Herbst

Tina
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Der Herbst ist an und für sich eine schöne Zeit. Von vielen Bewohnern hier nur als eine Art Übergang betrachtet zum Winter mit wildem Toben im Schnee, wird diese Jahreszeit oft verkannt. Es ist nicht mehr so heiß, wie es im Sommer teilweise war und noch nicht so bitterlich kalt, wie es im Winter sein kann. Es ist einfach so eine Mischung aus allem und da kann man doch an jedem neuen Tag nur das beste finden. Natürlich können wir Katzen viel mehr Freude an fallenden Blättern oder Blättern, die vom Wind verweht werden empfinden als Hunde, dafür kann ich persönlich nichts Erhebendes an einer Schnellballschlacht mit Menschen finden. Jeder hat einfach seine Vorlieben.
Jetzt redet die dumme Katze über das Wetter, werden Sie sagen...nun ja, zum Einen ist das ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens und kann sogar auch zu Gemütschwankungen führen und zum Anderen gefällt mir der Herbst einfach richtig gut und nachdem es mein Tagebuch ist, werde ich hin und wieder Themen anschneiden, die mir wichtig sind. Vor kurzem habe ich bei unseren Menschen aufgeschnappt, daß ich eine einmalige Erscheinung geworden wäre. Fragen Sie nicht, über was nach diesem an sich tollen Satz an Warte gefallen sind. Nichts davon hat mir gefallen. Ich halte nichts von Diäten und unnötigen Spieleinlagen. Ich finde es schön, wenn ich in meinem Innenbereich sitzen kann, zum Fenster raus sehen kann und mir überlege, ob ich heute lieber Nassfutter oder doch die trockene Variante zu mir nehme. Unsere Menschen kennen mich. Ich esse nicht immer gut und so kriege ich manchmal einfach etwas mehr angeboten, um die Verlockung größer zu machen. Ich halte mir selbst nicht für übergewichtig oder dieses dumme untergroß, welches ein fiktiver Artgenossen als Ausspruch berühmt gemacht hat. Nein, ich bin vielelicht nicht mehr so schlank wie früher, aber ich könnte es sofort wieder werden, wenn ich einen Sinn in der Bewegung erkennen kann. Erst die Tage war einer unserer Menschen bei mir zu Besuch und hat Fotos gemacht und gekuschelt und da habe ich ein bißchen gespielt und bin ein wenig gehüpft - das hat Spaß gemacht. Aber warum sollte ich das alleine machen? Klar, ich fange zwischendurch schon auch mal eine Fliege, aber so richtig Spaß macht das auf Dauer auch nicht. Ob mir ein Zimmergenosse fehlt, fragen Sie? Darüber habe ich an sich schon lange nicht mehr nachgedacht, weil ich eigentlich meine Artgenossen nicht mag. Aber zum Beispiel nebenan ist ganz tragbar oder auch Karlo scheint mir nicht allzu falsch zu sein. Nur eine andere Katzen-Dame will ich nicht bei mir haben. Das geht wirklich nicht. Wie kam ich denn auf dieses Thema? Ach so, ich wollte erklären, warum ich zur Zeit nicht mein Idealgewicht habe und bin etwas abgeschweift. Wissen Sie, wenn ich auf einem Bauernhof leben würde und herum streunen könnte, dann sähe das innerhalb kürzester Zeit anders aus, aber scheinbar bin ich zu eigen zu unscheinbar, zu durchschnittlich, meine Geschichte zu langweilig, es guckt keiner nach mir, wenn mal Besucher da sind. Ist das traurig? Ja, ds ist sehr traurig! Ein wenig kann man micht im Katzenhaus wohl mit Gipsy im Hundehaus vergleichen. Kein Besucher guckt uns wirklich an!
Aber mal zurück zum Wetter.... Im Sommer habe ich mich schwer getan. Es war doch zwischendurch sehr heiß und das liegt mir nicht wirklich. Ich bin zwar eine All-Wetter Katze, ich bin ja auch im ursprünglichen Sinn eine Freigängerin, aber mit der Zeit bin ich hier schon ein wenig gemütlich geworden. Ich genieße die Vorteile, die das Leben hier bietet. Wie Betty immer so schön gesagt hat "Es gibt wirklich schlimmere Orte" und dem kann ich nur zustimmen. Natürlich, ich bin in einer Luxussituation - Einzelzimmer, mehr als genug Essen und Trinken, ausreichend Kratzmöglichkeiten in meinem Außenbereich und kuschlige Kissen und eine Heizung im Innenbereich. Ich weiß, daß mein Leben hier gut ist und ich finde es nicht schlecht. Wäre ein Leben in vollkommener Freiheit besser? Sicherlich wäre es schön, wieder der eigene Chef zu sein, aber so ein wenig mitbestimmen darf ich hier doch auch. Wenn ich nicht fressen will oder nicht raus gehen will, dann muß ich auch nicht.
Ist es also schlimm bei uns? Nein! Freuen wir uns über jeden Auszug? Aber hallo Ja doch!
Und so freue ich mich, daß ich schon wieder über ein paar Auszüge berichten darf. Leider nur aus dem Katzenhaus, aber immerhin....
Da wäre mal die sensationelle Sugar, die endlich eine Familie für sich gewonnen hat und diese auch nicht mehr hat entkommen lassen. Sehr schön, Hartnäckigkeit zahlt sich aus! Und auch Monte hat es endlich geschafft, daß im Mietz-Haus jemand erkannt hat, was für ein beachtlicher Kater er ist. Ich bin mir sicher, er hat auch schon klar gestellt, wo sein Lieblingskuschelplatz ist.
Und auch unser Katzen-Kindergarten ist ein wenig kleiner geworden.
Aber wirklich nur ein wenig....ich höre sie ja nur, wenn sie spielen und rascheln, aber es klingt, als ob da unerwarteterweise ganz viele junge Katzenkinder im Katzenzimmer wären. Ich kann mich an Zeiten erinnern, da konnten unsere Menschen mit dem Reden garnicht mehr aufhören, wenn kleine Katzen bei uns waren und mußte ganz viel über die Kleinen erzählen. Mittlerweile muß ich mich ja fast fragen, ob jung nicht mehr erwünscht ist. Nun, ich werde die Situation dort genau beobachten und versuchen festzustellen, warum da so wenig Auszüge passieren. Gerade wenn ich mir die kleine Karla anschauen, frage ich mich, wieso sie immer noch hier wohnt.
Wahrscheinlich geht das jedem Bewohner so, der anfängt das Tagebuch zu schreiben - man fängt an, sich ganz viele Fragen zu stellen. Früher habe ich nicht darauf geachtet, ich habe mich nicht damit beschäftigt, jetzt muß und will ich hinsehen, um berichten zu können.
Da kommen mit einem Mal Gedanken zustande, die wiederum Fragen aufwerfen, die man kaum jemanden stellen kann, will man eine vernünftige Antwort hören. Ich stelle Wolfi immer wieder neue Fragen und ein paar konnte er beantworten, aber viele auch nicht. Ich habe mir vorgenommen einen Fragenkatalog zu erstellen und diesen in meiner Zeit als Tagebuch Schreiberling abzuarbeiten. Im Moment schwirren lose Worte in meinem Kopf herum und die meisten Fragen fangen mit "Warum" oder "Wieso" an. Ich hatte bis vor Kurzem noch nie mit schlimmen Krankheiten zu tun - aber jetzt stellt sich mir die Frage "was ist Katzen-AIDS"? Wie geht es Syd und Lexa? Muß ich in meinem Umgang mit ihnen etwas beachten? Wie kann ein großer schwarzer Hund wie Nele verloren gehen? Warum soll Hilde kein richtiger Hund sein? Ist der Unterschied zwischen Wolfi und allen anderen Hunden in der Tat so groß? Warum müssen wir so oft zum Tierarzt und wer zahlt denn eigentlich hier alles für uns? Wolfi hat mir erklärt, daß wir hier nicht umsonst wohnen, aber wir als Bewohner nichts zahlen müssen. Ja aber wer macht das denn dann? Das konnte er mir nicht beantworten. Ich habe noch keinen dauerhaft perfekten Weg gefunden mit unseren Menschen zu kommunizieren, aber ich arbeite daran und dann werde ich alle Fragen beantwortet bekommen.
Bis dahin muß ich mich auf meine Intuition und meinen Instinkt verlassen und das Halbwissen meines bellenden Mitschreiberlings. Ich bin mir zwar sicher, daß wir gut damit klar kommen, aber letztlich will ich einfach nur wissen, wie das Leben so funktioniert und warum Katzenspielzeug so oft klingelt oder raschelt.

So und damit werde ich wieder meine Aussichtsposition einnehmen und sehen, was ein normaler Tag bei uns so bringt.

Vergessen Sie uns nicht - ich finde den Satz von Betty einfach toll, ich muß den mall zitieren.

Ihre
Tina

http://www.tierheim-hoechstaedt.de

Bürgerreporter:in:

Sabine Pollok aus Dillingen

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