Meraner Höhenweg

Ausgang des Meraner Hohenweges (Weg 24) vom Gasthof Hochmuth aus
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  • Ausgang des Meraner Hohenweges (Weg 24) vom Gasthof Hochmuth aus
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Der Meraner Höhenweg ist einer der eindrucksvollsten und abwechslungsreichsten mehrtägigen Höhenwege in den Alpen. Er umrundet die Texelgruppe, deren höchste Erhebungen 3700 m übersteigen. Man kann ihn - je nach Kondition und Gehgeschwindigkeit - in 6 - 10 Etappen bewältigen.

Der Wanderer beginnt ihn am besten oberhalb von Meran. Mit der Hochmuth-Bahn fährt er in vier Minuten hinauf zum Hochmuter in einer Höhe von 1360 m. Hier kann er sofort starten oder noch eine Nacht im Gasthaus Hochmuth verbringen. Vom Balkon des Gästezimmers hat er einen schönen Ausblick auf Dorf und Burg Tirol, das dem ganzen Land einst den Namen gegeben hat, und das tief eingeschnittene Etschtal.

Am nächsten Tag steigt der Wanderer von Hochmuth zunächst auf zur Leiter-Alm (1522 m), wo er ein Erfrischungsgetränk zu sich nehmen kann. Denn jetzt heißt es, steiler bis zum Hochgang-Haus (1839 m) aufzusteigen, überwiegend durch Wald. Dort öffnet sich ein großer Kessel, aus dem mehrere Bergspitzen der Texelgruppe herausragen.

Die nächste Teiletappe wird schwieriger. Denn im Bereich von Seitentälern der Etsch geht es mehrmals über Stiegen auf und nieder. So kommt der Wanderer zum Kreuz auf der Hohen Wiege, von wo aus er abermals einen wunderbaren Blick über das Etschtal genießen kann. Auf drahtseil- und nylonseil-geschützten Pfaden führt der Weg über die Tablander-Alm (1788 m) zur Nassereit-Hütte (1523 m). Wer gut zu Fuß ist, kann sich noch bis Giggelberg (1565 m) auf den Weg machen, wo der Wanderer bei einem Bauern Unterkunft findet.

Die nächste Etappe führt nach Patleid. Bis Hochforsch (1555 m) ist der Weg zunächst recht bequem. Danach setzt ein schwierigerer Weg mit viermaligem Auf- uns Abstieg durch tief eingeschnittene Täler des Lahnbaches und seiner Nebenbäche ein. An ausgesetzten Stellen ist der Weg mit Drahtseil gesichert. Warntafeln weisen auf Steinschlaggefährdung hin. Lange vorher sieht der Wanderer schon auf der gegenüberliegenden Trogschulter den Pircher Hof (1445 m), den er aber wegen des mehrmaligen Auf- und Abstiegs doch erst später als gedacht erreicht. Die Wegzeiten, die im Internet und in Touristenbüros angegeben werden, können von ungeübten Wanderern über 60 Jahren, mit Gepäck bis 10 kg kaum bewältigt werden. Trotzdem ist der Wanderweg auch für wenig Geübte hinreißend schön. Auf dieser Teilstrecke erfährt er fast subtropische Vegetation. Er schreitet durch Lärchenwälder mit Wacholder-Sukkulenten. Das Gebiet ist besonders niederschlagsarm. Über die Höfe Grub (1377 m), Galmein (1384 m) gelangt er nach Lint (1464 m). Wer im Gasthof in Patleid (1386 m) übernachten will, muss ein wenig vom Meraner Höhenweg absteigen.

Am nächsten Tag muss der Höhenwanderer zunächst wieder nach Lint aufsteigen, um zu dem Meraner Höhenweg zu gelangen. Der weitere Weg durch Wiesen ist bequemer. Der Wanderer kann den Ausblick bis zur Zufall-Spitze und dem Cevedale genießen. Dann biegt er auf der Höhe ins Schnalstal ein. Er hat einen Blick auf das Kirchdorf Katharinaberg, das in der Ferne unter ihm liegt. Beim Hof Want lädt eine kleine Kapelle zur Stille und zum Gebet ein. Durch Lärchenwald und über Wiesen erreicht der Wanderer den alten Hof Untervernatsch, der urkundlich schon im 13. Jahrhundert erwähnt wird. Auch wenn die Etappe kürzer ist als die vorausgegangenen, lohnt ein Verbleib in dem wunderschönen Holzhaus von 1583.
Die Bäuerin bereitet zum Abend eine sehr schmackhafte Knödelmahlzeit.
Wenn gerade Sonn- oder Festtag ist, nimmt die bäuerliche Familie vielleicht auch den müden Wanderer mit dem Auto mit zum feierlichen Gottesdienst in der Kirche von Katharinaberg. So haben wir es wenigstens erlebt.

Am folgenden Tag wird der Höhenweg fortgesetzt im Pfossental, das vom Schnalstal abzweigt. Über Nassereidhof geht der Weg aufwärts zum Vorderkaser und Mitterkaser (1954 m). Die heutige Alm war bis 1909 Bauernhof mit Ackerbau (Kartoffel, Gerste, Hafer). In der alten Stube des einstigen Bauernhofes wird ein schmackhaftes Mittagsmahl bereitet. So gestärkt kann der Wanderer über die Rableid-Alm, die vor Jahren durch eine Lawine zerstört wurde, aufsteigen zum Eishof (2076 m), der auf Alpinisten eingestellt ist.

Der nächste Tag fordert zu größerer Anstrengung heraus. Es gilt 900 m Aufstieg zum Eisjöchl (2895 m) und zur Stettiner Hütte zu bewältigen. Der Steig ist für Alpenverhältnisse relativ breit. In Mussolini-Zeit wurde er ausgebaut, in den oberen steileren Partien ist er aber z.T. verfallen, so auch ein interessanter Tunneldurchbruch. Selbst bei regnerischem Wetter hört man die Murmeltiere.
Wagemutige Alpinisten können von hier die Hohe Wilde (3480 m) besteigen. Man könnte auch sofort ins Pfelderer Tal absteigen. Wir zogen vor, bei bereits herbstlichem Wetter in der hoch gelegenen Stettiner Hütte (Rifugio Petrarca) zu bleiben. Unsere Nacht war unruhig aufgrund von Starkregen, Hagel, Sturm und Steinschlag. Ein solches Unwetter dürfte aber die Ausnahme sein.

Bei herbstlichem Wetter stand am nächsten Tag der 1000 m-Abstieg zum Pfelderer Tal an. 4 Wegarbeiter waren schon dabei, den in der Nacht in Mitleidenschaft gezogenen Weg zu reparieren. In steilen Kehren geht es abwärts. Aus einer nahen Steilwand brachen Steine aus und rollten zu Tal. Wir erlebten den Alpenweg z. T. in den Wolken, so dass er nicht immer leicht zu erkennen war. Bei sonnigem Wetter ist der Abstieg sicher problemlos. Plötzlich öffnete sich aber auch uns der Blick ins Pfelderer Tal mit der Laziner-Alm (1858 m), wo es Milch zu trinken gibt und eine für Südtirol typische Gerstensuppe angeboten wird. Auch an Apfelkuchen und Sachertorte kann sich der Wanderer erfreuen. Ab der Laziner-Alm steigt der Weg bis Pfelders (1622 m) langsamer ab. In diesem schmucken Alpenort laden einige kleinere Hotels und Gasthöfe zum Verweilen ein.

Auf der nächsten Etappe wird der Pfelderer Bach mehrmals überquert. Am Klettergarten vorbei führt der Weg über den Fuxensteig hinunter nach Inner- und Ausserhütt. Hier treffen wir wieder auf die typische Landschaft des Meraner Höhenwegs: einsame Wälder, Lichtungen und Bergbauernhöfe. Der Weg führt nach Christl, oberhalb von St. Leonhard, dem Hauptort des Passeiertales.

Von Christl kann auch noch ein lohnender Abstecher zur Ulfas-Alm unternommen werden, aufwärts durch Wald und Wiesen und den Matatzer Waalweg, der vor Jahrhunderten zur Bewässerung künstlich angelegt wurde. Wenn man Glück hat, trifft man bei der Alm einen Akkordeon-Spieler, der Tiroler Lieder singt und jodelt. So sind die Strapazen der Vortage schnell vergessen.

Auf dem weiteren Höhenweg von Christl aus hat der Wanderer den Ausblick auf die Sarntaler Alpen. Von Matatz aus steigt der Wanderer zum Kalbenbach ab, wo das Tal gequert wird. Bei Magdfeld steigt er wieder auf eine Höhe von 1000 m. Der Weg führt recht bequem von Hof zu Hof, von Weiler zu Weiler bis zum Longfallhof im Spronsertal, von wo ein Abstecher zu den Spronser Seen lohnt.

Zuvor ist vom Gasthof Walde ein Abstecher zu den Obersthöfen zu empfehlen. Von der Terrasse des Gasthofes Unteröberst hat der Einkehrende einen phantastischen Ausblick auf Hirzer und Ifinger in den gegenüber liegenden Sarntaler Alpen.

Die letzte Etappe, auf der der Wanderer die Umrundung der Texelgruppe, beendet, führt vom Longfallhof zunächst aufwärts zur Gaststätte Talbauer    (1209 m) und dann zum Gasthof Hochmuth. Glücklich und froh erreicht der Wanderer seinen Ausgangspunkt. Man darf ein wenig stolz sein über die geschaffte Leistung.
Wenn sie gründlich geplant ist, darf sie mit entschlossenem Willen durchgeführt werden. Man ist schließlich sogar so gut eingelaufen, dass man die letzte Etappe in den vom Alpenverein vorgesehenen Stunden erreicht.

Wer noch etwas Zeit hat, kann sich in den nächsten Tagen im Dorf Tirol mit seiner großartigen Burg oder auch in der malerischen Stadt Meran erholen.

Bürgerreporter:in:

Manfred Hermanns aus Hamburg

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