Ein Rundgang durch das mittelalterliche Goslar - Weltkulturerbe der UNESCO

Die tausendjährige Kaiserstadt Goslar, ein attraktives Ausflugsziel.
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  • Die tausendjährige Kaiserstadt Goslar, ein attraktives Ausflugsziel.
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Rund um den Harz gibt es Städte, die im Mittelalter von großer Bedeutung waren. Eine davon liegt am Nordrand dieses Mittelgebirges. Es ist die alte Kaiserstadt Goslar. Vor über 1000 Jahren und über einen Zeitraum von 250 Jahren danach, war sie eine der wichtigsten Reichsstädte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Zeitweise sogar die bedeutendste und das Machtzentrum des Reiches. Nachdem Heinrich III. den Bau einer Kaiserpfalz vollendete, den schon seine beiden Vorgänger begonnen hatten, damals das größte profane Gebäude auf deutschem Boden, gaben sich dort die Kaiser und Könige die Klinke in die Hand und kamen zu Reichs- und Hoftagen. Selbst ein Papst stattete Goslar einen Besuch ab. Und um Goslar trug auch Kaiser Friedrich I., besser bekannt als Barbarossa, den Zwist mit seinem Neffen Heinrich den Löwen aus. Die Geschichtsschreiber betitelten Goslar damals als das Rom des Nordens, war es doch eine der wichtigsten Städte Europas. Das alles begab sich zur Zeit des Hochmittelaltes, einer Epoche, die längst nicht so finster war, wie es immer heißt.

Doch wie kam Goslar zu dieser Bedeutung? Das lag am Rammelsberg, der sich direkt über der Stadt erhebt. Zwar war es nicht der Ritter Ramm, wie es die Sage sagt, dessen Ross beim Scharren mit den Hufen im Boden eine Silberader freigelegte. Aber schon früh im dritten Jahrhundert haben dort Menschen Erze abgebaut. Und einige Jahrhunderte später kam der Bergbau so richtig auf Touren. Silber und Blei, Kupfer und Zink wurden in großen Mengen gefunden und verarbeitet. Ab dem 18. Jahrhundert sogar Gold. Und die Förderung und Verhüttung dieser Erze machte Goslar zu einer reichen Stadt, zu einem Machtzentrum deutscher Politik.

Aus dieser Zeit des Hochmittelalters sind natürlich nicht viele Gebäude in der Stadt, wie andernorts auch, erhalten geblieben. Es sind die Kirchen, deren sieben es zur damaligen Zeit waren und natürlich die Kaiserpfalz. Andere Gebäude wie die Befestigungsanlagen mit ihren Stadttürmen und der Stadtmauer sind erst im Spätmittelalter entstanden. Und erst danach ist Goslar zur Fachwerkstadt geworden. Aber für den Touristen gilt Fachwerk als mittelalterlich. Und so kann man in Goslar kreuz und quer durch mittelalterliche Gassen schlendern und zumindest die Wege gehen, die auch die Bürger und Ritter im Mittelalter einst gegangen sind, denn der Grundriss der Stadt mit seinen Straßenzügen und Wegen wird sich seitdem kaum verändert haben, auch wenn die Bebauung eine andere geworden ist.

Und immer wieder bleibt man vor einem der über 1000 Fachwerkhäuser stehen, bewundert dessen schöne Fassaden und staunt über die Jahreszahlen, die irgendwo in den Balken eingraviert sind. Nicht selten steht dort bei den ersten beiden Ziffern eine 15… oder 16… Und man überlegt sich dann, wie lange heute gebaute Häuser stehen werden, die nicht selten schon nach wenigen Jahrzehnten wieder abgerissen werden.

Mittelpunkt der Stadt ist natürlich der Marktplatz. Auf der einen Seite das Rathaus mit dem sehenswerten Huldigungssaal und der prächtigen Fassade der Kaiserworth, dem einstigen Gildehaus der Gewandschneider, das deren damaligen Reichtum erkennen lässt. Beide Gebäude sind zum Ende des Mittelalters entstanden oder es wurde mit deren Bau begonnen. Auf der anderen Seite graue, schieferverkleidete Fachwerkhäuser. Und man wartet dort natürlich auf die volle Stunde, wenn das Glockenspiel am Kaiserringhaus erklingt. Umlaufende Figuren zeigen dabei die tausendjährige Bergbaugeschichte der Stadt. Viermal am Tag wird dieses Schauspiel aufgeführt.

In der Mitte des Marktplatzes befindet sich der Marktbrunnen mit dem goldenen Adler darauf, dem Wappentier Goslars, den wohl jeder Tourist fotografiert. Der Brunnen ist ein bedeutendes und wertvolles Kunstwerk aus romanischer Zeit. Immerhin um die 900 Jahre alt ist die untere Bronzeschale.

Wenn man über den Graben der Abzucht geht, an dem es früher etliche Wassermühlen gab und aus dem auch das Trinkwasser entnommen wurde, gelangt man zur Kaiserpfalz. Und natürlich ist dieses imposante Gebäude dasjenige, das jeder vor Augen hat, wenn er an Goslar denkt.

Vor einem Jahrtausend hatte das Deutsche Reich noch keine Hauptstadt wie wir es heute kennen. Über das Land waren Pfalzen, Herrscherhäuser, verteilt. So wechselte der Kaiser mit seinem Gefolge immer mal wieder den Standort. Und am liebsten hielten sich die Kaiser in Goslar auf. Dort wurden eine Unmenge von Hof- und Reichstagen abgehalten. Und es gab zur Zeit des 11. Jahrhunderts kein nichtkirchliches Bauwerk in Deutschland, was größer war als diese Pfalz. Natürlich lohnt es sich, darin eine Führung mitzumachen, erfährt man doch viel Interessantes. Und der Kaisersaal mit seinen großen Wandgemälden ist sehenswert. Das ist natürlich erst recht der Thron, der Kaiserstuhl. Eine Kopie davon steht auch in dem am Pfalzplatz erhalten gebliebenen Eingangsraum der Stiftskirche, die leider vor 200 Jahren abgerissen wurde. Dieser Thron ist neben dem in Aachen, der auch Kaiserstuhl Karl des Großen war, der einzig erhaltene in Deutschland. Ehrfurchtsvoll schaut man ihn an wenn man bedenkt, wer einst alles darauf gesessen hat, wie viele Kaiser und Könige.

Wenn man nach Goslar kommt, sollte man sich viel Zeit mitbringen. Es macht einfach Freude, durch die vielen Gassen zu bummeln. Überall gibt es verschiedenste Fachwerkhäuser zu sehen. Von Armeleutehäusern bis zu den großen der verschiedenen Gilden. So zum Beispiel das 500 Jahre alte „Brusttuch“ mit seinem steil zum Himmel strebenden Spitzdach. Man bewundert die ironisch-mystischen Bildschnitzereien am oberen Balkenwerk und sucht natürlich die Szene der berühmten Butterhanne, die sich beim Buttern am entblößten Po kratzt. Auch durch seine Größe beeindruckt das Siemenshaus. Auf irgendeine Art sollen die Goslarer Siemens mit denen im Dorf Lenthe bei Hannover verwand sein. Dort wurde der Erfinder Werner Siemens geboren, der später die Firma Siemens gründen sollte.

Wenn man dann kreuz und quer durch das Gassengewirr gegangen ist, ein Stück an der Abzucht entlang oder vielleicht das eine oder andere Museum besucht hat, so zum Beispiel den Zwinger mit seinen bis zu fast sieben Meter dicken Mauern, dann tut nach so viel Stadt ein wenig Natur gut. Am besten wandert man südlich der Stadt die sanft ansteigenden Hänge des Rammelsberges hinauf. Von schönem Wiesengelände ergeben sich überall schönste Blicke auf Goslars Altstadt mit den vielen Kirch- und Festungstürmen. Wer sich noch einen weiteren Überblick verschaffen will, der steigt sogar zum Rammseck, einem schönen Aussichtspunkt auf dem Rammelsberg, hinauf. Von dort geht der Blick weit über das nördliche Harzvorland. Wer genau hinschaut, kann in der Ferne sogar die Silhouette von Hannover erkennen, und mit dem Fernglas sogar die einzelnen Gebäude, die vom Telemax weit überragt werden.

Und natürlich ist der Rammelsberg nicht nur bei einer Wanderung interessant, sondern erst recht, wenn man darin in der Finsternis durch alte Stollen eine Bergfahrt unternimmt. Ebenso wie die Stadt gehört er zum Weltkulturerbe. Tausendjährig ist seine eindrucksvolle Bergbaugeschichte, deren Ursprünge sogar über 1700 Jahr zurückführen. Doch dazu in einem anderen Bericht.

Wer Goslar besucht, kann mit einem Programm locker einen ganzen Tag ausfüllen. Es gibt so viel Historisches zu erkunden. Natürlich ist es besonders reizvoll, fernab des modernen Großstadttrubels mal durch mittelalterliche Gassen zu bummeln. Wie haben die Menschen vor Jahrhunderten gelebt? In Goslar kann man sich ein Bild davon machen und ihren Spuren folgen. Und beim nächsten Mal besuchen wir am Ostharz die nicht weniger mittelalterliche Stadt Quedlinburg, von der aus einst der Sachsenkönig Heinrich I., vor der Sachsen- und Salierzeit der Goslarer, durch seine Bündnispolitik zum Entstehen Deutschlands beigetragen hat.

Auch interessant: Der Bergbau im Harz hat eine lange Tradition

Bürgerreporter:in:

Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode

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