Die Costa Brava neu entdecken

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Wenn von der Costa Brava die Rede ist, denken viele an lange Strände, kurze Nächte und Massentourismus. Doch in den letzten Jahren hat die Region viel in andere Formen des Tourismus investiert und präsentiert sich ihren Gästen nun mit einem neuen Profil. Girona, aber auch Lloret de Mar und die vielen kleinen Orte in der katalonischen Region setzen auf Kultur, Natur und sanften Tourismus. Wer sich darauf einlässt, kann die Costa Brava neu entdecken.

Lloret de Mar? Für viele ist das das Traumziel von Abiturienten und Studenten, die sich ins Partyleben stürzen möchten. Doch längst macht die Stadt nicht mehr nur Schlagzeilen mit vom Balkon in den Pool springenden Urlaubern, sondern als Reiseziel für die ganze Familie. In der Nähe des Stadtzentrums liegen auf einer malerischen Landzunge die Gärten von Santa Clotilde. Diese wurden einst im Auftrag des Marquis von Roviralta als Ruhegarten angelegt und bezaubern nicht nur mit ihrer Lage, sondern auch mit einer Vielzahl exotischer Pflanzen. Brunnen, immergrüne Pflanzen und sehenswerte Statuen machen den entspannten Spaziergang durch den Park für Entspannung und Schatten suchende Urlauber empfehlenswert. Architektur und Landschaft scheinen zu verschmelzen. In der Sonne liegt hingegen der Friedhof der Moderne. Eindrucksvolle und reich verzierte Grabmale zeugen von der reichen Geschichte der Stadt, die ihren frühen Reichtum auch der kolonialen Vergangenheit verdankt. Viele Gräber stellen schlafende Personen dar, um deutlich zu machen, dass kein beklagenswerter Verlust erlitten wurde, sondern die verstorbene Person lediglich auf dem Weg an einen besseren Ort ist. Sehen kann man auch die im Spanien heute üblichen Kolumbarien, die auch in Deutschland immer mehr Anhänger gewinnen.

Einmal im Jahr findet in der Provinzhauptstadt Girona die Ausstellung „Temps de Flors“ statt. Für eine Woche verwandeln die Bürger die Altstadt in ein Meer aus Blumen und Kunst. Durch die ganze Stadt ziehen sich Installationen, Beete und Kunstwerke. So ist die Treppe zum Eingang der Kathedrale genauso bepflanzt wie viele Innenhöfe. Anders als bei Gartenschauen stehen nicht nur Pflanzen im Mittelpunkte. Überdimensionale Papierschiffchen zieren ein trocken liegendes Bachbett. Tausende Papierschmetterlinge erinnern an die Initiatorin der „Temps de Flors“. Licht und Dekoration verwandeln Höfe, Räume und ganze Gebäude in sehenswerte Attraktionen. Dabei entwickeln die Bürger von Girona jedes Jahr neue Ideen. Bunte Stühle zieren die Fassade eines Hauses und bieten Platz für Blumen. Bunte Bänder machen aus einem kleinen Teich eine sehenswerte Attraktion. Einzelne Blüten werden durch bunte Holzkonstruktionen zu Kunst. Vorhänge aus Papierstreifen, Wolken aus Baumwolle und Herzen aus Gemüse laden ein zum Flanieren, Entdecken und Erleben. Für eine Woche scheint ganz Girona auf den Beinen zu sein – und viele Gäste aus aller Welt feiern mit den Einwohnern Kunst und Kultur.

Um Kunst geht es auch in Púbol. In dem kleinen Dorf, das rund um den historischen Dorfplatz wieder aufgebaut wurde, lebte einst Gala Dali. Die Muse des heute weltbekannten Künstlers hatte einst den Wunsch geäußert, sich aus dem Großstadtleben zurückzuziehen und ein ganz privates Domizil zu besitzen. Aus dem Flugzeug entdeckte Dali in dem Dorf ein passendes Gebäude und richtete es gemeinsam mit Gala nach deren Bedürfnissen ein. Architektur und Möbel spiegeln dabei den Wettstreit zwischen den beiden unterschiedlichen Charakteren wieder. Denn auch wenn Gala von ihrem Gönner verlangte, dass dieser seine Besuche in dem von ihm bezahlten Haus zuvor schriftlich anmeldete, sieht man Elemente seines Kunstverständnisses in Haus und Garten. Elefantenstatuen im Garten gehören genauso dazu wie ein Thronsaal zum Empfangen von Besuchern oder eine Sammlung ausgestopfter Tiere. Allgemein galt Gala als herrische und kontrollsüchtige Frau, doch zumindest bei der Verkleidung der von ihr gehassten Heizungen zeigte Dali Humor und bemalte die Türen mit einer Heizung. An mehreren Stellen im Haus muss man zweimal hinschauen. Gemalte Türen gehören genauso zu den Illusionen in Gala Dalis Haus wie eine nur auf den ersten Blick riesengroße Innentür. Im Museum sind heute auch Autos des Malers sowie Kleidungsstücke aus dem Schrank seiner Muse zu sehen.

Wer sich für die Geschichte der Region interessiert, kann sich die iberische Fundstelle von Ullastret anschauen. Auf einem Hügel wurden dort gewaltige Mauern errichtet, um das Land gegen Feinde zu verteidigen. Im Museum sind Waffen, Münzen und Gebrauchsgegenstände aus der damaligen Zeit zu sehen. Bis heute haben Archäologen erst einen Teil der einst riesigen Anlage erforscht. Wer sich für heutige Genüsse interessiert kann sich den Weinberg und die Produktion eines örtlichen Weinguts anschauen oder das Konfitürenmuseum in Torrent besichtigen. Dort erfährt man viel über die Herstellung der Marmelade, kann nach Voranmeldung an Workshops teilnehmen und Konfitüre in den unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen kaufen.

Sportlich ist eine Fahrradtour in der Nähe von Palamós. Dort wurde in den letzten Jahren der „Via Verde Weg“ ausgeschildert. Ausgehend von der Stadt wurde die Strecke so geführt, dass sie auch im warmen Sommer ohne große Anstrengungen zu fahren ist. Damit ist die Strecke auch für Familien und ältere Sportler bestens geeignet. Die länger der Touren kann man ganz nach dem eigenen Geschmack einteilen und findet am Rand des Radwegenetzes geeignete Hotels und Restaurants. Wer möchte, kann Abzweige zum Strand wählen und dort die Sonne und das Meer genießen. Das kann man auch an Bord der „Jolie Biche“. Der Eigner des historischen Schiffes bietet bei gutem Wetter Schifffahrten entlang der Küste an und erlaubt den Urlaubern so, die Costa Brava aus einer anderen Perspektive zu sehen. Auch kulinarisch hat die Region viel zu bieten. Ein Beispiel dafür ist das Hotel Aigua Blava mit seiner malerischen Sonnenterasse und dem kleinen Hafen. Küchenchef Lluis Ferres zaubert seinen Gästen mit erstklassiger Küche und liebevoll dekorierten Gerichten ein Lächeln ins Gesicht. Hummer, Canneloni, Fisch mit Artischocken und Karamelleis sind nur eine kleine Auswahl aus der täglich wechselnden Speisekarte des exklusiven Restaurants.

Wer die Costa Brava neu entdecken möchte, fliegt zum Beispiel von Düsseldorf aus nach Barcelona und lässt sich dann ein auf Kultur, Kunst, Gastronomie und natürlich lange Strände. Für die Entdeckung der Region sollte man sich mindestens eine Woche Zeit nehmen.

Bürgerreporter:in:

Christian Kolb aus Essen

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