Es ist wieder so weit.

Betty
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Alle Jahre wieder findet auch uns Bewohner des Tierheim Höchstädt die Vorweihnachtszeit.
Es ist ja schon mein 3. Weihnachten hier als Bewohnerin des Tierheim Höchstädt und seien Sie deswegen nicht betrübt, mir geht es hier wirklich gut. Ich weiß, je mehr auch ich betone, daß dem so ist, umso mehr könnte man vermuten, daß dem nicht so ist. Aber doch, ich bin hier glücklich und da gibt es auch keine Einschränkung oder ein wenn oder aber. Mein Leben hier als Haus und Hofkatze ist toll und ich habe Menschen um mich, die mich lieben und die sich rührend um mich kümmern. Ja, mein Leben hier ist in der Tat erfüllt mit allem, was ich mir nie vorstellen konnte, daß ich es lieben würde. Ich bin eine mehr als glückliche Bewohnerin und genieße mein Leben. Aber ich weiß, daß es hier die ein oder andere Seele gibt, die sich nichts sehnlicher wünscht, als wieder oder endlich in einer Familie leben zu dürfen.
Nehmen wir einmal Jacko. Er ist wirklich sehr unter-streichelt hier. Das liegt nicht daran, daß ihn nicht jeder, der Zeit hat knuddelt und streichelt und mit ihm redet und sich auch mal Zeit nimmt, die er eigentlich gar nicht hat. Aber Jacko ist einfach nicht gerne ohne menschliche Aufmerksamkeit. Er freut sich so sehr, wenn er kuscheln darf und bei ihm bin ich mir sicher, daß er als Wunsch ein eigenes Zuhause unter den Weihnachtsbaum gelegt hat. Auch Hugo dürfte das getan haben, obwohl er ja gar nicht weiß, wovon er da redet. Hugo hat noch nie bei Menschen gelebt und doch ist genau das sein größter Wunsch. Zwar wahrscheinlich erst, seit er hier bei uns lebt, aber seit Hugo erkannt hat, daß Menschenhand auf Freude bringen kann, wären ein schönes Körbchen mit weichem Fell und ab und dann ein paar Kuschelrunden doch in der Tat ganz oben auf seiner Wunschliste. Wer hätte es gedacht, daß dieser harte Hund doch mal seine weiche Seite zeigen würde.
Und auch Leila und Wolfi wollen an sich nur hier weg. Unsere Menschen wissen, daß sie diesen Wunsch nicht persönlich nehmen dürfen, aber gerade die Beiden sind einfach noch sehr unglücklich aufgrund ihrer Lage. Wobei Beide jetzt mehr Bewegung, bessere Pflege und mehr Aufmerksamkeit haben - aber dieses Wissen ist noch nicht so ganz in ihrem Bewusstsein gelandet. Ich hege auch die Vermutung und da hat mich Hugo auch bestärkt, daß Wolfi im Moment eher noch etwas überfordert ist, mit all der Aufmerksamkeit und all den Menschen, die sich um ihn kümmern. Er ist immer sowas von überglücklich, wenn jemand zu ihm kommt, daß er sich kaum bremsen kann. Wo soll denn dieser tolle Kerl mit all seinen Gefühlen hin, mit all der Freude, mit all dem total unbekannten Glück und dem bisher nie erfahrenen Nähe zu Menschen. Das ein oder andere Glücksgefühl ist bei Wolfi noch etwas unkoordiniert und für unsere Menschen hin und wieder auch zu überschwenglich, aber er weiß es einfach noch nicht besser. Wäre Wolfi ein kleiner Yorki, dann wäre das wohl alles überhaupt kein Thema. Können Sie sich vorstellen, wie es sein muß, sein Leben lang in einem Zwinger gelebt zu haben und wahrscheinlich 2 mal am Tag Kontakt zu Menschen gehabt zu haben und dann auf einmal bricht diese Welt komplett zusammen, sie sind alleine und dann kommen Menschen, holen sie von Zuhause weg, bringen sie an einen fremden Ort, sie haben mit einem Schlag vollkommen unbekannte Nachbarn und Gerüche um sich, sie haben viel mehr Platz, sie bekommen Wasser, Futter und Leckerli, sie bekommen eine dicke weiche Decke und sie werden geknuddelt und gestreichelt ... können Sie sich vorstellen, wie Ihre Gefühlswelt da Achterbahn fahren würde. Nun Wolfi braucht noch ein wenig Zeit, um zu sich zu finden, aber eines ist klar...er ist ein richtig toller Kerl.
Warum schreibe ich Betty ausgerechnet so eine Lobeshymne auf Wolfi?
Ich bin doch die Fachfrau in Dingen Unverstanden sein, wer soll also besser als ich verstehen können, was in diesem Kerl vorgeht.
Ich bin mir zwar sicher, daß mir hier widersprechen wird, aber das kann er dann in seinem nächsten Eintrag tun.
Aber es gibt auch ein paar richtig tolle gute Nachrichten.
Es gab 6 Auszüge aus dem Katzenhaus! Ja, das ist sozusagen unser kleines Weihnachtsgeschenk.
Josie hat mit all ihrem Charme noch kurz vor Weihnachten ihre Familiie gefunden und darf nun dort Menschen beim Singen und Päckchen auspacken zusehen. Und auch Poldi und Felix haben recht schnell ihr neues Glück gefunden. Das waren jetzt aber alles ziemlich neue Bewohner, werden Sie sagen, da freuen wir uns zwar immer sehr, aber das sind doch dann keine richtig tolle Nachrichten....Ich bin auch noch nicht fertig!
Unser Carlo hat sich überwunden und sich endlich an Menschen herangewagt. In all seine Scheu und Zurückhaltung hat er ein Herz gewonnen, das ihm die Zeit geben wird, die er braucht, um endlich der umwerfende Kater sein zu können, der er bestimmt sein will. Es freut mich so sehr, daß er vor Weihnachten noch sein großes Glück gefunden hat.
Und zum guten Abschluß meines Eintrages darf ich mich von zwei Wegbegleitern verabschieden, die wohl selbst schon nicht mehr damit gerechnet hatten.....Meine lieben Leserinnen und Leser unsere Quenna und unser William haben zusammen eine Familie für sich gewinnen können und sind zusammen ausgezogen! Das ist eine so unglaublich unerwartete Neuigkeit, das es mir so ziemlich die Sprache geraubt hat, als ich es gehört habe. Quenna und William, die hier erst zusammen gefunden haben und immer den Traum hatten, zusammen bleiben zu dürfen und es aber einfach schwierig ist, 2 erwachsene große Katzen zusammen zu vermitteln...und siehe da, ebenfalls kurz vor Weihnachten passiert genau das!
Ja, auch wenn wir Bewohner hier immer mal wieder an allem und jedem zweifeln, so sind es genau diese Momente, die uns zeigen, daß hier wirklich ALLES möglich ist und das für JEDEN von uns. Ich weiß, daß gerade Chilli mit diesem Auszug einen großen Funken Hoffnung hat aufblitzen sehen, ebenso wie Lissy und Kathy oder Saphira und Stony - all die Bewohner eben, die sich nicht so leicht in den Vordergrund stellen können und mit ihren Ecken und Kanten vielleicht nicht als "leicht" zu vermitteln gelten könnten. Aber wir hier haben gelernt, daß Wunder in vielen Formen, Größen und Farben passieren und man einfach nie weiß, wann so ein Wunder um die Ecke kommt und an der Tür klingelt.
Demnach lassen Sie nie den Kopf hängen, wir tun es auch nicht, sondern wir nehmen jeden Tag, der auf uns zukommt als Anfang für einen guten neuen Tag, an dem der eine Mensch zu Besuch kommen könnte, der einem von uns hier ein Zuhause schenken möchte.

Ich darf Ihnen im Namen von allen Bewohnern und unseren Menschen Frohe Weihnachten wünschen und erholsame Feiertage und wir alle hoffen, daß Sie uns nicht vergessen.
Ihre
Betty

http://www.tierheim-hoechstaedt.de

Bürgerreporter:in:

Sabine Pollok aus Dillingen

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