„Ein City-Manager wäre eine Entlastung“: Ein Interview mit den beiden Aktiv-Ring-Geschäftsführern Gregor Pfundmeir und Petra Gerber

Die beiden Aktiv Ring-Geschäftsführer Gregor Pfundmeir und Petra Gerber
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myheimat: Herr Pfundmeir, mit sorgenvoller Miene blickten einige Friedberger Einzelhändler bereits Ende 2014 in die Zukunft. Die versuchsweise Sperrung der Ludwigstraße bescherte ihnen zum Teil erhebliche Umsatzeinbußen und das sich abzeichnende neue Fachmarktzentrum Unterm Berg ließ ebenfalls nur wenig Freude aufkommen. Wie fällt Ihre Prognose am Ende des Jahres 2015 aus: Kaufen die Kunden künftig ihre Flachbildschirme, Geschirr, Möbel, Schuhe, Markentextilien in der Altstadt oder Unterm Berg?

Pfundmeir: Zwar kann ich die Bedenken der Innenstädtler verstehen, jedoch bin ich deutlich optimistischer eingestellt. Mit Schuh Schmid arbeitet der Aktiv Ring sogar sehr produktiv zusammen. So konnten wir beispielsweise in Zusammenarbeit eine Messe für die moderne Frau von heute am Tag der Langen Einkaufsnacht ins Leben rufen, die auch viele Leute in die Innenstadt locken soll. Im Allgemeinen wurde bis jetzt von Seiten der Ladenbesitzer noch überhaupt nichts Negatives an uns herangetragen und ich denke, dabei wird es auch bleiben.

myheimat: Eigentlich wollte der Aktiv Ring die Eröffnung des neuen Schuh- und Textilmarktes Unterm Berg mit einer Werbekampagne begleiten und die neuen Fachmärkte mit einem Bähnchen besser an die Altstadt anbinden. Woran scheiterten diese Vorhaben?

Pfundmeir: Der Grund dafür setzt sich aus zwei Komponenten zusammen. Zum ersten war das Interesse der Innenstädtler leider nicht so groß, wie wir es uns erhofft hatten. Da es sich dabei um ein großes Projekt gehandelt hätte, wären wir auf die Unterstützung möglichst vieler Ladenbesitzer angewiesen gewesen. Diese kam leider in der erforderlichen Form nicht zustande. Zum anderen muss man auch zugeben, dass die Messlatte etwas zu hoch angesetzt war, was das Kostenlimit dann letztendlich gesprengt hatte, da dieses Bähnchen nun einmal auch bezahlt werden muss. Alles in allem kann man aber sagen, dass das Projekt mit einer breiteren Unterstützung schon zu realisieren gewesen wäre. Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass mein Kollegin und ich ehrenamtlich arbeiten und beide nebenbei noch eigene Firmen haben.

myheimat: Frau Gerber, braucht Friedberg aus Ihrer Sicht einen City-Manager?

Gerber: Ja, absolut! Ich wurde bereits mehrfach darauf angesprochen, ob ich diesen nicht als Konkurrenz empfinden würde, jedoch ist das absolute Gegenteil der Fall. Für mich wäre ein City-Manager nicht nur ein Kollege, mit dem man zusammenarbeiten könnte, sondern definitiv auch eine Entlastung.

myheimat: Immer wieder betonen Sie in Interviews die Vorzüge einer persönlichen Beratung in inhabergeführten Fachgeschäften und berichten von Enttäuschungen beim Einkaufen im Internet. Welche konkreten negativen Erfahrungen haben Sie in diesem Zusammenhang schon gemacht?

Gerber: Ich denke solche Sachen sind jedem von uns schon mal passiert. Im Internet hoch Angepriesenes und perfekt in Szene Gesetztes sieht dann nach dem Auspacken zu Hause bei weitem nicht mehr so toll aus wie im Internet und die Enttäuschung ist groß. Schuhe, oder Kleider sitzen nicht so, wie man es sich vorgestellt hat, oder sehen an einem selber gar nicht mehr so toll aus, wie an dem „gephotoshoppten“ Model im Internet. Qualität, Passgenauigkeit und Verarbeitung sind eben Dinge, die man nur vor Ort physisch überprüfen kann.

myheimat: Wie muss Friedbergs innerstädtischer Einzelhandel auf die wachsende Internet-Konkurrenz reagieren?

Gerber: Bei dieser Frage erinnere ich mich an etwas, was ein hochrangiger Mitarbeiter von Segmüller mal im gleichen Zusammenhang gesagt hat. Für sie sei der schwedische Möbelhersteller mit dem blau-gelben Logo ebenso eine Bedrohung wie das Internet für inhabergeführte Fachgeschäfte. Der Unterschied sei jedoch, dass die Ladenbesitzer mit kürzeren Ladenöffnungszeiten und Budgetkürzungen reagieren, die Mitarbeiter von Segmüller können dies jedoch nicht. Hier wird an neuen Strategien und Kampagnen gearbeitet, um den Konkurrenten die Stirn zu bieten – wie man in diesem Falle sieht erfolgreich. So eine Reaktion wünsche ich mir auch von den Ladenbesitzern in den Innenstädten Deutschlands. Nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern überlegen, was der Einzelne besser machen kann als der Konkurrent im Internet und das auch nach außen hin kommunizieren.

myheimat: Ein Lichtblick war im Jahr 2015 zweifellos, dass eine Lücke in der Friedberger Geschäftswelt wieder geschlossen werden konnte. Wie bewerten Sie die Eröffnung der Buchhandlung Gerblinger in der Ludwigstraße 18?

Gerber: Äußerst positiv! Hier spreche ich natürlich einerseits als Geschäftsführerin des Aktiv Rings, da Herr Gerblinger sich sofort zu einer Mitgliedschaft bei uns bereit erklärt hat, zum anderen aber auch als Friedbergerin, die ihre Einkäufe gerne in unmittelbarer Nähe erledigt. Die Wahl des Sortiments – einer Mischung aus Schreibwaren und Büchern – finde ich sehr gelungen und sehe es als Bereicherung für die Friedberger Innenstadt an. Meiner Meinung nach wurde hier ein würdiger Nachfolger für den Schreibwarenladen Feiger, der in ganz Friedberg bekannt und beliebt war, gefunden.

myheimat: Frau Gerber, für Sie persönlich gab es 2015 ein weiteres Highlight. Mit Ihrem Immobilien- und Hausverwaltungsbüro konnten Sie Ihr 25-jähriges Geschäftsjubiläum feiern. Über welche Gratulanten haben Sie sich besonders gefreut?

Gerber: Über jeden einzelnen natürlich! Besonderes Highlight war aber natürlich die Rede von unserem Bürgermeister Roland Eichmann, der mich als eine feste Größe in der Friedberger Geschäftswelt bezeichnet hat. Sowas erfüllt einen natürlich mit Stolz.

myheimat: Die Messlatte für die nächste Infoschau im Jahr 2016 liegt hoch. Mit einer Rekordbeteiligung von 93 Ausstellern und 12.000 Besuchern setzte die Veranstaltung im Jahr 2014 eindrucksvolle Maßstäbe. Wie wollen Sie diesen Erfolg „wiederholen“?

Pfundmeir: Kurz und bündig: Ärmel hochkrempeln und los! Wir haben mittlerweile die nötige Erfahrung gesammelt und wissen, wie es geht, das haben wir in den letzten Jahren gezeigt.

myheimat-Team:

Joachim Meyer aus Friedberg

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