Philip Simon:"Die Zwangsjacke ist für mich ein ganz starkes emotionales Bild."- Ein Interview mit dem Gewinner des Prix Pantheon und des Deutschen Kleinkunstpreises

Philip Simon in seiner Zwangsjacke. Ein Interview | Foto: Bild: Agentur
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Er hat den Publikumspreis beim Kleinkunstfestival in Berlin gewonnen, gewann den Prix Pantheon, und zählt zu den Stars in der Kleinkunstszene. Er ist gebürtiger Niederländer, lebt aber in Deutschland. Seine Auftritte sind ausverkauft, Karten sind schwer zu bekommen und im Fernsehen ist er mit seiner Zwangsjacke Dauergast. Philip Simon. Seit April diesen Jahres ist er mit seinem Programm " Ende der Schonzeit" auf großer Tournee. Ich habe das zum Anlaß genommen und habe mit Philip Simon ein Interview geführt. Was er über sein neues Programm, zu den deutschen Politikern sowie zu seiner Zwangsjacke mir erzählt hat, lesen sie bitte im Anschluß. Tourdaten gibt es auf der Homepage von Philip Simon.

Thomas Rank:Wie kommt man als Niederländer dazu, Kabarettist in Deutschland zu werden?

Philip Simon:Nun, dadurch, dass ich auch schon lange in Deutschland lebe, interessieren mich natürlich die Lebensumstände der Menschen dort, wo ich mich gerade aufhalte. Und in meinem Programm geht es vor allem darum wie ich die Welt um mich herum gerade wahrnehme. Von banalen bis zu politischen Themen ist mein Programm eigentlich immer gerade mein aktueller "Stand der Dinge".

Thomas Rank:Als was haben Sie gearbeitet, bevor sie Kabarettist wurden?

Philip Simon:Ich habe seit 1997 in Deutschland in Varieté-Theatern als Conférencier gearbeitet. Seit 2008 spiele ich meine Soloprogramme und von 2009 bis 2011 war ich bei dem Berliner Radiosender 104.6 RTL mit einem Wochenrückblick zu hören.

Thomas Rank:Wenn ich mir ihren Tourneeplan anschaue, stellt sich mir die Frage, treten sie in Ihrer Heimat nicht auf?

Philip Simon:Ja, das stimmt. Das politische Tagesgeschehen in zwei Länder im Blick zu behalten ist unmöglich und da ich vorher schon viel in Deutschland gearbeitet habe, bin ich nun hier aktiv. Außerdem mag ich Deutschland. Wie - entgegen dem klassischen Klischee- viele meiner Landsleute.

Thomas Rank:Was gefällt Ihnen an Deutschland?

Philip Simon:Die Bandbreite der Natur. Von den Bergen bis zum Meer ist hier alles zu finden. Die Unterschiedlichkeit der Menschen in allen Regionen. Und Berlin als Lebensmittelpunkt ist ein toller Ausgleich zur Ruhe auf Texel. Ich mag den Humor am Niederrhein und die Trockenheit der Berliner. Deutschland bietet viel. Auch an politischen Figuren ist vom Volltrottel bis zur großen Persönlichkeit alles da. Das macht mir Freude.

Thomas Rank:Sie haben im vergangenen Jahr den Jurypreis des „Prix Pantheon“ gewonnen. Waren sie überrascht über diesen Gewinn?

Philip Simon:Überrascht insofern, als dass es mir nicht um den Preis, sondern um die Plattform ging.

Thomas Rank:Beim Kleinkunstfestival des Theaters „Die Wühlmäuse“ haben sie den Publikumspreis gewonnen. Wie werten sie diesen Gewinn?

Philip Simon:Ähnlich wie den Prix Pantheon. Ich habe nicht damit gerechnet. Und sowohl einen Jurypreis, als auch einen Publikumspreis zu bekommen, dass ist doch ein guter Ausgleich...

Thomas Rank:Sie sind in der „Zwangsjacke“ zu sehen. Was hat sie auf diese Idee gebracht?

Philip Simon:Die Zwangsjacke ist für mich ein ganz starkes emotionales Bild. Ich habe Houdini auf alten Plakaten schon als Kind bewundert. Immer in der Zwangsjacke. Später habe ich alte Bilder und Plakate von ihm gesammelt und irgendwann habe ich mir gedacht: „Was passiert, wenn jemand über das Leben spricht und dabei gefangen in dieser Jacke ist?“ Das hat mir gefallen und ich habe angefangen in der Zwangsjacke aufzutreten.

Thomas Rank:Sie sind ab dem 17. April mit dem Programm „Ende der Schonzeit“ in Deutschland zu sehen.Wie lange haben sie an dem Programm gearbeitet?

Philip Simon:Ich habe an dem Programm circa ein Jahr geschrieben. Einige Nummern gab es allerdings auch schon vorher. So ist der Flugzeug-Text bereits seit sechs oder sieben Jahren in meinem Programm.

Thomas Rank: Sie gehen teilweise auch mit den deutschen Politikern hart ins Gericht. Was stört sie als Kabarettist an unseren Politikern?

Philip Simon:Mich stört vor allem, dass sie sich weigern die Sprache zu sprechen die die Menschen sprechen. Zum Beispiel Worthülsen und -geflechte die eigentlich sagen: Du verlierst Deine Job. Aber es klingt nach einer großartigen neuen Chance. Würden die Politiker mit den Menschen Tacheles sprechen und die Situationen so schildern wie sie sind, dann wäre ein wesentliches Arbeitsmerkmal des Kabarettisten verschwunden. Auf der anderen Seite muss man auch fairerweise bemerken, dass das politische Personal in Deutschland noch zu den besseren gehört. Da ist nicht alles schlecht.

Thomas Rank: Wer das Glück hat Tickets für Ihre Show zu ergattern. Was bekommen die Besucher geboten?

Philip Simon:Das "Ende der Schonzeit". Ich erkläre mir die Welt, so wie ich sie sehe. Vom politischen Tagesgeschehen über Alltägliches. Vom Glauben bis hin zum Tod meines Vaters. Alles was mich beschäftigt. Und vielleicht auch die Menschen.

Thomas Rank: Sie leben in Berlin und auf der niederländischen Nordseeinsel Texel. Wo sind sie lieber zu Hause?

Philip Simon:Ich mag beide Pole. Die Ruhe auf Texel und das Knistern von Berlin. Ich fühle mich an beiden Orten immer Zuhause. Nicht zuletzt durch meine Freunde.

Bürgerreporter:in:

Thomas Rank aus Günzburg

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