Namenlose Gräber - Termin 19.11.

19. November 2015
10:00 Uhr
Friedhof Öjendorf, 22119 Hamburg
Grabkreuz für Andre Heinz Martinßen auf dem Weg zu seinem Bestimmungsort - dem Öjendorfer Friedhof im Mai 2014.
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  • Grabkreuz für Andre Heinz Martinßen auf dem Weg zu seinem Bestimmungsort - dem Öjendorfer Friedhof im Mai 2014.
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18 Monate ist es her, dass ich mit einem Kreuz auf den Schultern vom Hamburger Hauptbahnhof zum Öjendorfer Friedhof fuhr, um am Grab des Obdachlosen Andre Heinz Martinßen ein Grabkreuz aufzustellen. Wochen zuvor war der damals 49-Jährige in einem Zelt unter der Hamburger Kennedybrücke an einer Lungenentzündung gestorben. Medien hatten darüber berichtet. Am 29. April 2014 wurde Andre Heinz Martinßen auf dem Öjendorfer Friedhof in einem Reihengrab bestattet. Kein Name - kein Datum.

Rückblick:

Öjendorfer Friedhof - Feld 205, Grabnummer 205-03-156. Als ich im Frühjahr des vergangenen Jahres den Obdachlosen Andre Heinz Martinßen zu Grabe trug, hatten die Gräber der Verstorbenen ohne Angehörige noch keine Namen. Überall steckten nur diese kleinen gelben Sichtreiter in der Erde, mit nur einer Nummer darauf und ich fragte mich, wie das denn sein könne? "Im Tod nur eine Nummer"? Wie sollen Freunde und Bekannte am Grab denn trauern, wenn nur diese Nummer in der Erde steckt? Gibt es nichts, woran man die Trauer auch fest machen kann? Kein Datum, kein Hinweis? Nicht mal ein Name?

Was passiert mit Menschen, die sterben und niemanden mehr haben, der sich um ihr Grab kümmert? Wo und wie werden Menschen bestattet, die kein Geld haben für ein reguläres Grab?

Diesen und anderen Fragen bin ich nachgegangen, mit zum Teil erschreckendem Ergebnis.

(Ausführlicher Bericht ab 23.11.)

Anfänge hier: https://maxbryan.wordpress.com/2015/11/17/namen-auf-graebern-termin-19-11/

Und ich fand heraus, dass das Hamburger Bestattungsgesetz standardmäßig keine weiteren Leistungen vorsieht. Kein Kreuz, kein Stein, kein Name, nur eine Nummer, die Verstorbene ohne Angehörige mit auf´s Grab bekamen und jahrelang wurden mittellose Menschen so bestattet. Darunter auch Andre Heinz Martinßen, er war obdachlos und wurde nur 49 Jahre alt. Hier in einem Video von 2013: http://www.youtube.com/watch?v=A9P0QEqhEVg&list=UU...
Am 29. April des vergangenen Jahres wurde er bestattet, in einem Reihengrab - ohne Name - ohne Datum - fast wie anonym - was tut die Stadt.

Nachfrage bei der Hamburger Friedhöfe AöR und "Nein", mehr sei nicht vorgesehen, wenn der Verstorbene keine Angehörigen mehr hat, dann sei dies das "Standardverfahren", das heißt, der Verstorbene wird in einem Reihengrab auf dem Öjendorfer Friedhof beigesetzt und Grabkreuze oder dergleichen seien "hierfür nicht vorgesehen", teilte ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage hin mit (April 2014).

Freiwillige Helfer von Hinz & Kunzt bauten dem "Andy" dann ein Grabkreuz. Aufnahmen vom April 2014 und die gute Nachricht ist: Heute braucht es keine Grabkreuze mehr, denn die Stadt hat reagiert und alle waren sehr bemüht. Fortan erhalten Verstorbene ohne Angehörige einen Stein mit auf´s Grab, mit einem Namen und einem Datum darauf - das der Geburt und das des Todes und das meine Damen und Herren, ist eine wunderbare Entwicklung - IM TOD NICHT LÄNGER NUR EINE NUMMER - IM TOD AUCH EIN NAME, das ist das, was wird.

- EINLADUNG -

Liebe Leser, am Donnerstag, den 19.11.2015 ist es soweit. Die Zeit der namenlosen Gräber ist vorbei. Zusammen mit Hamburgs Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit weihen wir die neuen Gräber auf dem Öjendorfer Friedhof in Hamburg ein. Freunde und Bekannte des Verstorbenen sowie alle Interessierten sind herzlichst hierzu eingeladen.

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TERMIN: 19.11.2015 - 10 Uhr - Friedhof Öjendorf
Manshardtstraße 200 - 22119 Hamburg
Grabfeld Nr. 318
- Einen Friedhofsplan finden Sie hier:
http://www.friedhof-hamburg.de/fileadmin/Dateien/p...
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Anfahrt & Allgemeine Info
http://www.friedhof-hamburg.de/oejendorf/kurz-info...

Programm:

10.00 Trompetenstück zur Einführung (Gero Weiland)
10.04 Begrüßung durch Wolfgang Purwin, Geschäftsführer der Hamburger Friedhöfe -AöR- oder Rainer Wirz, Bereichsleiter Friedhöfe der Hamburger Friedhöfe -AöR-.
10.06 Rede der Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit
10.16 Andacht mit Friedhofspastorin Erler, begleitende Trompetenmusik
10.30 Rede Max Bryan - "Wie alles begann - Nachruf Andre Heinz Martinßen"
10.45 Ende der Veranstaltung. Im Anschluss können Gäste Blumen auf Steine ihrer Wahl legen.

DANKE AN ALLE - die daran mitgewirkt haben - das Projekt "Namensplaketten auf Steinen" für Verstorbene ohne Angehörige zu realisieren. Vielen Dank dafür!

Bürgerreporter:in:

Max Bryan aus Hamburg

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