"Das Pferd frißt keinen Gurkensalat"

Johann-Philipp-Reis-Denkmal auf dem Untermarkt in Gelnhausen.
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Für uns ist es heute selbstverständlich, in die Ferne zu telefonieren und jederzeit an jedem Ort erreichbar zu sein. Dies war jedoch nicht immer so und die Erfindung des Telefon liegt gerade einmal 150 Jahre zurück. Bei dem Stichwort "Telefonerfinder" fallen uns sicher die Namen "Bell" und "Edison" ein. Was hat jedoch Johann Philipp Reis mit dieser Erfindung zu tun ? Nun...

Johann Philipp Reis wurde am 07.01.1834 als Sohn eines Bäckermeisters in Gelnhausen geboren. Seine Mutter verstarb bereits im Jahre 1835, so dass ihn hauptsächlich seine Großmutter erzog. Mit 10 Jahren verlor er auch seinen Vater und so beschloss sein Vormund, den begabten Reis nach Friedrichsdorf zu schicken. Hier besuchte er bis zu seinem 14. Lebensjahr das Institut von Prof. Garnier und wechselte später in das Hassel`sche Institut nach Frankfurt.

Am 1.3.1850 begann Johann Philipp Reis eine kaufmännische Lehre in einer Frankfurter Farbengroßhandlung. Nach Ende seiner Lehrzeit, 1854, besuchte er die Polytechnische Vorschule in Frankfurt, und im Jahre 1855 leistete er seinen Militärdienst bei den kurhessischen Jägern in Kassel. Von 1856 bis 1858 verfolgte Reis beharrlich sein Ziel, Lehrer zu werden und setzte seine naturwissenschaftlichen und technischen Studien fort.

Sein ehemaliger Lehrer Prof. Garnier holte ihn jedoch im September 1858 als Lehrer an seine Schule in Friedrichsdorf. Johann Philipp Reis war 24 Jahre und hatte zuvor in der Marienkirche von Gelnhausen Margarethe Schmidt geheiratet. 1861 kam Tochter Elise und 1863 der Sohn Karl auf die Welt. Die Familie kaufte in Friedrichsdorf ein Wohnhaus. Hier experimentierte Reis ständig weiter, ohne dabei jedoch seine Konstruktionen und Versuche aufzuschreiben. Nach sicher unzähligen vergeblichen Versuchen gelang es Johann Philipp Reis im Jahre 1861 mit einem primitiven Apparat Töne und die menschlichen Stimme in die Ferne zu übertragen. Der Satz "Das Pferd frißt keinen Gurkensalat" wurde hierbei gesprochen und zu einer Empfangsstation übertragen.

Am 26. Oktober 1861 führte Philipp Reis in den Räumen des Phys. Vereins in Frankfurt seine Erfindung Fachleuten vor. Obwohl Musik über eine Entfernung von 100 Metern übertragen wurde, lehnten die versammelten Fachleute das erste Telefon von Johann Philipp Reis ab. Trotz seiner Bemühungen fand er auch in den nächsten Jahren keine Unterstützung zur technischen Auswertung seiner Erfindung.

Die Erfindung von Johann Philipp Reis bestand aus dem Tongeber und dem Tonempfänger.

Der erste TONGEBER:
Die erste Form des Tongebers war ein grobes, aus Eichenholz geschnitztes Modell des menschlichen Ohres, so groß wie sein natürliches Vorbild. Vor der Öffnung wurde eine dünne Membran angebracht, vergleichbar dem Trommelfell. In dessen Mitte ruhte das Ende eines gebogenen Hebels aus Platindraht, dem Hammer des menschlichen Ohres vergleichbar. Wenn nun Worte oder Töne vor dem künstlichen Ohr erzeugt wurden, so geriet die Membran in Schwingungen. Der kleine Hebel nahm sie auf. Der Kontakt am oberen Hebelende wurde verändert, d.h. er wurde fester oder leichter gedrückt, wodurch der fließende Strom stärker oder schwächer wurde, da das ganze an einer Batterie angeschlossen war.

Der erste TONEMPFÄNGER, der die Ströme vom Geber empfing und so das Gesprochene oder Gesungene hörbar machte, bestand aus einer Stricknadel, die durch eine Spule aus seidenumsponnenem Kupferdraht gesteckt war und in einer Geige als Resonanzboden eingeklemmt wurde. Durch die einander folgenden Stromstöße wurde die Nadel in veränderlichem Maße magnetisiert. Durch diese schnell aufeinander folgende Magnetisierung und Entmagnetisierung wurden, verstärkt durch den Geigenkasten, Töne hervorgebracht.

In den nächsten Jahren hat Johann Philipp Reis seine Tongeber und Tonempfänger im technischen Aufbau verändert und so entstanden bis zu seinem Tode 12 verschiedene Tongeber.

Im Alter von 40 Jahren verstarb Philipp Reis am 14.1.1874 in Friedrichsdorf.

Es ist das Verdienst von Johann Philipp Reis, als erster die Übertragung der Sprache auf elektrischem Wege öffentlich vorgeführt zu haben. Erst Jahre später wurde seine Erfindung von anderen aufgegriffen und weiter entwickelt.

Diesen Bericht habe ich anhand von Texten in den Heimatjahrbüchern von 1957, 1963, 1970 und 1984 des Kreises Gelnhausen erstellt. Die Fotos und Zeichnungen stammen ebenfalls aus den Heimatjahrbüchern.

Bürgerreporter:in:

Hans-Christoph Nahrgang aus Kirchhain

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