Angora-Chic „made in China“: Millionen von Kaninchen erleiden täglich für uns Höllenqualen

Alltag in chinesischen Angora-Farmen: Arbeiter reißen den Kaninchen das Fell ohne Betäubung und bei lebendigem Leib von selbigem. Eine an Grausamkeit und Perversität kaum zu toppende Praxis. | Foto: PETA Asia
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  • Alltag in chinesischen Angora-Farmen: Arbeiter reißen den Kaninchen das Fell ohne Betäubung und bei lebendigem Leib von selbigem. Eine an Grausamkeit und Perversität kaum zu toppende Praxis.
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Es geht doch nix über einen schmucken Pulli aus Angora. Fast nix. Ist flauschig, ist weich, ist warm und sieht edel aus. Und soo teuer ist der Plunder auch nicht. Trotzdem gehört das Zeug auf den Index. Es ist bähh! Und das gilt natürlich auch für Bettwäsche, Mützen, Schals, Unterwäsche und andere Accessoires aus diesem Material. Denn: Unsere Bequemlichkeit und unser Chic ist erkauft mit millionenfachen, unvorstellbarem Tierleid. In diesem Fall dem von eigens für die Wollherstellung gezüchteter und gequälter Kaninchen. Und (auch) auf diesem Gebiet sind die Chinesen Weltspitze. Ein Land, in dem es keine Strafen für Tierquälerei gibt und in dem auch keine Gesetze den Umgang mit Tieren regeln.
In chinesischen Zuchtbetrieben industriellen Ausmaßes fristen die kleinen wuscheligen Wolllieferanten unter extremsten Bedingungen ein schreckliches Dasein. Die bewegungsfreudigen und geselligen Hoppler sind in enge, dunkle, einstreulose Einzelkäfige eingepfercht, damit sie sich nicht gegenseitig das wertvolle Fell abfressen. Sich mal eben umdrehen ist nicht. Der Untergrund besteht aus Draht oder Lattenrosten. Gut, oder besser nicht gut - für ein Millionenheer europäischen Geflügels sind die Bedingungen ja auch nicht viel besser. Aber in Asien kommt noch eine besonders perfide Komponente hinzu: Die „Schur“. Aber diese Bezeichnung ist der reinste Euphemismus.
Den Nagern wird das Fell bei lebendigem Leibe und vollem Bewusstsein über die Ohren gezogen bzw. ausgerissen. Eine an Grausamkeit und Perversität kaum zu toppende Praxis, die ja in der Gänserupf, wie sie ebenfalls in großem Stil in China, aber auch in Ungarn und Polen praktiziert wird, eine Entsprechung hat. Siehe auch http://www.rotorman.de/kotzen-nach-dem-weihnachtsb...

Die Schmerzensschreie sind markerschütternd

Ein Selbstversuch in abgeschwächter Form verdeutlicht, was die Tiere dabei durchmachen. Einfach mal bei sich selbst ein einzelnes Bart- oder Kopfhaar ausreißen. Ist schon ziemlich unangenehm und schmerzvoll. Aber hier potenziert sich die Qual und steigert sich ins Unermessliche. Die Prozedur wiederholt sich alle drei Monate, sobald das Fell nachgewachsen ist. Die Karnickel werden auf Streckbänke gespannt oder mit Seilen an der Decke fixiert. Für Fluchttiere sicherlich der reinste Horror. „Arbeiter“ reißen oder schneiden ihnen das Fell ab bzw. aus. Die Schmerzensschreie der gepeinigten Wesen, die dabei oft klaffende Wunden davontragen, sind markerschütternd. Nach dieser traumatischen Misshandlung verfallen die Tiere in eine Schockstarre und verkriechen sich in ihren winzigen Einzelkäfigen. Nach zwei bis fünf Jahren, wenn sie ausgequetscht und am Ende sind, werden die Überlebenden kopfüber aufgehängt. Man schneidet ihnen die Kehlen durch und verkauft sie als Braten. Guten Appetit!
Das sind keine einer kranken Phantasie entsprungenen Schauermärchen. Das ist bittere, tagtägliche Realität, die im Übrigen belegt ist. Aktivisten der weltweit agierenden Tierrechts–Organisation „PETA“ haben dies dokumentiert. Ihnen ist es gelungen, „undercover“ in knapp einem Dutzend chinesischer Kaninchenfarmen heimlich zu drehen. Beim Betrachten der Videos stülpt sich einem der Magen um. Aber so eine Schocktherapie kann auch recht heilsam sein. Doch Vorsicht: Für schwache Nerven ist das nix. Wie können Menschen wehrlosen Mitgeschöpfen so etwas antun? Vielleicht sollte man in diesem Zusammenhang auch nicht von Menschen sprechen, sondern eher von Bestien. Der Film ist hier zu sehen: http://www.youtube.com/watch?v=TIieBLmqixI

Angst vor der Macht der Verbraucher

Seit „PETA“ die Dokumentation vor einigen Monaten veröffentlicht hat, hat ein Umdenkprozess eingesetzt. Handel wie Verbraucher gehen auf Distanz. Angora-Produkte bleiben immer häufiger wie Blei in den Regalen liegen oder werden aus selbigen verbannt. Zuletzt hat ALDI-Süd das Zeugs im Rahmen seiner Tierwohl-Kampagne auf die schwarze Liste gesetzt. Man weiß sich da in guter Gesellschaft: H&M, ESPRIT, C&A, Tchibo, Lacoste, Calvin Klein, Gerry Weber, Tom Tailor, Marc O´Polo, GAP und Tommy Hilfiger haben die Produktion bzw. den Verkauf von Bekleidungsprodukten aus Angora bereits eingestellt. Auch die schwedischen Firmen Lindex, Gina Tricot, MQ werden dieses Material künftig nicht mehr verwenden. Sie alle mögen das nicht einzig und allein aus Tierliebe tun. Die Angst vor der Macht der Verbraucher ist ganz real.
Trotzdem findet man aus Angorawolle gefertigte Artikel noch in vielen Geschäften, offline wie online. Deren Verbreitung im deutschen Handel ist nach wie vor groß. 90 Prozent der weltweit gewonnenen Angorawolle stammt aus China. Selbst wenn das Endprodukt woanders gefertigt worden sein sollte, muss man in den meisten Fällen davon ausgehen, dass der „Rohstoff“ aus diesem trüben asiatischen Quellen stammt. Da hilft es auch nichts, wenn Lobbyisten und Interessenvertreter der hiesigen Bekleidungsindustrie mitunter darauf verweisen, die Wolle ihrer Produkte käme schließlich aus Deutschland und zwar aus Farmen, in denen die Tiere „sorgsam“ geschoren würden. Mag ja sein. Aber so oder so, die Praxis dieser Form von Wollgewinnung ist nicht tiergerecht und wird es niemals sein. Nach der Schur fehlt den ihres Fells beraubten Kreaturen der Wärmeschutz. Der Temperaturschock und der Stress durch die Schur können zu akuten Krankheiten oder zum Tod führen. 50 Prozent der Todesfälle treten in der ersten Woche danach auf. Insgesamt leben die Tiere unter den tierquälerischen Haltungsbedingungen nur etwa vier Jahre.

Es gibt genügend bessere Alternativen

Dabei gibt es Alternativen, Materialien, die genauso gut, wenn nicht sogar besser als Angorawolle sind. Tencel oder Viskose aus Pflanzenfasern beispielsweise. Sie sind atmungsaktiv, haltbar und biologisch abbaubar. Lyocell (aus Zellulose) hat den gleichen weichen Griff wie Angora und ist zudem feuchtigkeitsabweisend. Weitere Alternativen zu Wolle sind auch Polyestervlies, synthetisches Shearling, Sisal, Bambus, Baumwollflanell, Vlies, Acryl und Sojaseide.
Und nun? Was jetzt? Es kann eigentlich nur eine Konsequenz geben. Finger weg! Alle Waren, die das Angora-Zeichen tragen, links liegen lassen. Und selbige, so sie daheim im Schrank lagern, am besten sofort in die Mülltonne! Letzteres hilft den Tieren, die für ihre Herstellung gequält wurden und gestorben sind, zwar jetzt auch nicht mehr, aber es könnte hilfreich für die eigene psychische Hygiene sein. Und wer, sei es aus Gleichgültigkeit oder unterentwickelter empathischer Kompetenz, nach den aufwühlenden Szenen des PETA-Videos weiterhin auf die Angora-Karte setzt, dem mögen dicke, eiternde, juckende Furunkel am Hintern wachsen. Und die Arme müssten dann so kurz und verkümmert sein, dass es zum Kratzen nicht reicht …

Den australischen Schafen geht es nicht besser

Apropos Wolle: Es sind ja nicht nur die zahllosen, in ihrer Summe gesichtslosen Angora-Kaninchen, die für unseren Komfort und unsere Eitelkeit am anderen Ende der Welt durch die Hölle gehen. Reden wir mal über Schafe. Australien ist da weltweit der führende Wollexporteur. Welcher Folter die ihren brutalen Peinigern schutzlos ausgelieferten Määhs im Land der Kängurus ausgesetzt sind, bevor, während und nachdem sie ihren Pelz zu Markte getragen und „geliefert“ haben, sprengt jede Vorstellungskraft. Aber das ist wieder eine andere Baustelle….
http://www.peta.de/das-geheime-leben-australischer...

Bürgerreporter:in:

Jürgen Heimann aus Eschenburg

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