Wie viel Zynismus verträgt die Natur? Invasive Arten sollen "sachkundig und tiergerecht" vernichtet werden

Waschbär (oben links) und Nutria (untere Reihe Mitte) stehen bereits auf der Todesliste der EU. Bisam (oben Mitte) und Marderhund (untere Reihe links) sowie der Mink (rechts) sind für einen flächendeckenden Genozid ebenfalls schon vorgemerkt. | Foto: Archiv
  • Waschbär (oben links) und Nutria (untere Reihe Mitte) stehen bereits auf der Todesliste der EU. Bisam (oben Mitte) und Marderhund (untere Reihe links) sowie der Mink (rechts) sind für einen flächendeckenden Genozid ebenfalls schon vorgemerkt.
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37 vermeintlich invasive und unerwünschte Tier- und Pflanzenarten stehen auf der "Todesliste" der EU. Sie sollen ausgerottet werden. Dazu zählen auch Wäschbär und Nutria. Weitere Spezies wie Marderhund, Bisam und Mink sollen hinzukommen. Das Bundesumweltministerium hat jetzt den Entwurf eines entsprechenden Durchführungsgesetzes vorgelegt. Demzufolge sollen die Jäger mit entsprechenden "Managementmaßnahmen", wie es euphemistisch heißt, betraut werden. Und die wollen sich das (natürlich) bezahlen lassen.
In der ursprünglichen Vorlage der EU-Kommission war noch davon die Rede, dass bei der Umsetzung des Programms auch Aspekte des Tierschutzes berücksichtigt werden sollen, was eine mögliche Unterbringung der inkriminierten Wesen in Zoos oder privat betriebenen Gehegen ausdrücklich einbezog. Davon ist in dem deutschen Papier keine Rede mehr. Hier wird die Eliminierung als Ultima Ratio propagiert. Die Beamten von Ministerin Barbara Hendricks haben dafür sogar einen neuen Begriff erfunden: "Sachkundige und tiergerechte Tötung". Hätte bei der Wahl des neuen "Unwortes des Jahres" berechtige Chancen auf einen der vorderen Plätze.
Aus dieser Wortschöpfung spricht auch eine gehörige Portion Zynismus. Davon abgesehen ist die EU-Verordnung sowieso höchst umstritten. Kritiker sprechen in diesem Zusammenhang von "staatlich sanktioniertem Massenmord an Mitgeschöpfen". Man gebe vor, mit Flinten und Fallen die Zivilisation des Abendlandes retten zu wollen. Das Ganze könnte sich andererseits aber auch als Arbeitsbeschaffungsprogramm für die pirschende Zunft erweisen. Die 382.000 deutschen Weidleute haben nämlich noch Kapazitäten frei. 4,3 Millionen Tiere haben sie, die sich selbst als "aktive Natur- und Tierfreunde bezeichnen, in der Saison 2015/16 in die ewigen Jagdgründe geschickt. Darunter 128.000 Waschbären, über 466.000 Füchse, knapp 1,2 Millionen Rehe und 610.631 Wildschweine. Da ist sicher noch Luft nach oben: http://www.rotorman.de/neue-jagddisziplin-tierschu...

Bürgerreporter:in:

Jürgen Heimann aus Eschenburg

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