Jetzt ist es raus!

Wolfi
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Ja, ich habe versucht es gut zu verstecken, aber jetzt ist es raus. Ich habe meine Familie gefunden! Ich Wolfi werde im Januar, wenn dann alle Vorbereitungen getroffen sind und meine Familie - klingt das nicht schön - meine Familie dann auch ganz viel freie Zeit für mich hat, ausziehen! Ich weiß, das Tagebuch hat alle Schreiberlinge gelehrt erst dann über einen Auszug zu schreiben, wenn er tatsächlich passiert ist. Nun, meine Familie hat mir und unseren Menschen hoch und heilig geschworen, daß nichts dazwischen kommen wird und ich weiß, daß sie es ernst meinen. Sie haben sich lange mit mir beschäftigt. Zu Beginn nur aus Neugier, daraus wurde nun echte Zuneigung und jetzt darf ich bald für immer bei ihnen leben! Mein für immer und ich hoffe, daß das sehr lange sein wird, denn ich habe umwerfende Menschen, die ich meine Familie nennen darf. Ich weiß zwar auch schon, daß ich nicht immer werde meinen Kopf durchsetzen können, daß ich sehr viel lernen muß und daß ich mir sehr viele meiner Flausen aus dem Kopf schlagen werde, aber ich weiß auch, daß sie es wert sind - meine Menschen, meine Familie, mein Zuhause! Ja, ich bin aufgeregt, ich weiß, daß es bald passieren wird, ich kann ja schon anfangen die Tage zu zählen und ich freue mich wie ein kleiner Wolfi. Aber mir werden auch unsere Menschen hier sehr fehlen. Ich habe so viel gelernt in den Monaten, die ich hier war, ich werde mich nie in der Form bedanken können, wie ich es sollte und will. Diese Menschen hier haben mir das Leben gerettet und das meine ich nicht bildlich. Wären sie damals nicht bereit gewesen mich aufzunehmen, dann wäre ich wahrscheinlich nicht mehr hier. Was passiert, wenn man nicht erwünscht ist und keiner den Mut hat "Ja" zu einem zu sagen! Sie können es erahnen und ich will es nicht aussprechen. Es passiert bestimmt viel zu oft täglich überall auf der Welt und daher weiß ich, daß diese Menschen hier mir das Leben gerettet haben. Und jetzt haben sie mir geholfen meine ganz eigenen Menschen zu finden! Welch großartiger Job!
Und nicht nur mir haben sie dabei geholfen.
Hilde ist auch bereits auch schon gut in ihrem neuen Zuhause angekommen und hat sich gut eingelebt. Ich gehe davon aus, denn Hilde hat sich ebenfalls wie ich sehr spontan für den Menschen entschieden, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen will. Glückwunsch Hilde, Du hast es Dir richtig verdient.
Und damit muß ich noch nicht aufhören! Ja, es gab noch einen Auszug aus dem Hundehaus. Fynn hat kurz entschlossen entschieden, daß er erst einmal in die große Stadt zieht und nicht länger warten will, bis seine Menschen fertig sind mit Haus auf dem Land herrichten. Ich weiß. daß das ein großer Schritt für ihn ist, aber seine Menschen werden ihn mit allem was ihnen möglich ist, unterstützen. Sie hätten ihn sehen sollen, als er hier vom Hof gelaufen ist. Es gab kein Zögern, kein Zaudern, kein Umblicken - Fynn war klar, daß er heute und jetzt mit seiner Familie ein neues Leben beginnen wird. Ich wünsche Dir, daß Du ganz viele neue Eindrücke gewinnen wirst und wenn Du dann wieder in unserer Nähe bist, auch vielleicht einmal irgendwann vorbei kommst und "Hallo" zu unseren Menschen hier sagst. Mich wirst Du dann nicht mehr antreffen, denn falls Sie es vergessen haben sollten - ich ziehe im Januar aus! Tina hebt gerade warnend die Pfote, ich solle es nicht zu oft und zu laut sagen, ich solle es nicht verschreien, also werde ich es nicht tun, denn das darf ich nicht gefährden - Sie wissen schon, was ich meine!
Apropos Tina... es gab auch ein paar schöne Auszüge aus dem Katzenhaus. Wissen Sie was mir aufgefallen ist! Der Katzenbereich wird immer größer und größer. Zuerst nur das Katzenzimmer und die Quarantäne. Dann ging das kleine Hundehaus in Katzenhand über, dann wurden unsere Menschen aus dem alten Büro vertrieben und es wurde die Katzen-Station. Dann gab es den Aufstand der Baby-Katzen und das Mietz-Haus wurde für die großen gebaut....wenn das so weiter geht, dann haben wir bald noch ein Mehrfamilien-Katzenhaus im zweiten Hundeauslauf stehen. Aber es ist halt leider auch notwendig und unumgänglich bei der Masse an Katzen, die Hilfe bei uns suchen. Ich glaube es ist in diesem Jahr noch kein Tag vergangen, an dem nicht eine Katze oder ein Kater bei uns an die tür geklopft hat - das ist natürlich bildlich gesprochen, denn meist kommen die neuen Bewohner des Katzenhauses schon in menschlicher Begleitung. Tina hat mir erzählt, daß die Quarantäne voll besetzt ist, daß in der Station auch fast alle Boxen belegt sind, daß das Kinder-Katzenzimmer nicht gerade leer geworden ist, daß sogar ein paar der jungen Mäusefänger in das kleine Hundehaus gezogen sind, weil sie doch schon alt genug sind und so die noch jüngeren das Katzenzimmer nutzen können. Das Mietz-Haus ist ebenso nicht leer, auch wenn es doch immerhin 2 Auszüge gegeben hat - dafür aber auch mehr Einzüge. So kann es am Ende vom Tag nie weniger werden.
Aber kommen wir zu den Auszügen. Da wäre ganz als aller erste die süße Karla, die nun endlich ein gutes Zuhause gefunden hat, bei Menschen, die mehr als den ganzen Tag Zeit haben, sich um Karla zu kümmern. So hast Du es Dir verdient süße Maus. Und auch Scooter hat endlich eine Famlie gefunden, der es nicht so wichtig ist, daß seine Nase läuft und er manchmal etwas seltsam klingt. Endlich Menschen, die diesem Schmusebär sein gutes Leben bieten können und wollen. Elvis und Lennox haben es geschafft, daß sie ihre Freundschaft weiter ausleben können. Es ist schön, daß die beiden zusammen ein neues Zuhause gefunden haben.
Und auch Sindbad hat seine Familie gefunden. Menschen, die einen Kater suchen, der eine Aufgabe übernimmt, der sich mit der Zeit aber auch richtig freuen wird, wenn er seine Familie sieht. Ich bin mir sicher, daß Sindbad früher oder später mehr sein wird, als der Mäusefänger in der Familie. Und dann last but not least unsere liebe Rosa. Es hat lange genug gedauert, bis diese tolle Katzendame den Platz gefunden hat, den sie sich bestimmt vorgestellt hat. Nicht nur, daß sie liebevolle Menschen um sich hat, nein, sie hat auch einen vierbeinigen Freund, mit dem sie sich sicherlich gut verstehen wird.
Ich wünsche allen Ehemaligen das Beste und hoffe, daß es hin und wieder ein paar Bilder für unsere Menschen hier gibt, damit sie wissen, daß alles gut ist.
WIssen Sie wie schwer es sein muß, wenn man uns gehen lassen muß? Ich weiß es nicht! Ich weiß, wie sehr ich mich freue, wenn ich hier raus darf, aber ich spüre, daß es unseren Menschen jedes Mal einen echten Stich ins Herz versetzt, wenn wir gehen. Wir sind Familie, wir gehören zusammen, wir passen aufeinander auf, wir sorgen uns umeinander.
Wenn wir einen Bewohner verlieren, dann weinen wir zusammen und wenn ein Bewohner eine eigene Familie findet, dann freuen wir uns, aber wir sind auch traurig, daß wir sie oder ihn nicht mehr sehen und auch nicht wissen, wie es ihr oder ihm geht. Ich weiß, daß meine Familie bestimmt hin und wieder erzählen wird, was ich wieder angestellt habe....aber ganz viele Ehemalige verschwinden einfach so aus dem Leben unserer Menschen und das ist manchmal sehr schwer zu ertragen.
Leider verstehe ich nicht immer das, was unsere Menschen sagen, aber meist sind es gute Worte, meist spüre ich, wie sehr sie uns lieben und manchmal sehe ich, wie schwer ihnen der Abschied fällt. Das ist das Ziel des Weges, den wir gemeinsam gehen und egal wie oft unsere Menschen "Tschüß" und "Auf Wiedersehen" sagen, sie werden sich nie daran gewöhnen.
Das ist gut zu wissen - wir sind nie vergessen.

So und damit ich auch wirklich nicht in Vergessenheit gerate, werde ich mal versuchen, beim nächsten Besuch der Küche, den Mülleimer wieder auszuleeren - Sie wissen garnicht, was da alles unglaublich Tolles versteckt ist, das unbedingt entdeckt werden muß.

Lassen Sie es sich gut gehen und vergessen Sie uns nicht.

Ihr
Wolfi

http://www.tierheim-hoechstaedt.de

Bürgerreporter:in:

Sabine Pollok aus Dillingen

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