Friedhöfe als Parkanlagen – Grünanlagen in und um Hannover

Friedhöfe sind Kulturlandschaften.
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Jeder von uns geht irgendwann und wohl auch häufiger auf einen Friedhof. Sei es nun zu einer Trauerfeier oder um danach das Grab eines verstorbenen Verwandten zu besuchen. Dort kann man dieser Person noch einmal nahe sein, sich an sie erinnern. Und derjenige, der gestorben ist, ist nicht wirklich tot. Er lebt in unserer Erinnerung weiter. Und sicher ist das auch für uns selber ein gutes Gefühl, wenn wir Spuren hinterlassen werden, wenn wir nicht vergessen sein werden, und wenn wir in der Erinnerung anderer Menschen weiter leben werden.
Man kann einen Friedhof auch an einem „Tag der offenen Tür“ besuchen, selbst das Krematorium in Lahe. Dabei erfährt man viel Interessantes über unsere letzten Ruhestätten, und man kann sich schon einmal Gedanken darüber machen, wie und auf welche Art man denn selber einmal bestattet werden möchte.
Doch Friedhöfe bieten noch mehr als dieses. Oft sind es Parklandschaften. Besonders der Seelhorster, der Ricklinger, der Engesohder und ganz besonders der Stöckener Friedhof mit seinem großen See und der Insel darin. Dort findet man Ruhezonen außerhalb der mehr oder weniger hektischen Stadtbereiche. Dort gibt es viel Grün. Verschiedenste Baumarten, Hecken und freie Flächen. Dort fühlen sich auch viele Tiere wohl, die dort einen Lebensraum gefunden haben. Und es macht einfach Freude, dort kreuz und quer herum zu spazieren oder sich mit einem Buch auf eine Bank zu setzen.

Und natürlich gibt es eine Menge zu entdecken, verschiedenste Gräber oder Grabanlagen aus unterschiedlichen Zeiten. Die Friedhofs- und Grabkultur ist auch ein Spiegel unserer Zeit. Ob wie heute eher nüchterner, oder wie früher oft aufwändiger. Es ist interessant, durch die Grabreihen zu gehen und sich die unterschiedlichsten Grabanlagen anzuschauen. Dabei sind es natürlich in erster Linie die älteren, die das Flair eines Friedhofs ausmachen. Am besten kann man das auf dem Stöckener und dem Engesohder Friedhof erkennen. Dort gibt es die schönsten Grabmale. Ob Familienmausoleen, Grüfte, steinerne oder bronzene Engel, ob erotische Skulpturen (siehe auch Erotik in Stein und in Bronze) oder Jesusdarstellungen. Die Vielfalt ist groß und eine Darstellung der hannöverschen Bildhauerkunst. Oft staunt man über die bewegungslosen Figuren mit ihren lebendig wirkenden Gesichtszügen. Sie scheinen aus dem Leben heraus erstarrt zu sein, einer Momentaufnahme gleich. Und oft staunt man über ihre Vollkommenheit und Schönheit.
Und natürlich kann man auch die Gräber vieler bekannter Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Indrustrie oder Kultur entdecken, die in der hannoverschen Historie von Bedeutung waren. So zum Beispiel das des Kunstsammlers Hermann Kestner, aus dessen Sammlung das gleichnamige Museum entstanden ist. Das Grab des ehemaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Hinrich Wilhelm Kopf. Das von Gartenbaudirektor Julius Trip. Des SPD-Vorsitzenden Kurt Schumachers. Das Grab des Bildhauers Ernst Bandel, der das Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald erbaut hat. Das Grab von Walter Bruch, dem Entwickler des Farbfernsehens. Das des Kolonialpolitikers Carl Peters. Das Grab des Künstlers Kurt Schwitters. Das des Flugpioniers Karl Jatho. Oder auf dem über 450 Jahren alten jüdischen Fridhof in der Nordstadt das Grab der Großeltern von Heinrich Heine.
Und manche haben es sogar zu Weltruhm gebracht, wie zum Beispiel die Astronomin Caroline Herschel, Schwester des noch bekannteren Bruders Friedrich Herschel. Charlotte Kestner, die Goethe im Werther als Lotte verewigt hat. Oder auch der Entzifferer der Keilschrift, Georg Friedrich Grotefend. Nur diese wenigen will ich nennen aus einer langen Reihe von prominenten Namen. Die Gräber vieler Persönlichkeiten wären eigentlich einen eigenen Bericht wert, doch diesen würden sie damit sprengen. Vielleicht ein anderes Mal an anderer Stelle.
Nicht weniger interessant sind die älteren Friedhöfe der Stadt wie zum Beispiel der Nikolaifriedhof am Klagesmarkt, der Gartenfriedhof an der Marienstraße, die beiden jüdischen Friedhöfe in der Nordstadt, die aus Sicherheitsgründen - und das ist sehr traurig, dass es so sein muss - leider geschlossen oder abgesperrt sein müssen, oder auch die auf den umliegenden Dörfern, wo an manchen uralten Kirchen auch noch alte Grabsteine aus verschiedenen Jahrhunderten stehengelassen wurden. So zum Beispiel in Wilkenburg oder in Algermissen. Dort, aber auch an der Neustädter Marktkirche in der Calenberger Neustadt und vereinzelt an anderen, findet man oft Grabsteine aus vier Jahrhunderten. Leider ist es nicht möglich, diese alle zu erhalten, obwohl es doch wichtige Zeitzeugnisse sind. Es fehlen einfach die finanziellen Mittel dazu.
Jedem der Interesse an Natur, Historischem und Kultur hat, kann ich empfehlen, mal einen Spaziergang über die verschiedenen Friedhöfe zu machen. Man kann sich ja einige aus den 31 Friedhöfen des Stadtgebietes heraussuchen. Es gibt viel an Schönem und Interessanten zu entdecken. Und manchmal ist auch Staunen oder sogar Wundern angesagt. Nicht immer müssen es die Eilenriede, die Herrenhäuser Gärten oder der Maschsee sein. Hannover hat noch viel mehr als diese bekannten Grünanlagen zu bieten, und es macht einfach Spaß sie zu erkunden.

Siehe auch: Parkanlagen und Grüngebiete in und um Hannover

Bürgerreporter:in:

Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode

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