Granada in Andalusien: das Paradies auf Erden

Blick auf die Alhambra vom Restaurant Las Tomasas in grellem Sonnenlicht
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  • Blick auf die Alhambra vom Restaurant Las Tomasas in grellem Sonnenlicht
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Auf die Frage eines Fluggastes in der Iberia-Maschine nach Madrid, ob sie rechtzeitig lande, denn er müsse den Anschluss nach Granada erreichen, antwortet der Steward: „Oh, Sie wollen nach Gran Canaria.“ - „Nein, nach Granada“, und er erläutert auf Spanisch: „en Andalucía“. Ein anderer Fluggast hört das Gespräch mit und sagt: „Wir wollen auch nach Gran Canaria.“

Da wundert man sich schon, wie wenig bekannt Granada ist. Wo doch die zum UNESCO-Kulturerbe erklärte Alhambra, die größte und wohl weltberühmte Sehenswürdigkeit der Stadt zu besichtigen ist. Jenes Bauwerk - nein, jene Stadt in der Stadt -, von den Mauren mit Festung, Wohnhäusern für die hohen Beamten - der Medina -, Palästen und grandiosen Innenhöfen, den Patios, für den Sultan von Al-Andalus und Emir von Granada, seine Familie samt Haremsdamen und mit einer riesigen wasserreichen Parkanlage, dem Generalife, im 13. Jahrhundert erbaut. Jahrhundertelang war die Alhambra Palast, Zitadelle, Festung und Residenz der nasridischen Sultane, die die „Rote Burg“ in ein majestätisches Kunstwerk verwandelten, von den Flüssen Genil und Darro eingerahmt. Nur das gemeine Volk hatte dort nichts zu suchen, es musste draußen bleiben.

Der Besucher staunt immer wieder über die ideenreich verzierten Patios, Kuppeln und Wandstrukturen in bunten Kacheln, Alabaster und Marmor und die feinen Holzvertäfelungen an Decken und Wänden. Unter den Tausenden Schätzen sind einige sichtbar und gleichzeitig verborgen wie die Inschriften in den Wänden. Für uns nur Verzierung, aber es ist Poesie, es sind Gedichte, eingemeißelt in Mauern, Wände, Bögen, Nischen und Brunnen, wohl auch zum Lobe Allahs, den großen Gott der Muselmanen. Figurative Kunst vom Feinsten, alles wohl behalten und umgeben vom Klang plätschernden Wassers, von Gärten, Parks und Wäldern. Im der perfekt gepflegten Parkanlage Generalife wachsen Granatäpfel, Orangen, Zitronen, Quitten, Feigen, Mandelbäume und die schönsten Pflanzen und Blumen. Ein Paradies auf Erden, das von rund 2.000 Gästen am Tag besucht wird.
Wohl dem, der eine Eintrittskarte ergattert!

Vom Mirador San Nicolás, einer hoch gelegenen und mit viel Puste zu erklimmenden Aussichtsterrasse sind die überdimensionalen Ausmaße der Alhambra-Anlage gut zu erkennen. Als besonderes Extra erblickt man daneben, natürlich im Hintergrund, die Schneegipfel der Sierra Nevada mit den zwei höchsten Bergen, dem Mulhacén (3.482 m) und der Veleta (3.394 m). Sie sind zugleich auch die höchsten Gipfel der Iberischen Halbinsel. Die Sierra Nevada ist das zentrale Gebirgsmassiv der Betischen Kordillere und liegt südöstlich von Granada. Beste Aussicht genießt man auch von den Restaurants, die sich dort oben zuhauf verteilen, besonders elegant „Las Tomasas“, Carroñ de San Agustin, 4.

Allein die mit runden Steinen und Steinmustern gepflasterten engen Gassen, die sich Menschen und Fahrzeuge teilen müssen, sind sehenswert, wenn auch gewöhnungsbedürftig. Dicke Schuhsohlen empfehlenswert. Aber die Stadt will besichtigt werden, am Tag und ebenso am Abend. Denn Granada ist ein Mekka für Bar-Hopper. 2.565 Bars gibt es in der Stadt. Somit kommt auf 92 Einwohner eine Bar, vielleicht die höchste gastronomische Dichte, die in Spanien zu finden ist. Und in Granada werden die Tapas im Unterschied zum Rest von Spanien in der Regel noch gratis zum Getränk gereicht, etwa Escalivada, geschmorte Auberginen und Paprika auf Toast, Salami-Scheiben, Iberico-Schinken, Manchego-Käse, Cerdo en Salsa, Schweinegulasch in Soße, Cazón, kleiner panierter Hai, Croquetas, mit Fisch oder Schinken gefüllte Kroketten. Und der Wein von Granada mundet perfekt. Na, wenn das nicht Spaß macht…

Vergnügen bereitet vor allem eine authentische Flamenco-Show im „Templo del Flamenco“ (www.templodelflamenco.com). In dieser im Viertel Albaycin gelegenen 200 Jahre alten Höhle soll der Flamenco am besten interpretiert werden. Wer die Show gesehen hat, kann dem nur zustimmen. Mit Leidenschaft und rassigem Temperament engagieren sich Sänger und Sängerin, Gitarrist, Percussionist auf dem Cajon, Tänzerinnen und Tänzer. Ein Abend voller Ekstase ist einem gewiss. Gut, dass die Tapas vor der Show und nicht dazu serviert werden.

Nur eine knappe Stunde Fahrt durch eine abwechslungsreiche Hochebene der Provinz Granada, in die das Wasser schroffe Canyons eingeschnitten und außergewöhnliche Landschaften geschaffen hat, gilt der Ort Guadix als eine der ältesten menschlichen Siedlungen Spaniens. Unzählige pilzförmige Kamine ragen aus den Erdwällen auf, ein unverwechselbares Zeichen von Guadix. Hier geben nämlich Höhlenwohnungen den Ton an, über 2.000 an der Zahl.
Antonia, die Stadtführerin, weiß, warum. „Ich wohne selbst in seiner solchen Höhle, hier ist es richtig intim und gemütlich. Ein Haus oberhalb der Erde wäre für mich wie ein Gefängnis. Wir leben unter der Erde in ein bis zwei Zimmern. Wer ein drittes braucht, gräbt einfach weiter, die Tonerde ist weich, man braucht sie dann nur weiß zu kalken, und fertig ist der Anbau.“

Vorteilhaft sei auch die Sommer wie Winter gleichbleibende trockene Temperatur von etwa 17 Grad. Selbst die Kirche Cueva Santa de la Virgen de Gracia mit über 400 Jahre altem Fußboden liegt in einer Höhle, auch Hotels, Spas, Whirlpools, ja sogar ein Hamam. „Nur“, so Antonia, „du hast einen Berg über dir.“ Der Eingang gleicht allerdings einem normalen Haus über der Erde, weiß getüncht und mit Vorplatz oder Blumen geschmückter Terrasse.

Die Kirche zeigt, wie viel Raum man in einer Höhle haben kann. Auch eine Wohnung darf besichtigt werden - mit Stoffvorhang am Eingang, einer zweigeteilten Tür dahinter, damit Luft hindurch strömen kann. Heute sind alle diese Wohnungen modernisiert mit Küche und Bad.

Die Küche von Guadix ist noch maurisch geprägt. Hier stehen etwa Migas, das sind in Öl und Knoblauch gebratene Brotkrumen mit Schweinefleisch, oder Perdices en Escabeche, mariniertes Rebhuhn, auf der Speisekarte.

Wem`s gefällt, kann sich im Urlaub dort einmieten. Back to the roots!

Bürgerreporter:in:

Elke Backert aus Hamburg

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