Bierstadt Einbeck ist eine Reise wert

Stadtführerin Elena erklärt den Otzer Triathleten am Stadtmodell im Rathaus welchen Weg sie gegangen sind.
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  • Stadtführerin Elena erklärt den Otzer Triathleten am Stadtmodell im Rathaus welchen Weg sie gegangen sind.
  • hochgeladen von Friedhelm Döbel

Zum siebten Mal unternahmen die Triathleten des SV Hertha Otze mit ihren Frauen und Freundinnen eine "Mannschaftsfahrt".
Im Jahr 2008 waren sie zum ersten Mal unterwegs, Ziel war Magdeburg. In den Folgejahren waren Lüneburg, Bremerhaven, Fürstenhagen (bei Kassel), Bramsche und im vergangenen Jahr Ilsenburg (mit Lauf in Wernigerode) die Orte, wo die Herthaner mit ca. 20 Personen ein schönes Wochenende verbrachten.
In diesem Jahr war frühzeitig die Bierstadt Einbeck als Ziel ausgesucht worden. Diese Stadt kannte noch niemand aus der Gruppe und ist auch nicht allzu weit entfernt, so dass man dort auch mit dem Auto bequem hin kommt. Auch die Bahn war eine Alternative, doch zum Glück (wie sich an diesem Wochenende herausstellen sollte; Streik) entschieden sich alle für das Auto, da auch unterschiedliche An- und Abreisezeiten angedacht waren.
Treffpunkt war auf jeden Fall Freitag, 17. Oktober, gegen 17:00 Uhr. Denn um 18:00 Uhr war der erste Programmpunkt: Abendführung "Helles Bier & dunkle Schatten".
Dass die Pension "Haus Johanna" stadtnah gelegen ist, war der Weg zum Treffpunkt am Marktplatz schnell zu erreichen.
In kleinen Gruppen ging man in die Innenstadt, einige hatten schon eine gemütliche Kneipe (Ur-Bock Schänke 66) gefunden. Von dort brauchte man auch nur noch "rausrollen" um Punkt 18:00 Uhr am Treffpunkt zu sein.
Alle 18 angemeldeten Personen aus der Hertha-Truppe waren pünktlich da. Sogar ein "Aufpasser" war mit: Hund Oskar war immer dabei.
Eigentlich waren bei der Planung fast 25 Leute vorgesehen, aber verschiedene andere Termine (leider auch kurzfristige Absagen) ließen die Truppe schrumpfen. Aber auch so sollte es ein schönes harmonisches Wochenende und sehr sonniges Wochenende werden.
Nachdem ersten Kostproben des heimischen Bieres getestet waren, es hatten sich fast alle in der Kneipe eingefunden, waren alle Herthaner am Treffpunkt, wo uns schon Stadtführerin Elena in historischen Gewand erwartete.
Am Eulenspiegelbrunnen am Alten Rathaus fing die Abendführung an. Vor dem Eingang des Rathauses wurde noch ein Gruppenfoto gemacht und los ging es.
Ab in den Keller des Gebäudes. Hier waren schon die Kerzen angezündet worden; ein historischer Keller. Wieder im Tageslicht, es wurde dämmrig,
Am Benser Tor soll im Jahr 1540 Heinrich Diek, der Feuer gelegt haben soll, bei dem 350 Menschen gestorben sind, auf einem Folterstuhl gequält worden sein.
Sogar mit Federn soll er gefesselt gekitzelt worden sein.
Auf dem Burgwall ging es mit vielen Erklärungen, u.a. mit Donnerbalken und Gewürzwasser für das Bier, weiter zu St. Jakobi Marktkirche. Inzwischen war es dunkel geworden, wer wollte nahm die über 220 Stufen bis in die Kuppel der Kirche in Angriff um einen schönen Blick über die Stadt zu genießen. Wer die Räumlichkeiten dort oben mieten will, kann das tun; einziger Nachteil: er muss alles selbst mit hinauf nehmen. Deshalb wird es auch nicht so oft angenommen.
Hier war der erste Teil des Programmabends vorbei, denn das Essen in der Domäne Altendorf wartete bereits. Das vorbestellte Essen war aber sehr schnell auf den Tischen, aber natürlich nicht ohne vorher schon mal wieder das Einbecker getrunken zu haben.
Das Essen schmeckte allen Herthanern sehr gut. Kaum aufgegessen stand aber auch schon wieder Elena, unsere Stadtführerin da. Sie wollte uns ja noch testen, ob wir bei der Abendführung auch aufgepasst hatten. Denn beim Bierdiplom musste jeder auch einen Fragebogen ausfüllen. Dort waren auch Fragen zum allgemeinen Bierwissen gefragt. Das Lösungswort bekam aber jeder heraus und erhielt auch eine Urkunde für das BIERDIPLOM, zu dem auch noch ein Einbecker-Glas gehörte.
Der erste Abend war bald danach für alle geschafft. Am nächsten Tag verabredeten sich alle für das Frühstück, denn um 10 Uhr sollte der nächste Programmpunkt warten.
Beim Frühstück wurde noch über den Abend gesprochen, den einige doch noch ein wenig verlängert hatten. Alle trafen sich danach um zum neuen PS-Speicher Museum zu gehen. Ganz große Vorstellungen hatte niemand von dem, was sie erwarten sollten. Das Eintrittsgeld empfanden einige doch recht hoch, doch gut 3 Stunden später hatten alle das Geld gern ausgegeben.
In den Fahrsimulator, einem Porsche 911 Carrera, "traute" sich niemand. In Einbeck steht einer von insgesamt nur drei solcher Simulatoren in Deutschland.
In der Eingangshalle wurden wir freundlich empfangen. Der Eingangsbereich lädt auch schon zum Spielen und Mitmachen ein. Nicht nur Kinder haben dort Spaß.
Jeder bekam einen (gratis - im Eintrittspreis enthalten) einen Audio Tourguide (Kopfhörer-Führung). Mit dem ging es in den Fahrstuhl in die 5. Etage, Hier fing die Zeitreise an.
Als die Räder rollen lernten; in diesen Jahren fängt die Ausstellung "Vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die Zukunft" an. Mit Hochrädern, den ersten motorangetriebenen Zweirädern und autoähnlichen Fahrzeugen, die ausgestellt sind kommt man aus dem Staunen nicht wieder raus. Wo haben die Museumsbetreiber diese Schätze alle her (und das sollte erst der Anfang sein)?
Mit wieviel Feinheiten die Ausstellungsstücke damals gebaut wurden kann man überall sehen. Aber auch mit wieviel Gespür diese anzusehen sind ist beispielhaft.
Nicht nur, dass jedes ausgestellte Exemplar mit Schildern beschrieben ist, an einigen Autos oder Motorrädern stehen Zahlen und man kann auf dem Audioguide Erklärungen über das Stück hören.
Aber auch das ganze Drum und Dran, das passt alles zu der Zeit. Auch die Filme, natürlich aus der Zeit in schwarz/weiß, sind historische Rückblicke. Zum großen Teil Originalaufnahemn, oder sehr gut und lustige Nachspielungen. In der Zeit, als die Bilder laufen lernten.
Dann gibt es noch Schilder, die aufzeigen, was verschiedene Lebensmittel zu der Zeit kosteten, wie hoch der Wochenlohn war und was die Fahrzeuge kosteten; und das auf jeder Etage, also in den Jahrzehnten.
Auch aus den Kriegsjahren sind einige Fahrzeuge ausgestellt, und das alles in einer "Umgebung", die diese Zeit auch greifbar macht.
Zwischendurch gibt es immer wieder diese Feinheiten, damit es auch Kindern nicht langweilig werden kann. Mal können sie selbst ein Auto durch eine Stadt lenken, dann sind sehr oft Tafeln zum Herausziehen und raten zu den Epochen. Auch "Selbstfotografieren" ist möglich. Diese Bilder kann man sich (gegen eine Gebühr) an dem Empfang abholen oder sogar im Interent auf der Homepage www.ps-speicher.de ansehen. Die neue Technik macht es möglich. Hier wurde wirklich an alles gedacht.
Da unsere Gruppe vorwiegend aus den etwas älteren Jahrgängen zusammengesetzt ist, kamen jetzt "ihre" Jahre. Ab den 50er Jahren konnten sich die Meisten zurückversetzt fühlen.
Da waren sie: die Nierentische, Cocktailsessel, alte Fernseher und Röhrenradios, Spiegel, Lampen, und eine Retro Jukebox, alles in einer nachgebauten Milchbar. Und natürlich auch die kleinen Autos und Motorräder dieser Zeit. Alles mit viel Liebe bis ins Detail aufgebaut. Auch die Musik dazu ist aus den Jahren. Einfach klasse!
Dann wieder was für die Kinder zwischendurch (eine kleine Modellstadt mit Knöpfen, damit sich was bewegt).
Die kleine "Kugelautos, wie z.B. Isetta, DKW usw. sind auch zu sehen. Die Schaufenster mit Elektrogeräten (Radios, Fernseher, Waschmaschinen, Staubsauger, Lampen) und entsprechenden Werbungsschildern lassen die Besucher noch einmal Erinnerungen wecken.
Und dann kommt ein Raum, wo man sich so richtig hinein verdenken kann, wie man in den End-60ern in Urlaub gefahren ist. Meeresrauschen mit Strandsand, einem Wasserauto, VW-Bus und Zelt, Gaskocher usw.; und dazu noch entsprechende Musik von den Beach Boys, Beatles usw. Einfach super gemacht.
Und dann kamen die 70er. Die Autos wurden moderner und farbiger. Die Motorräder aus der Zeit werden im PS-Speicher virtuell moderiert von Ilja Richter: Licht aus, Spot an!
Die Musik aus der Zeit mit Filmen und die Herstellung der Motorräder werden dargestellt. Zuerst sieht man 4 Motorräder und nach einer kurzen Musik-Dunkelphase stehen auf einmal auf dem gleichen Platz vier andere Zweiräder.
Und im Vorraum steht noch eine Choppermaschine, ähnlich wie im Film Easy Rider mit Peter Fonda und Dennis Hopper aus dem Jahre 1970.
Hier konnte man sich einen 5-Minuten-Ausschnitt von dem Film (oder 2 anderen) ansehen.
Danach wurden die Fahrzeuge immer moderner, bis hinein in die Zukunft.
Auch dort war alles mit vielen Kleinigkeiten gespickt.
Den "Machern" dieses Museums muss man ein großes Kompliment machen.
Aber das ist noch nicht alles in dem Gebäude. Dort gibt es (Okt. 2015) eine Sonderausstellung Kleinwagen der Wirtschaftswunderzeit mit Exponaten aus Ost und West. Dort stehen Raritäten aus einer privaten Sammlung von Otto Künnecke aus dem Ort Störy in Südniedersachsen.
Diese Ausstellung muss man einfach auch ansehen. In was für Autos man früher gefahren ist; und die Besitzer waren froh solch einen fahrbaren Untersatz zu haben; heute nicht mehr denkbar.
Diese fast 4 Stunden sind im Flug vergangen.
So hatten die Herthaner nicht mitbekommen, dass das Wetter noch besser geworden war. Sie machten noch einen privaten Stadtbummel, einige Geschäfte bekamen auch noch Besuch, hauptsächlich von den weiblichen Gästen. Einige Herren zog es in die Kneipe Ur-Bock-Schänke 66. Dort wurde auch die Konferenz des Bundesliga-Spieltages gezeigt. Der Wirt ist allerdings BVB-Fan und hatte die große Leinwand mit dem Spiel der Dortmunder gezeigt. Auf einem kleinen Fernseher waren aber allen Spiele des Nachmittags zu sehen, dabei auch das Spiel der 96 gegen Mönchengladbach. Leider lief es für den Wirt (0:1 gegen Köln) und uns (die meisten) 96-Fans nicht so gut. Die Roten verloren 0:3. Nur Bayern-Fan Fredi aus Berlin konnte jubeln. Das 6:0 gegen Bremen konnte er ganz gelassen genießen.
Der Nachmittag war somit auch so schnell verflogen. Die Männer mussten sich beeilen, dass sie pünktlich zu dem italienischen Restaurant Trattoria da Angela am Möncheplatz kamen.
Aber auch das klappte hervorragend und dort kamen alle an eine lange Tafel und bestellten a la Carte. Das Lokal war sehr gut gefüllt, doch es dauerte (mit einer Ausnahme) nicht lange, bis alle ihr Essen hatten. Die Bedienung war sehr aufmerksam und verwöhnte einen Gast sogar mit einer Massage (auf die lustige Art. Auch dieses Lokal können die Herthaner weiter empfehlen.
Fast alle wollten noch einen Gute Nacht Trunk nehmen und fanden noch eine Musikkneipe. Hier war das Besondere, dass in der Styropordecke viele Bierdeckel stecken. Sie sollen alle hochgeworfen sein und dann dort stecken geblieben sein.
Danach gingen alle Richtung Pension Johanna und man traf sich gemeinsam am nächsten Morgen beim Frühstück wieder.
Um 10;00 Uhr (pünktlich) war, wie verabredet, auch Stadtführerin Elena wieder da. Sie führte die Gruppe "Durch die Jahrhunderte", wie der Titel der Tour heißt. Sie fing am Stukenbrok-Park an, wo jetzt das Neue Rathaus ist. Das war früher eine Radfabrik und im Krieg eine Kaserne. Ein Haus voller Geschichte. Aber August Stukenbrok hat viel für die Stadt Einbeck getan und hat auch einen Gedenkstein am Rande des Parks. Die Tour ging weiter durch die Altstadt, durch die Tidexer Straße, über Hinterhöfe mit viel Geschichte zum Haus der jetzigen Touristen-Info zurück auf den Marktplatz.
Eine tolle, informative Stadtführung, die im Rathaus endete. Hier wurde am Stadtmodell ncoh einmal der "Laufweg" der Freitag- und Sonntagstour erklärt. Auch in dem großen Sitzungssaal war noch viel zu erfahren. Mit vielen lockeren Sprüchen und Zitaten wurde Stadtführerin Elena dann verabschiedet.
Ein Teil der Hertha-Gruppe musste bald danach nach Haus (andere Termine). Der Rest, immerhin noch 12 Personen, nutzte das schöne Wetter um in einem Biergarten hinter dem Rathaus noch einige Zeit zusammen zu sitzen.
Drei Paare bleiben noch eine weitere Ansicht in der Bierstadt. Die anderen fuhren an diesem Sonntag nach Haus.
Alle waren von der Stadt und der Organisation, die von der Touristen-Info vorgeschlagen wurde, begeistert. Sie können die Stadt und auch die Punkte des Wochenendes weiter empfehlen.
In dieser Stadt gibt es bestimmt noch mehr zu sehen, aber ein Wochenende ist halt zu kurz. Die Brauerei (Führungen leider nicht am Wochenende), das Museum (mit Fahrradausstellung) haben die Otzer noch nicht angesehen..
Bestimmt kommen einige der Reisegruppe noch einmal in die Stadt, nicht nur um das Bier vorort zu trinken.
Fazit: die Bierstadt Einbeck ist eine Reise wert.

Bürgerreporter:in:

Friedhelm Döbel aus Burgdorf

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