Teufel auch! Termindruck für Herrn Krampus:

Krampus aus Oberösterreich
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Gfeiert muß sei: -von Sankt Nikolaus zum Patrozinium und dann gleich hinein in die Saturnalien. Im Dezember gehts arg hin und her für echte Brauchtumsmenschen

„Haaaalt, halt, halt , zurück zum Ausgangspunkt“ „Wir drehen noch mal von vorn“ „So kann das nicht gemacht werden“
So meldet sich der Regisseur zu Wort: „ Bitte noch ein wenig gruseliger, sonst kommt das nicht rüber zu unseren Fernsehgästen, Und Nebelmaschine, Feuershow on, wir spielen noch diese Metallica-musik rein, aber Eure Glocken muß ich immer noch im Background hören. Also Ärsche rauf und runter, damit Eure Schwengel die Glocken zum Schwingen bringen. Eure Grupies werdens Euch danken. Und alle unsere jugendlichen Zuschauer sind nicht mehr mit solch langatmigem Gesockse zufrieden zu stellen. Wir brauchen alles was Ihr geben könnt: Motorsägen funkensprühend über den Asphalt ziehen, Schaukämpfe, und rauf mit dem „Opfer“ auf die Foltermaschine: It s Krampus-time Leute, Zeit für die Monster!! Habt Ihr mich verstanden?

Seit Tagen sind die hässlichen Tuifl mit Ihren hölzernen Masken und den vom Schneider kunstvoll gar gräuslich aus rasierten und mit aufgesetzten Plastik-muskeln auf gemotzten Fellanzügen unterwegs, von Veranstaltung zu Veranstaltung. Ist es dort das nachmittägliche Kaffeekränzchen, an dem sich die älteren Damen ein wenig Nervenkitzel inmitten all dieser verkleideten jungen Männer verschaffen wollen oder der Industriellen-geburtstag. Es ist jetzt Anfang November und die Terminliste der Krampusgruppe ist jetzt schon längst voll. Am 6. Dezember ist Nikolaustag, der Tag des Krampuslaufes, wie er im Kalender steht. Gelaufen wird aber vor Allem davor. Und die Krampus-ausstellungen müssen, damit die Masken zum Lauf wieder zur Verfügung stehen, schon Wochen davor statt finden. Wer als Maskenschnitzer mit der neuen Serie nicht schon im August mit den Masken fertig ist, hat im nächsten Jahr keine Aufträge mehr. So geht das.

„Haalt, halt, halt“, so kann das nicht gehen , bringt sich der Regisseur wieder in Erinnerung. „ Wir überlegen uns die Zeitabfolge nochmals gemeinsam“
Nun gut- wenn schon- denn schon:

Dann aber gleich zurück ins Jahr 1087 nach Rouen in Nordfrankreich: Dort wurde das Fest des heiligen Nikolaus und das Fest der unschuldigen Kinder zum ersten Mal gemeinsam gefeiert.

Rekapitulieren wir: Vor Allem im harten Winter war es für die Kinder von armen Tagelöhnern, deren Eltern für die verschneite Jahreszeit weder Arbeit hatten noch Lebensmittel zurück legen konnten, fast unmöglich, genug zum Essen, geschweige denn die notwendigen Vitamine aus Gemüse, Milch oder Fleisch zu bekommen um gegen die Krankheiten im Winter gefeit zu sein. Winterzeit war Bettelzeit.

Welch Glück, daß da in den Klöstern der Tisch besser gedeckt war. daß der
Patron Nikolaus als Gabenspender bekannt war und, daß da im späten Dezember schon ab dem 5. Jahrhundert auch das Kinderfest gefeiert wurde( Mathäusevangelium, Fest der von Herodes gemeuchelten Kinder, 28.Dez.)). Dieses Fest gipfelte darin, daß an den Klosterschulen in Anlehnung an den Rollentausch der römischen Saturnalien ( und nochmal feiern!) ein Kinderbischof gewählt wurde, der einen großen faschingsähnlichen Umzug und Theaterspiele veranstalten mußte.

Wohl im Anklang an keltische Tierverkleidungen schlüpften die Kinder in Fellkleidungen und unter Tierhörner, um auch einige lehrreiche Tierfabeln als moralische Lernstücke spielen zu können. Längst war aber der Kult des ziegengehörnten Pan und des stierköpfigen Mithras durch das Christentum als Teufelsverehrung ab gestempelt. Schon während der Reformation im 16. Jhdt. wurden diese Tierverkleidungen und -spiele zu Nikolaus verboten. In katholischen Gegenden dann allerdings erst seit der Aufklärung.

Interessant, daß in Südtirol andererseits zeitgleich oder zumindest bald schon wieder im späten18.Jhdt.in der Weihnachtszeit auf den kleinen kirchlichen Bühnen und Dorf-theatern sogenannte Nicolo-spiele auf geführt wurden , bei denen Teufelsmasken als ferne Vorläufer der Krampusmasken und sogar heutiger Horrorfilmmasken zum Einsatz kamen, die auch zu anderem heimischen Brauchtum aus geliehen wurden.

Haalt, halt, halt! also wisst Ihr, wir drehen, wenn es dazu die richtige Zeit ist: also AB dem 6. Dezember! Und wenn Ihr wollt dann bis zum 28. Dezember, Von Nikolaus bis Patrozinium eben wird gefeiert! Und dann könnt Ihr ja diese gräuslichen Masken auch gerne auf lassen für die Rauhnächte. Da taugen die Hässlichen genauso gut als Wiaschtperchten. So hat man das eh immer gemacht: Rauhnächte von Weihnachten bis zum 6. Januar- Epiphanias. Und weil uns Teufeln das Christentum einen Strich durch die Rechnung gemacht hat mit seinem neumodischen Kalender, fallen die Saturnalien nicht auf Mitte Dezember sondern erst auf Fasching und da können wir dann wie bei unseren römischen Vorfahren auch einen König der Trinker wählen. Da macht sicher auch in unserer Brauchtums-verwirrten Zeit dann jeder mit, erst recht, wenn es eine Weinkönigin wird, aber das wäre ja schon wieder im Herbst, macht nix, dann feiern wir eben wieder gleich Nikolaus und so weiter. Ein Termin jagt den anderen.

Bürgerreporter:in:

Haus der Kulturen michael stöhr aus Diedorf

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