Familie Emmelmann - 110 Jahre in Bothfeld

Jens-Michael Emmelmann, Buchautoren Karin/ Heinfried Spier und ehemalige Mitarbeiter der Karosseriefabrik Emmelmann gruppieren sich zu einem Foto.
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Im Jahr 1906 verlässt der Stellmachermeister Emil Emmelmann (*1868 ϯ 1935) sein Heimatdorf Isernhagen und zieht mit seiner Familie in das benachbarte Bothfeld, um in der Sutelstraße 34 wieder eine Werkstatt einzurichten.
Gut 20 Jahre später (1927) kauft der Handwerksmeister für seinen Sohn Adolf (*1899 ϯ1986) ein 8000 m² großes Grundstück an der Sutelstraße in Klein-Buchholz*. Hier gründet Adolf Emmelmann am 1. Januar 1928 eine Karosseriefabrik, die Omnibus-Aufbauten für Reisebusse unterschiedlicher Größe auf Fahrgestellen von Büssing-NAG, Daimler-Benz, Ford, Hansa-Lloyd, Krupp, Opel und Magirus herstellt.

Nach dem 2. Weltkrieg werden zunächst viele Üstra-Busse mit Emmelmann-Aufbauten ausgestattet, später fertigt das Klein-Buchholzer Werk überwiegend nur noch Karosserie-Aufbauten für die Fa. Büssing. Bis zu 650 Mitarbeiter in der Spitze passieren die Werkstore. In den frühen 1970-er Jahren werden die Gewinnmargen aber immer schmaler, es gibt einfach zu viele (größere) Wettbewerber. Bedingt durch die Insolvenz der Firma Büssing, beschließt man 1975 die Firma solvent und sozialverträglich zu schließen. Die Betriebsangehörigen bekommen eine Abfindung und/oder werden in neue Beschäftigungsverhältnisse überführt.
Zunächst repariert die Fa. MAN in den Werkstatthallen noch Busse einiger Verkehrsunternehmen, spätestens nach dem Brand einer Halle (1988) wird die Produktion beendet. Auf dem Werksgelände siedeln sich Firmen an, darunter Meffert, Aldi und das Gemüse- und Blumengeschäft Scholz, dessen Inhaber eine besondere Art des Umgangs mit Kunden pflegte, ein Original im besten Sinne.

Schließlich hat Gründer-Enkel Michael Emmelmann (*1949 ϯ2005) eine famose Idee: Einrichtung eines großen Verbraucher-Zentrums mit Lebensmitteln und Non-Food–Produkten. Im Juli 2003 ist es soweit: Der Einkaufspark Klein-Buchholz öffnet seine Pforten. Ein zweiter Bauabschnitt erfolgt 2009 mit dem Zukauf eines Üstra-Grundstücks. Heute führt Gründer-Urenkel Jens-Michael Emmelmann die Geschäfte. Nach bisher unbestätigten Meldungen soll es bald eine weitere Bautätigkeit durch Zukauf eines Grundstücks der Fa. Wirth-Zaunbau geben.

Am 22. Oktober 2016 staunen viele Einwohner Bothfelds nicht schlecht. Vor den ehemaligen Betriebshallen der hannoverschen Verkehrsbetriebe Üstra steht ein Büssing-Omnibus Typ T 4500, Baujahr 1955 mit Emmelmann-Aufbauten. In mehr als 3 Jahren restauriert vom Verein „Traditionsbus Osnabrück“, gegr. 2005, der auch die Fahrt, 65 Km in der Stunde schnell, nach Hannover organisierte. Mit an Bord waren der 1. Vorsitzende Ludger Krampf und weitere Helfer.
Eingeladen hatten Heinfried und Karin Spier geb. Meißner, die ein in gemeinsamer Arbeit erstelltes Buch über die Firma Emmelmann vorstellen, das den Titel trägt „Die Karosseriefabrik Adolf Emmelmann – Hannover“, Band 1/ 1928 bis 1949. Drei weitere Bände sollen noch folgen. Wie kam es zu dieser Publikation? Otto Meißner, Großvater der Mitautorin Karin Spier, arbeitete von 1948 bis zum Betriebsende 1975 im Karosserie-Werk. Bei dessen 80. Geburtstag entsteht die Idee, doch ein Buch über die Firmengeschichte der Karosseriebauer-Familie Emmelmann zu veröffentlichen. Kurz überlegt, dann getan. Über 2500 Bild- und Textdokumente werden zusammengetragen, die teilweise auch von ehemaligen Mitarbeitern stammen, die sich immer noch zum geselligen Beisammensein treffen. Das nächste Treffen findet übrigens am 28. Oktober diesen Jahres im Traditions-Gasthaus Dehne/ Isernhagen statt.
Auch zur Buchvorstellung waren viele ehemalige Betriebsangehörige anwesend, stellvertretend seien Jürgen Engling, Alfons Sauer und Günter Kurapkat genannt.
Einkaufzentrums-Chef Jens-Michael Emmelmann bedankte sich im Namen der Familie Emmelmann für die Fleißarbeit der Autoren Heinfried und Karin Spier. Jürgen Jacobi, ein weiterer Autor, soll nicht unerwähnt bleiben.

Leider kommt es gegen Ende der Feierlichkeiten zu einem Missgeschick. Der vorgestellte Büssing-Oldtimer sollte zu einer kleinen Rundfahrt starten, die Teilnehmer hatten schon Platz genommen, die Sammelbüchse wurde schon kräftig geschüttelt, der Fahrer nahm Platz, aber der Bus setzte sich nicht in Bewegung. Ludger Krampf vom Verein „Traditionsbus Osnabrück“ konnte den Bus nach mehrmaligen Versuchen zwar starten, schnell wurde aber auslaufendes Wasser und Öl unter dem Wagen entdeckt. Vermutliche Ursache: ein undichter Zylinderkopf. SHIT HAPPENS!!!

Das vorgestellte Buch, 80 Seiten stark mit umfangreichem Bild- und Textanhang, ist zum Preis von 22,80 Euro bei Böhnert, Einkaufspark Klein-Buchholz, zu erwerben.

*Klein-Buchholz verschwindet durch einen Ratsbeschluss der Landeshauptstadt vom 20. Dezember 1979 von der Landkarte. Das Emmelmann-Gelände gehört danach zu Bothfeld

Bürgerreporter:in:

Bernd Sperlich aus Hannover-Bothfeld

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