der Stadtbefestigung. Das Zeughaus nebenan hatte ursprünglich kein Flachdach, sondern einen Fachwerkaufbau mit Satteldach und mehreren Gaubenfenstern. Heute hat das "Historische Museum" dort seine Räume. Vorbei an den knalligen Nanas geht es über die Leinebrücke zum Hohen Ufer.

Wer nun ein paar Stufen zur Leine herabsteigt, kann die Tür zu einem alten Geheimgang sehen. Hanebuths Gang führte einst unter der Stadtmauer hindurch bis in die Altstadt. Am Denkmal, das auf die alte Pferdetränke an der Leine hinweist, verlassen wir das Hohe Ufer und gehen durch das Marstalltor Richtung Altstadt. In der Burgstr. finden wir das älteste Bürgerhaus Hannovers mit seinen zahlreichen Schnitzereien an der Front. Durch den Goldenen Winkel führt uns nun unser Weg direkt zur Kreuzkirche mit der Duve-Kapelle. Der schlaue Geschäftsmann ließ auf dem Turm der Kreuzkirche eine Taube anbringen und konnte so Schleichwerbung für sich machen. Im Platt hieß Taube nämlich Duve.

Weiter geht es auf dem "Roten Faden" Richtung Ballhof. Einen beonders schönen Blick auf den Turm der Kreuzkirche habt ihr, wenn ihr euch hier noch einmal umdreht. Am Ballhofplatz fällt gleich das Theater ins Auge, das ursprünglich Mitte des 17. Jahrhunderts als Halle für das Federballspiel gebaut wurde. Im Dezember lockt hier der wohl urigste Teil des Weihnachtsmarktes zahlreiche Gäste aus Hannover und der Region.

Habt ihr den Spaziergang auf dem Faden als Tagesausflug geplant? Dann lohnt sich jetzt ein Abstecher in das Historische Museum. Neben zahlreichen Ausstellungsstücken zur Stadtgeschichte und den Prunkkutschen des Königshauses gibt es hier interessante, wechselnde Sonderausstellungen.

Wo Wünsche wahr werden

Am Holzmarkt wurde Anfang der 80er Jahre das Wohnhaus von Gottfried Wilhelm Leibniz wieder aufgebaut. Leibniz kam Ende des 17. Jahrhunderts an den hannoverschen Hof. Der Holzmarktbrunnen ist auch als Wunschbrunnenbekannt. Dreht doch einmal den Ring am schmiedeeisernen Gitter und wünscht euch etwas. Vielleicht geht ja auch euer Wunsch in Erfüllung?

Bevor wir durch die Kramerstr. Richtung Marktkirche gehen, werfen wir noch einen Blick auf den Fuß vor der Kneipe "Barfuß". Uriger Blickfang mitten in der Altstadt.

An der Ecke Kramerstraße/Knochenhauerstraße findet ihr ein Kreuz im Straßenpflaster. Von diesem Punkt aus könnt ihr alle vier Kirchen der Altstadt sehen. Direkt vor uns erhebt sich der mächtige Turm der Marktkirche. Kaum zu glauben, dass er wegen Geldmangels nicht so hoch gebaut wurde wie ursprünglich geplant und die Turmspitze ihren eigenwilligen Baustil aus dieser Not heraus bekam. Wenn ihr genügend Zeit mitgebracht habt, solltet ihr auch das Innere der Kirche besichtigen.

Wir setzen unseren Weg auf dem "Roten Faden" zum Alten Rathaus fort. An der Gerichtslaube befand sich früher der Pranger der Stadt. Wer genau schaut, findet die Öse, an der die Verurteilten angekettet wurden. Gleich neben dem Portal befindet sich im Mauerwerk ein Fratzenkopf. Er gehörte zu einem der Wahrzeichen, die Handwerksburschen auf ihrer Walz in Hannover gesehen haben mussten. Da wir unsere Tour an einem Sonntag unternommen haben, kommen wir nicht in Versuchung, uns in der Markthalle zu stärken. Wir kürzen an dieser Stelle wegen qualmender Füße ab, heben uns Bahnhof, Kröpcke und Oper für eine weitere Tour auf und gehen direkt zur Aegidienkirche.

Die Kirchenruine ist heute eine Gedenkstätte für die Opfer von Kriegen und Gewalt. Am 6. August findet hier jährlich eine Gedenkveranstaltung zum Bombenabwurf auf Hiroshima statt. Dann wird auch die Friedensglocke geläutet. An der Aegidienkirche befindet sich der Spartanerstein, der wie der Fratzenkopf am Alten Rathaus zu einem der sieben Wahrzeichen in Hannover zählte.

Am Rest der alten Stadtmauer vorbei führt der "Rote Faden" nun zum Neuen Rathaus. Auf über 6000 gegrundeten Buchenpfählen wurde das Wahrzeichen Hannovers Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut. Zur Einweihung kam sogar Kaiser Wilhelm II. zu Besuch. Nicht nur für Touristinnen und Touristen ist die Fahrt im Schrägfahrstuhl auf die Rathauskuppel lohnenswert. Von hier hat man eine traumhafte  Aussicht   auf die Altstadt, den Maschsee und das Stadion. Wer keine Höhenangst kennt, traut sich bestimmt, während der Fahrt einen Blick durch den gläsernen Boden des Fahrstuhles zu werfen. Alle anderen schauen einfach im Rathaus die verschiedenen Stadtmodelle an.

Bei der Tourist-Information im Rathaus könnt ihr übrigens auch Führer zum "Roten Faden" käuflich erwerben.

Bevor es zurück zum Auto geht, werfen wir noch einen Blick auf die moderne Fassade des Kestner-Museums. Hier gibt es u.a. eine Sammlung zur ägyptischen Kunst und von antiken Kulturen. Ein Besuch lohnt nicht nur zu den Sonderausstellungen.

Nähere Informationen zum "Roten Faden" gibt es hier:

http://www.hannover.de/de/tourismus/info_angebote/...

Auf dem Blauen Faden unterwegs

Für die Sehenswürdigkeiten in der Calenberger Neustadt gibt es den "Blauen Faden". Eine interessante und lohnende Tour. Mehr davon findet ihr hier: Blauer Faden Hannover

Quellen:

"Der Rote Faden"
"Hannover - Rundgänge durch die Geschichte" von Ekkehard Oehler-Austin
"Sonntags-Spaziergänge" von Ehrengard Burkhardt

Hier gibt es weitere tolle Ausflüge um Hannover: Mit Katja durch Hannover

Bürgerreporter:in:

Katja Woidtke aus Langenhagen

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