Prof. Dr. Christian Hirschhausen: Wir haben kein Netzproblem!

Herr Prof. Christian Hirschhausen
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Am 20.02.15 luden die BI Marxheim und Niederschönenfeld zu einer wissenschaftlichen Infoveranstaltung in die Diepoldhalle nach Schweinspoint bei Marxheim ein. Erfreulicherweise waren auch dieses Mal wieder alle Plätze belegt, was zeigt, daß das Interesse an Informationen zum Thema Energiewende und Stromtrassen groß ist. Unter den ca. 500 anwesenden Gästen, waren auch Vertreter der Gewerkschaften, Bürgermeister, Landräte, der Bund Naturschutz, der SVF und Bürgerinitiativen vertreten. Leider waren der Augsburger Landrat Martin Sailer und auch Meitingens Bürgermeister Herr Dr. Hiegl der Einladung nicht gefolgt und hatten auch keinen Vertreter geschickt, was ich persönlich als sehr schade empfand.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Martin Stegmair von der BI Niederschönenfeld, der eine nachhaltige Energiewende zum Wohle der Natur und des Menschen forderte, sprach auch Marxheims Bürgermeister Alois Schiegg ein paar Grußworte. Er wies betroffen auf die inzwischen 2700 Betriebe hin, die von der EEG befreit sind, was letztendlich jeder Endverbraucher mit bezahlen muß.
Herr Prof. Hirschhausen begann seinen Vortrag mit den Worten: Speicher, Wind und Sonnenstrom, ersetzen Kohle und Atom, so wie man es auch bei einer Teilnehmerin auf ihrem T-Shirt und auf den Transparenten der BI Megatrasse-VG-Nordendorf lesen konnte. Ergänzend fügte er hinzu, dass man dazu auch Gaskraftwerke bräuchte. Er und sein Team beschäftigten sich schon seit vielen Jahren mit dem Thema Netze und er gestand, dass es ihm vor allen die Infrastruktur sehr angetan hat. Deshalb betreiben sie sehr viel Forschung vor Ort, was sie zu einer der führenden Forschungsgruppen macht. Auch würde ihm immer wieder die Frage gestellt, warum sie das denn machen und sich diesen ganzen Streß antun würden. Er sagte dazu: Wir mischen uns in die Politik ein, weil wir der Ansicht sind, dass Energiewende bedeutet: Kohleausstieg und Bürgerbeteiligung. 2/3 aller erneuerbaren Energien kommen von den Bürgern selbst und den Bürgerenergiegenossenschaften. Das ist eine beachtliche Leistung, an die vor einigen Jahren keiner geglaubt hätte. Man ging damals von 2-5 % aus. Heute produzieren wir 25% des deutschen Stroms aus regenerativen Energien! Die Energiewende an sich ist nicht mehr aufzuhalten, auch in Deutschland nicht. NRW und Brandenburg haben schon Klimaschutzprogramme aufgelegt, die bis zu 100% regeneratve Energien zum Ziel haben. Auch international gibt es diesen Trend, da regenerative Energien sehr günstig sind, vor allem im Hinblick auf negative Umweltauswirkungen. In diesem Zusammenhang wies Prof. Hirschhausen auf riesige Kosten hin, die noch auf uns alle zukommen, was die Endlagerung/Entsorgung des Atommülls betrifft.
Zum Thema europäisches Stromnetz sagte er ganz klar, dass die "Stromlücke" von ca. 5 GW, die nach der Abschaltung der AKW´s in Bayern entsteht, keine Auswirkungen auf die Preisentwicklung haben wird, da dies aufgrund des Stromüberschusses von der EU leicht "geschluckt" würde. Daher wird es auch keine 2 Preiszonen geben, was immer wieder behauptet wird. Das hielt übrigens auch Frau Prof. Kempfert für Unsinn, was sie bei einer aktuellen Diskussionsrunde bestätigte. Vor allem von der Industrie kamen dazu immer wieder Aussagen, dass dadurch Arbeitsplätze in Gefahr wären und sie sonst auf den Mond abwandern werden (überspitzt gesagt).
Herr Prof. Hirschhausen und sein Team sagten ganz klar: Wir haben kein Netzproblem ! Auch nicht nach der Abschaltung der AKW´s 2022. Es sind keine Engpässe vorhanden, das kann ganz klar belegt werden. Jeder der etwas Anderes behauptet, kennt sich entweder nicht aus oder vertritt andere Interessen.
Er befürwortete die Integration von Österreich und hielt auch den europäischen Markt für sehr wichtig. Zum Thema Netze sagte er: Wir haben die sichersten Netze in Europa, wenn nicht sogar auf der ganzen Welt. Die Süd-Ost-Trasse wird nur benötigt, um die vollständige Kohleinspeißung zu garantieren, wenn zeitgleich Wind- und Sonnenstrom in großen Mengen auch einspeißen-sonst wird keine Trasse benötigt. Es ist ein Skandal, dass im 21. Jahrhundert immer noch Häuser/Gemeinden vom Abbaggern aufgrund von Kohleabbau bedroht sind. Auch gab er zu Bedenken, dass Infrastrukturmaßnahmen keinesfalls kostengünstig sind. Hohe Transaktionskosten, Juristen-und Beraterkosten und natürlich auch negtive Umwelteffekte verursachen ein Vielfaches. Die Kosten für die Konverter trugen einen großen Kostenanteil dazu bei.
Prof. Hirschhausen stellte auch Fragen in den Raum, wie: Was brauchen wir heute? und Was brauchen wir in 10 oder 20 Jahren? Der Markt muß bereinigt werden, da wir zuviele Kraftwerke haben.
Abschließend sagte er: Die ganze Welt beneidet uns um die Energiewende, denn Atom und Kohle sind am Ende! Die Trassengegner müßten einen langen Atem beweisen und die Diskussion sicher noch die nächsten 3-5 Jahre weiterführen. 2016/17 kommt ein neues Bundesbedarfsplangesetz heraus, indem die regenerativen Energien und auch die CO2 Reduktion mehr Beachtung finden werden.
Ab 2017 beginnt passend auch eine neue Legislaturperiode, denn dann darf jeder Bürger wieder zur Wahlurne gehen. Die Politik wird auch gerade aus diesem Grund nicht die Augen verschließen können und wird lernen müssen, auf die Wünsche Ihrer Wähler einzugehen. Ich persönlich werde ganz genau hinschauen und nicht nur schöne Worte, sondern vor allem das Handeln beurteilen!

Bürgerreporter:in:

Knippsi Knippsilein aus Ellgau

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