Der Vulkan Teide auf Teneriffa: Atemlos auf dem größten Berg Spaniens

Im Morgengrauen mit dem Kaffemilch-Flieger auf Teneriffa gelandet
11Bilder
  • Im Morgengrauen mit dem Kaffemilch-Flieger auf Teneriffa gelandet
  • hochgeladen von Vuolfkanc Brugger

Flughafen Teneriffa-Süd, 7 Uhr: Die Morgendämmerung taucht unseren Flieger und die Landebahn in warmes Licht, als wir die fliegende Kaffeemilch (siehe Bild) verlassen und dem Gepäckband zustreben.

1 Woche Teneriffa soll es sein, aber bitteschön kein faules "Am-Strand-Liegen" oder in nächtlichen Discos sich den letzten Versand heraussaufen. Nein, im Gegentum, wir werden uns einen Mietwagen greifen und Kultur und Natur der Insel erkunden, sowie einige Ausflüge in die Kulinarik wagen. Wenn die Winde nicht arg wild blasen, werden wir auch den ein oder anderen Badeplatz aufsuchen, doch "kommt Zeit, kommt Rat".

Schlafen im Flugzeug - nur manche können das. In der ersten Klasse liegenderweise wohl eher, aber in der Holzklasse sitzend? Wir bringen die knapp 5 Stunden schon irgendwie hinter uns und stehen bald am Gepäckband. Irrtümlicherweise zunächst am Band, wo das TUIfly-Zeichen leuchtet, aber, wie uns nach viel zu langer Zeit bewusst wird, der Startflughafen mit "München" angegeben absolut falsch ist. Also beim Nebenband gucken, und tatsächlich: Hier treiben gerade unsere Koffer vorbei. Mit diesen an der Hand geht es zum Hertz-Schalter, wo uns in kurzer Zeit der Schlüssel eines Mietwagens in die Hand gedrückt wird.

Ein auberginenfarbener Fiat Panda: Zu klein für Teneriffa? Angemessen, wie wir nach 7 Tagen und über 800 km Fahrt feststellen. Bei den vielen kurvenreichen Straßen auf der Insel, Geschöpf von ca. einem halben Dutzend Vulkanen, braucht man nichts Größeres oder Stärkeres, auf jeden Fall nicht für 2 Personen mit wenig Gepäck.

Witzig ist, dass der Mietwagen für ca. 150 Euro für die Woche verhökert wird, aber wir eine Kaution von knappen 1.000 Euro bereit halten müssen. Da der Mitreisende seine Kreditkarte nur noch mit 200 Euro gefüllt hatte, zeigt die Kreditkartenprüfmaschine nur "nicht gültig" an, und ich muss einspringen. Meine Gold-Karte hat wohl einen höheren Kredit, ein höheres Limit. Abgesehen davon: Kreditkarten heutzutage scheinen auch überhaupt nix mehr zu taugen. Früher konnte man mit jeder beliebigen Kreditkarte aufkreuzen, dann wurde diese in ein Gerät eingelegt, darüber mindestens 2 Bogen Papier gespannt, die nötigen Angaben wie Preis und Ware/Dienstleistung eingetragen und mit einem kräftigen "ritschratsch" wurden die erhabenen Daten der Kreditkarte auf das Papier übertragen.

Dann noch eine Unterschrift dazu und fertig. Für wieviel Geld der Kreditkartenbesitzer gut war? Egal. Hauptsache bezahlt. Heutzutage ist jeder, der Kreditkarten annimmt, online mit dem Kreditkartenunternehmen bzw. seinen Clearing-Dienstleistern verbunden und weiß daher sofort, wie viel Knete der Kunde ausgeben darf. Und heutzutage heißt das für viele: Ihre Kreditkarte ist gar keine, sondern eine Debit-Karte. Nur so viel, wie drauf ist, darf auch ausgegeben werden. Und wenn nur 200 Euro drauf sind, kann man halt keine Kaution für einen Mietwagen bezahlen.

Die Ausfahrt aus dem Mietwagengelände mit unserer fahrbaren Aubergine gestaltet sich schwierig, da es in Schleifen durch das weitläufige Gelände abwärts geht, worauf uns das Schild "Salida / EXIT" wieder nach oben, auf Punkt Null, weist. Bis wir nach dem zweiten Durchgang endlich das durch eine Palme verdeckte Schild "Salida" sehen und den Ausgang finden. Was die Sonneneinstrahlung so alles ermöglicht: Die Sonne bringt es an den Tag. Sie ist nämlich jetzt so richtig aufgegangen und beleuchtet das Schild besser als vorhin.

Nun hätten wir Puerto de la Cruz einfach über die Küstenautobahn in großem Boden erreichen können, doch das wäre uns doch zu einfach vorgekommen. Wir dachten da an einen Umweg über 3.500 Höhenmeter. Richtig. Vom Flughafen, der sich etwa auf Meereshöhe befindet, lassen wir den 5-gängigen Panda die Hänge des Vulkans Teide, der über Teneriffa thront, nach oben kraxeln. In engen Straßen, und mit vielen vielen Kurven, durch alle möglichen Vegetationszonen auf dieser eher trockenen Südseite der Insel. Was aber nicht bedeutet, dass hier nichts wächst. Hier wird sehr wohl Landwirtschaft betrieben - doch das Wasser muss von weit hertransportiert werden. In der Höhe kommt dann, besonders in engen Schluchten, Baumwuchs hinzu, und der Landwirt bleibt außen vor. Die Sicht ist fast überall fantastisch, doch ebenfalls fast überall kann man nicht anhalten. Und wenn man zum Fotografieren oder auch nur Staunen über die herrliche Sicht den Wagen verlassen wollte, ginge es nicht, denn von der Straße zu einem entsprechenden Haltplatz geht es oft einen so hohen Absatz hinunter, dass man befürchten muss, mit der Ölwanne aufzusitzen und darob einen Abschleppwagen holen zu müssen. Also verzichten wir auf überfüssige Halte und kommen über den Kraterrand in das Tal, das der Teide geschaffen hat und das jetzt den Kraterboden darstellt.

Hier können wir immer wieder halten. Blauer Himmel und die oft bizarren Felsformationen und die weite Ebene des Kraterbodens (17 Kilometer Durchmesser hat die "Las Cañadas" genannte Caldera) vor dem mächtigen, 3718 m hohen Teide lassen uns zum wiederholten Male staunen und die Auslöser der Kameras bedienen. Die Überquerung der Straße ist fast immer möglich, manchmal aber ein Glückspiel, wenn man, nur ein gutes Bild im Kopf, diese zu kreuzen versucht. Manche Mitmenschen nutzen die schnurgerade Passage der Straße zu Rennfahrten. Sie haben wohl schon die Aussicht genossen und wollen dringend zur Seilbahn oder arbeiten in der Nähe.

Auch wir wollen zur Seilbahn, oder hat hier jemand geglaubt, wir wollen tatsächlich mit dem Wagen auf 3.500 Meter? Die letzten 8 Minuten, die wir nach oben brauchen, fährt uns die Seilbahn, der Teleférico. Wer übers Internet gebucht hat, braucht zwischen 9 und 10 Uhr nicht Schlange zu stehen. In der Theorie. Die Praxis sieht anders aus. Wir ordnen uns in der Gasse "Internet" ein, wo kein Mensch wartet, aber auch kein Schalter besetzt ist, schlängeln uns zwischen in Schlangen angeordneten Sitzreihen, die leer sind, durch und erreichen das Drehkreuz vor der Seilbahn, von wo uns ein Bediensteter wieder zum Kassenhäuschen zurück schickt.

Ja wie jetzt? Wir haben doch schon eine maschinenlesbare Eintrittskarte. Extra zu Hause ausgedruckt, sollte die doch hier von der dollen Maschine gelesen werden können? Offenbar nicht. Oh moderne Zeiten!

Wir also zurück zum Kassenhäuschen, wo eine einzelne tapfere Frau mit der gewaltigen (Menschen-) Schlange kämpft, die auf den Berg will. Und dann kommen wir, die schon gezahlt haben, und müssen (nicht wollen) unsere offenbar sinnlose, maschinenlesbar Eintrittskarte in ein "richtige" Eintrittskarte umtauschen, die das Drehkreuz ein wenig weiter hinten im Raum lesen kann.

Und das geht dann auch. Die Seilbahn bringt uns nach oben. Von der Bergstation haben wir zwei Möglichkeiten, uns etwas die Beine zu vertreten und die Aussicht zu genießen. Und eine Möglichkeit NICHT. Den "Telesforo-Bravo-Pfad" zum Teide-Gipfel, der noch ein gutes Stück weiter über der Bergstation thront, kann man nur aufsteigen, wenn man sich eine Erlaubnis bei der Nationalpark-Verwaltung eingeholt hat. Haben wir nicht, also wählen wir die Route Mirador Pico Viejo, die mit "Nr. 12" angegeben ist.

An manchen Stellen stinkt es gewaltig, und ich denke an eine geplatzte Abwasserleitung von der Bergstation. Aber das täuscht. Der Geruch kommt aus dem Vulkan. Schwefel. Zeichen eines erneuten Ausbruchs? Zu diesem Zeitpunkt weiß ich noch nicht, dass der Ätna demnächst wieder einmal ausbrechen und Touristen und Anwohner mit bröckeligem "Regen" eindecken wird. Der Teide scheint aber sicher, so wie er im Atlantik liegt.

Für mich, der ich gehbehindert bin, ist der Weg, der mit unregelmäßigen Vulkansteinen gepflastert ist, an manchen Stellen eine gewaltige Herausforderung. Mit meinen Gehstöcken tappe ich langsam und vorsichtig die Route entlang und genieße die Aussicht über den Rand der Caldera auf das Meer im Süden und dann später auf die Insel Gomera im Westen.

Der Krater Montaña Chahorra, auch genannt „Pico Viejo“ (Durchmesser: 800 m, Höhe: 3.104 m) spuckte 1798 zum letzten Mal. Er liegt in direkter Sichtlinie auf die Insel Gomera, die dort im Atlantik schwimmt. Leider kann man nicht ohne weiteres zum "Pico Viejo" gehen, da die Strecke viel Zeit beansprucht und als "schwierig" bezeichnet wird. Wer übrigens glaubt, er könne, selbst ohne Körperbehinderung, hier auf diesem Weg ein Wettrennen veranstalten, der sei schon mal vorgewarnt: Auf dieser Höhe ist die Luft sehr dünn. Und wenn man die Nacht durchgemacht hat, wie wir zwangsweise, dem wird schon bald die Puste ausgehen. Wie uns, so alle 10 Schritte ist Pause mit Aussicht angesagt, wenn der Weg wieder einmal etwas steiler wird.

Zurück bei der Bergstation heben wir uns die 2. vorgeschlagen Route für einen 2. Besuch auf: Die Tour Mirador de la Fortaleza, Nr. 11 führt gen Osten. Von einem Aussichtspunkt soll man Blicke auf die ganze nördliche Seite der Insel Teneriffa haben, mit dem Orotava-Tal in der Mitte und, bei guter Sicht, bis zum Anaga-Gebirge. Schon von hier, der Bergstation aus, aber sieht man die kleinen weißen Punkte der Kuppeln, die die Sternwarte Observatorio Astrofísico del Teide ausmachen, direkt neben der Wetterstation von Izaña.

Wir aber lassen uns vom Teleférico wieder nach unten tragen und setzen unseren Weg über die erstaunliche Landschaft der Caldera fort, durch die eine vielbefahrene Straße führt, welche uns Respekt einflößt ob der sicherlich großen Mühe, die sie den Straßenbauern verursacht hat dank des schwierigen Terrains.

Ein gelungener Auftakt unserer Teneriffa-Exkursion, dieser "Aufstieg" auf den Teide. Jetzt aber weiter nach Puerto de la Cruz, wo unser Hotel steht und wo man mit deutsch gut zurecht kommt: Das Rentnerparadies par excellence auf der Insel des ewigen Frühlings.

Sehr empfehlenswert die deutschsprachige Abteilung der Webseite der Seilbahn: Sie ist in gutem deutsch abgefasst und informiert über den Vulkan Teide als Weltnaturerbe, die Geologie, die Pflanzenwelt, was die Wissenschaft sagt, die Übernachtung in der Berghütte Altavista und manch andere praktische Dinge in Wort, Video und Bild. Und nicht zuletzt kann man sich schon eine Eintrittskarte ausdrucken, mit der man dann, ohne in der Schlange anzustehen, zu einer bestimmten Uhrzeit auf den Berg kann. Doch daran muss man dort wohl noch arbeiten, wie unser Erlebnis zeigt.

Teleférico del Teide

http://www.telefericoteide.com/de

Bürgerreporter:in:

Vuolfkanc Brugger aus Dillingen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

24 folgen diesem Profil

5 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.