Erdbeben, live!! Dio Mio - terremoto in Italien . Mittendrin statt nah dabei.

Region Modena. Dieser Tage von schweren Erdbeben heimgesucht
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  • Region Modena. Dieser Tage von schweren Erdbeben heimgesucht
  • hochgeladen von Hans Jürgen Ginter

In einem anderen Bericht erzählte ich von Emotionen, Freude, wunderschönen Dingen und automobilem Kulturgut bei der Mille Miglia in Italien vom 17.-20 Mai diesen Jahres. So einmalig diese Erlebnis auch war, einen dunklen Beigeschmack bekam diese Reise zum Ende hin. Seit dem 19.Mai spricht ganz Europa von den schweren Erdbeben in Italien, einer Region nur einen Steinwurf entfernt. Ein Naturereignis das für uns fast greifbar nahe und doch so fremd und entfernt wirkt, weil unser Kulturkreis in der Regel von solchen Extremen nicht wirklich betroffen ist. Selbst für die oberitalienische Landschaft, in dieser Form und Stärke, kaum zu erwarten. Und dennoch, ich habe es erlebt. Wie nie zuvor brennt sich dieses Gefühl fest, war es doch vorher so nicht in meiner Vorstellung. In den Nachrichten liest und sieht man häufig von Erdbeben, Zerstörung, Opfern und man fühlt mit. Keine Frage. Aber es ist anders. Und es entsprach in seiner Tatsache ganz und gar nicht meinen Vorstellungen. Mitten in der Nacht, tief im Schlaf erzitterte, nur leicht, in meiner Unterkunft das Bett. Ein sogenanntes Loft bewohnte ich in der Nacht vom 19. zum 20. Mai in Oberitalien, bei dem das Schlafabteil über eine Stiege erreichbar, auf Pfeilern unter dem Dach des Wohnbereichs, thronte. Durch das zittern, als ob jemand an den Pfeilern rüttelte, war ich schlagartig wach. Unverständlich, schlaftrunken und nichtwissend was geschah, sah ich mich um. Nein, hinein konnte niemand gekommen sein, und wenn schon, niemand, auch nicht mehrere, hätten an den Pfeilern des Loftbettes rütteln können. Aber ein klarer Gedanke war nicht zu fassen. Und plötzlich war es , als ob meine Schlafstatt von einem LKW gerammt würde. Heftig erschütternd, begannen die Seitenwände des Gebäudes zu wanken, als ob sie sich nach Innen neigten,...und wieder zurück. Der Leuchter klirrte laut im unteren Wohnbereich, was alles fiel, war nicht auszumachen. Ich war wie erstarrt. Unfähig zu einer Bewegung. Rund 30 sek,..gefühlt eine Ewigkeit,..dauerte dieser Zustand. Unvorstellbar, nicht erklärbar,..nichtmal das wirkliche Empfinden dabei. Schreck ja, dann Leere. Nie im Leben war ich, mental, so hilflos.Was war in mir? Angst? Erstaunen und Überraschung? Nein, irgendwie nichts von alldem. Es war anders, ganz anders, nie vorher empfundenes. Alles geht einem durch den Kopf, Unwetter, Unfall, Flugzeugabsturz,...Erdbeben gar nicht. Wir Mitteleuropäer, ja.Mein zweiter Gedanke war: der Vulkan, ein paar hundert Kilometer weiter bei Neapel, der könnte geborsten sein. Schon war Tumult draussen, auf den Strassen, im Pyjama, mit nichts ausser dem Leben und einer Packung Zigaretten stürmten die Einheimischen raus aus den Häusern, hinaus, aufs freie Feld,...alle selber zitternd wie Espenlaub. Dann kamen auch meine Sinne zurück, und ich dachte: wenn jetzt die Leute die hier zuhause sind fliehen, wirds Zeit das ich auch weg komme. Dann war es auch schon vorbei, das Erdbeben. Jedenfalls die Haupterdstösse in dieser Nacht. Das Zentrum lag, wie wir morgens dann erfuhren, nur wenig weit entfernt in Finale Emilia, der Provinz Modena. Das Beben erreichte fast den Wert 6 auf der Richterskala und war nach Angaben der örtlichen Stellen, in dieser Stärke seit über 500 Jahren in diesem Gebiet nicht aufgetreten. Seit dem 19. Mai sind nun weitere Erdbeben dort aufgetreten, schwere Beben mit vielen weiteren Opfern und über 400 Nachbeben. Verantwortlich sind Verwerfungen entlang des San Marinograbens, dessen tektonische Platten sich unter der Po-Ebene treffen und reiben. Sollten nun weitere Beben in Folge auftreten, besteht die Möglichkeit das Infolge der stattfindenden Aufschiebungen es zu Erhöhungen kommt, die Landschaft in der Po-Ebene, sich hebt. Unvorstellbar. So wie das erlebte Erdbeben selber. Nie hätte ich diese Kraft in dieser Form so erwartet, für möglich gehalten, nie sind Menschen gelähmter, hilfloser im Denken und Handeln im Augenblick der Katastrophe. Mein Mitgefühl gilt den Opfern und Angehörigen, den Leidtragenden von Schäden und mein Dank ans Universum das ich doch noch weit genug entfernt war um nicht selber Schaden zu nehmen. Mich wundert es nicht das es so viele Opfer bei Beben gibt. Viele werden durch ihre Erstarrtheit gar nicht schnell genug in Sicherheit kommen. So wie ich. Im Moment des Unerwarteden. Wer dies nicht wirklich selber gespürt hat, kann es sich kaum vorstellen. Ich konnte es vorher auch nicht. In Zukunft sehe ich solche Berichte in Nachrichtensendungen mit anderen Augen und hoffe auf die Wissenschaft mit immer besser werdenden Frühwarnsystemen.

Bürgerreporter:in:

Hans Jürgen Ginter aus Gladenbach

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