Daniela Böhm:" Wir sollten als Menschen zum Wohle der Tiere bei zwischenmenschlichen Problemen im Tierschutz öfter zurückstecken"- Interview über den Tierschutz mit Daniela,Tochter von Karlheinz Böhm

Daniela Böhm im Interview mit Myheimat über die Tierschutzarbeit und die Vereine | Foto: Norbert Zawe
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Immer mehr Bürger zeigen in den letzten Monaten ihren Frust besonders vor der Deutschen Regierung, die sich fein sauber raushält, wenn es um die Tierschutzprobleme in Rumänien geht. Hier werden Teilweise mit Staatsgeldern die Rechte der Tiere mit Füßen getreten. Zwei Meinungen unserer Staatsoberhäupter Bundespräsident Joachim Gauck und Kanzlerin Merkel haben wir zu dem Thema berichtet. Viele Bürger gehen auf die Straße. Am 17. Mai findet wieder ein Europäischer Aktionstag gegen die Aktionen in Rumänien statt. Auch im Internet findet viel Tierschutz statt. Doch ist das alles Tierschutz, oder sitzen viele nur vor dem PC und klicken " Gefällt mir". In der letzten Zeit wird auch immer deutlicher, dass es in den Tierschutzvereinen immer mehr Zoff untereinander gibt und die Tiere, die im Mittelpunkt der Vereine stehen sollen, auch hier an den Rand gedrängt werden. Die Menschen, die sich eigentlich zum gemeinsamen Helfen zusammengefunden haben, sich gegeneinander ausspielen, als gemeinsam an einem Strang zu ziehen.
Wir haben mit einer bekannten Tierschützerin der Tochter des Schauspielers Karlheinz Böhm, Daniela Böhm, über all diese Themen und auch wie sie zum Tierschutz kam gesprochen

Thomas Rank: Sie sind die Tochter des Schauspielers Karlheinz Böhm.
Sie engagieren sich sehr im Tierschutz. Haben sie die Tierliebe von zu Hause mitbekommen?

Daniela BöhmJa, mütterlicherseits bestimmt. Ich bin ein sogenanntes Scheidungskind und war knapp ein Jahr alt, als sich meine Eltern getrennt haben. Meine Mutter ist eine natürliche Vegetarierin, d.h., von Geburt an hat sie nie Fleisch gegessen, etwas, das in den vierziger Jahren ungeheuerlich war und dann noch so kurz nach dem Krieg. Ich bin mit den Tiergeschichten von Manfred Kyber aufgewachsen, die mich sehr beeinflusst haben, denn er war einer der Menschen, die sich bereits in den zwanziger und dreißiger Jahren für die Tiere einsetzten. Das Engagement meines Vaters für die Menschen in Äthiopien habe ich immer sehr bewundert. Von ihm habe ich gelernt, was es heißt, sich wirklich für eine Sache zu engagieren und vielleicht habe ich ja etwas von seinem Kämpfergeist geerbt.

Thomas Rank: Sind sie als Tierschützerin Vegetarierin?

Daniela Böhm:Ich habe 2007 einen erschütternden Artikel über die Ausbeutung der Milchkühe gelesen und damals begonnen, mich mit der veganen Lebensweise zu beschäftigen. Seit 2010 lebe ich ganz vegan. Zuvor war ich schon über dreißig Jahre Vegetarierin, auch aus ethischer Überzeugung. Ich war damals fünfzehn und auf einem Internat. Das war in den siebziger Jahren und ich wurde als Vegetarierin gehänselt und verspottet. Es war teilweise wirklich schlimm. Ich kann mich noch erinnern, wie ich im Deutschunterricht ein Referat über das Thema Vegetarismus gehalten habe und nicht lange danach hat mir ein Klassenkamerad zwei abgehackte Hühnerkrallen auf meinen Stuhl gelegt.

Thomas Rank: Wie hat Ihre Tierschutzarbeit begonnen?

Daniela Böhm:So richtig begonnen hat sie wieder, als ich anfing, mich mit der veganen Lebensweise auseinanderzusetzen. Da ist der Enthusiasmus meiner Jugend erneut aufgeflammt. Ich habe damals schon geschrieben und dann entstand mein Buch „Heute ist ein ganz anderer Tag“, in dem individuelle Schicksale von Tieren in Erzählungen beschrieben werden, aber auch die realen Fakten, die diesen Schicksalen zugrunde liegen. Fast gleichzeitig habe ich angefangen, mich aktiv einzusetzen: bei Protestaktionen, mit zwei großen Petitionen und auch damit, dass ich auf fellbeisser.net Tierrechtsartikel veröffentlicht habe.

Thomas Rank: Wie schaut bei Ihnen aktiver Tierschutz aus? Wenn ich mich im Internet umschaue, erweckt sich mir teilweise der Eindruck, dass es viele Tierschützer gibt, die nur „Gefällt mir“ und „Teilen“ klicken. Bei vielen, so mein Eindruck, findet der Tierschutz nur auf dem Sofa statt. Das wars dann auch schon. Stehe ich mit dem Eindruck alleine da?

Daniela Böhm:Ich denke, dass aktiver Tierschutz sehr viele Facetten hat. Eine sinnvolle und gutgemachte Petition zu unterschreiben, gehört für mich beispielsweise dazu und erfordert nicht viel Zeit. Eine kleine Patenschaft für ein gerettetes Schwein oder eine Kuh zu übernehmen, ist ebenfalls aktiver Tierschutz. Sicher gibt es Menschen, die sich nicht so einsetzen, obwohl sie vielleicht die Zeit dazu hätten. Aber ich glaube, vielen fehlt sie vielleicht auch einfach. Wie soll eine berufstätige Mutter mit zwei kleinen Kindern sich nebenbei aktiv engagieren? Aber selbst solche Menschen gibt es und vor denen habe ich viel Respekt. Ich kenne sehr viele, die sich trotz eines langen Arbeitsalltages und Sonstigem noch nebenbei für die Tiere einbringen. Aber ich gebe Ihnen recht: nur auf Facebook zu liken oder etwas zu posten, ist ganz bestimmt zu wenig. Mein Vater hat immer wieder betont, dass der Hauptantrieb für sein Engagement in Äthiopien die Wut gewesen ist, aber dass der Wut immer eine Handlung folgen muss. Wut allein bringt nichts, man muss sich auch für eine Sache einsetzen.

Thomas Rank: Sie sind öfters bei Aktionen gerade in München mit dabei. Wie erleben sie die Menschen auf der Straße, wenn es um das Thema Tierschutz gibt?

Daniela Böhm:Sehr gemischt. Leider muss ich immer wieder feststellen, dass wenn es z.B. um Hunde geht, die Menschen sehr viel offener für das Thema Tierschutz sind, als wenn es darum geht, für das Leben aller Tiere einzustehen. Ich habe mich einmal zusammen mit einer Freundin auf den Viktualienmarkt gestellt, vor all die Metzgereien dort. Wir hatten sehr schockierende Bilder dabei, denn wir wollten den Menschen bewusst machen, was sie da eigentlich kaufen, bzw. konsumieren. Die Reaktionen waren unterschiedlich, aber bei vielen Leuten war zu spüren, dass sie dieses Thema verdrängen und ignorieren, teils bewusst, aber auch unbewusst. Der Mensch hat im Laufe der Zeit ein Bewertungssystem für Tiere entwickelt, ein Klassensystem, das eigentlich Rassismus ist. In der untersten Klasse sind die sogenannten Nutztiere, die nur für seine persönlichen Bedürfnisse des Fleischkonsums da sind. Es ist ein verachtendes und trauriges System, das heutzutage, abgesehen vom Leid der Tiere, eine der größten Bedrohungen für unseren Planeten darstellt.

Thomas Rank: Bei vielen Tierschutzvereinen merkt man, dass es teilweise nicht um die Sache geht, sondern dass immer wieder Streit wegen Kleinigkeiten entsteht. Es geht doch in der Hauptsache um die Tiere. Das vergessen viele oder sehe ich das falsch?

Daniela Böhm:Absolut richtig, das sehe ich genauso! Es ist so wichtig, dass wir uns immer wieder darin erinnern, was wirklich zählt und wofür wir uns einsetzen, auch wenn es zwischenmenschlich mal kracht und Reibungen gibt. Wir sollten als Menschen vielleicht öfter mal zurückstecken, wenn es um das Wohl der Tiere geht, auch wenn es schwerfällt, und viel mehr zusammenarbeiten.

Thomas Rank: Wie viele Tiere und welche Tiere haben sie?

Daniela BöhmVier. Zwei freilaufende Kaninchen, das Weibchen ist aus dem Münchner Tierheim und das Männchen kam aus einer Vermittlung zu mir. Eine kleine Hamsterdame aus einem Notfall und mein Hund Tino, der aus einem süditalienischen Tierheim stammt. Eine bunt gemischte Patchworktierfamilie sozusagen, über die ich sehr glücklich bin.

Thomas Rank: Was sagen sie zu der Situation der Hunde in Rumänien?

Daniela Böhm:Sie ist nach wie vor schrecklich und tragisch. Was dort geschehen ist und immer noch geschieht, macht mich fassungslos, aber auch die Handlungsunfähigkeit der Europäischen Union, die einfach sagt, dass sie keine Befugnisse hat, dort einzugreifen. Die Behandlung von Haustieren oder Straßenhunden sei bisher nicht durch das Gemeinschaftsrecht geregelt und dadurch fehle die Rechtsgrundlage, um zu intervenieren. Dann sollte die EU so eine Rechtsgrundlage mal schaffen! Ich lese aber auch positive Meldungen von den Menschen dort, die sich für die Hunde einsetzen. Wie so oft spielt leider das Geld eine traurige Rolle in dem Ganzen. Hundefänger kassieren für dortige Verhältnisse viel Geld und die staatlichen Tierheime pro Hund noch mehr. Dennoch ist die Situation in staatlichen Tierheimen zum großen Teil verheerend. Das macht mich wütend, wie viele andere Menschen auch.

Thomas Rank: Am 17. Mai ist hierzu ein europaweiter Aktionstag. Wo und wie werden sie sich engagieren?

Daniela Böhm:Ich werde mit hoffentlich ganz vielen Menschen in München auf die Straße gehen und wie schon am 8. März eine der Sprecherinnen sein.

Thomas Rank: Was würden sie den Tierschutzvereinen und den Mitgliedern für einen Tipp geben, dass es nicht so viele zwischenmenschliche Probleme gibt, sondern die Tiere im Mittelpunkt der Arbeit stehen?

Daniela Böhm:Eine gute Frage, die aber gar nicht so leicht zu beantworten ist. Ich glaube, da gibt es kein Patentrezept, denn es kommt ja auf die jeweilige Situation an. Ein guter Freund von mir sagte einmal: „Wo es Menschen gibt, da „menschelt“ es.“ So sind wir halt. Aber vielleicht sollten wir öfter das große Ganze sehen und weniger unsere persönlichen Belange. Und uns immer an diesen gemeinsamen Nenner erinnern, der uns alle verbindet: Den Wunsch, dass diese Welt auch für die Tiere eine bessere wird und uns das immer vor Augen halten.

Vielen Dank für das Interview

Daniela Böhm im Interview mit Myheimat über die Tierschutzarbeit und die Vereine | Foto: Norbert Zawe
Daniela Böhm bei einer Demonstration | Foto: Privat
Bürgerreporter:in:

Thomas Rank aus Günzburg

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