Biologin aus Landau hilft mit Stammzellspende einem Leukämiekranken

27. April 2015
17:30 - 20:30 Uhr
Hainbach-Schule, 76879 Hochstadt (Pfalz)
Die 31-Jährige Biologin ist beruflich und privat eine Helferin für Patienten.
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Zu ihrem Alltag gehören Reagenzgläser und Petrischalen: Christine Wittmann ist promovierte Biologin und forscht am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) nach neuen Medikamenten gegen Entzündungen. Auch privat ist die 31-Jährige aus Landau jemand, der sich Gedanken um die Gesundheit anderer macht. Vor fast zwölf Jahren registrierte sie sich als mögliche Lebensretterin bei der Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands älteste Stammzellspenderdatei. Nur für den Fall, dass ein Leukämiepatient eine Stammzelltransplantation braucht und die Biologin die passende Spenderin ist. Vor wenigen Wochen war es für die Wissenschaftlerin soweit: „Ich habe mich gefreut, dass ich jemandem helfen kann.“

Im Jahr 2003 hat sich Christine Wittmann in Landau als Stammzellspenderin registriert. „Ich dachte, vielleicht kann ich einem Menschen helfen, wenn ich mich typisieren lasse“, erinnert sie sich. Bei der Typisierung wird ein Fingerhut voll Blut oder eine Speichelprobe genommen. Nahezu täglich sind Teams der gemeinnützigen Stiftung bundesweit unterwegs, um über das Thema Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke aufzuklären.

Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland etwa 11 000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten wie etwa der Leukämie. Jeder zweite Patient ist ein Kind oder Jugendlicher. Je nach Leukämieart variieren die Heilungsaussichten. Oft reicht die Behandlung mit einer Chemotherapie oder Bestrahlung nicht aus. Dann ist die Übertragung gesunder Blutstammzellen die einzige Hoffnung auf Leben. Eine solche Transplantation ist aber nur möglich, wenn sich ein passender Stammzell- bzw. Knochenmarkspender zur Verfügung stellt, der die gleichen genetischen Merkmale hat, wie der Patient.

So wurden bei der Typisierung 2003 auch die Gewebemerkmale von Christine Wittmann bestimmt und bei der Spenderdatei gespeichert. Seitdem stehen sie anonym im deutschen Zentralregister (ZKRD) in Ulm, wo sie mit denen der Patienten weltweit verglichen werden können. Mit jedem neu gewonnenen Spender erhöht sich somit die Chance, dass einem leukämiekranken Patienten das Leben gerettet werden kann.

Seit 18 Jahren hat die Naturwissenschaftlerin ein großes Hobby: Fußball. Als Mittelfeldspielerin kickt sie beim FFV Fortuna Göcklingen. Dass Sie potenzielle Stammzellspenderin ist, hat sie schon fast vergessen. Im Oktober bekommt sie dann einen Anruf der Stefan-Morsch-Stiftung: Wittmann ist die passende Spenderin für einen an Leukämie erkrankten Menschen, lautet die Nachricht. Als sie in dem Gespräch gefragt wird, ob sie bereit ist zu helfen, sagt sie „Ja!“. „Ich hab mich sehr darüber gefreut“, erzählt sie. Nach einer erneuten Blutuntersuchung muss sie zur Voruntersuchung. Ganz offen spricht sie über Ihre Bedenken: „Ich hatte Angst davor, dass die Stammzellspende Langzeitfolgen haben könnte.“ Bei der Voruntersuchung wird zur Sicherheit der Spenderin abgeklärt, ob sie ganz gesund ist. Und sie wird komplett über die Chancen und Risiken, aber auch über den Ablauf der Spende aufgeklärt: „Nach dem Gespräch war ich erleichtert. Alle meine Bedenken waren ausgeräumt und ich hatte ein gutes Gefühl.“ Wittmanns Freunde und Familie unterstützen ihre Entscheidung. Auch die Vorgesetzten am KIT stehen hinter ihrem Vorhaben.

Mit der Übertragung von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Dazu wird dem Spender einige Tage lang ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. In einer Entnahmestation werden dann die Stammzellen aus dem Blut herausgefiltert bzw. zentrifugiert. Apherese heißt dieses Verfahren, das heute am häufigsten angewandt wird. Bei der klassischen Methode - der Knochenmarkspende – punktieren die Ärzte den Beckenknochen des Spenders – niemals das Rückenmark. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde.

Christine Wittmann hat per Apherese Stammzellen gespendet. Dafür musste sie sich ein paar Tage vorher spritzen. „Das hat ganz gut geklappt. Bei der ersten Spritze war eine Freundin dabei, die Krankenschwester ist. Sie hat das ganze überwacht. Leider bekam ich von dem Botenstoff ziemlich starke Kopfschmerzen. Aber ich dachte daran, dass der Patient sicher einiges schlimmeres mitmachen muss.“ Nach der Stammzellentnahme ist sie begeistert: „Die Mitarbeiter waren alle sehr nett und haben sich gut um mich gekümmert. Ich hab mich sehr wohl gefühlt.“ Sie möchte auch andere zur Typisierung motivieren: „Die Stefan-Morsch-Stiftung macht ganz tolle Arbeit! Stammzellspende bietet die Chance, Leben zu retten.“

Der nächste Typisierungstermin in der Nähe ist am:
Montag, 27. April, 17.30 bis 20.30 Uhr, in der Turnhalle der Hainbach-Schule, Schulstr. 12, in Hochstadt

Antworten auf die häufigsten Fragen zum Thema Typisierung und Stammzellspende:

Wer kann sich als Stammzellspender registrieren lassen?
Prinzipiell kann sich jeder gesunde Erwachsene zwischen 18 und 60 Jahren aufnehmen lassen. Wer nicht älter als 40 Jahre ist, kann kostenlos typisiert werden. Gleiches gilt für Jugendliche ab 16 Jahren – vorausgesetzt die Eltern stimmen zu. Doch es gibt Ausschlusskriterien für die Stammzellspende, über die man sich vor der Typisierung informieren sollte – schwere Krankheiten und die Zahl der Schwangerschaften sind relevant.
„Typisierung“ lautet der Fachbegriff für die Aufnahme in die Stammzellspenderdatei: Ist der Gesundheitsfragebogen unterschrieben, wird ein Fingerhut voll Blut abgenommen. Aus der Blutprobe werden die Gewebemerkmale des Spenders analysiert. Die Merkmale werden bei der Spenderdatei der Stefan-Morsch-Stiftung gespeichert und anonym an das deutsche Zentralregister übermittelt. So stehen sie für weltweite Suchanfragen zur Verfügung.
Mehr Info: Stefan-Morsch-Stiftung (www.stefan-morsch-stiftung.de), gebührenfreie Info-Hotline 08 00 - 766 77 24, info@stefan-morsch-stiftung.de.
Soll man sich in mehreren Stammzellspenderdateien aufnehmen lassen?
Wer bereits typisiert ist, sollte sich nicht noch einmal registrieren lassen. In Deutschland gibt es insgesamt 30 Spenderdateien. Alle diese Spenderdateien und auch die Stefan-Morsch-Stiftung speisen ihre Daten in das deutsche Zentralregister der ZKRD in Ulm ein. Dort sind sie für weltweite Suchanfragen abrufbar. Deshalb genügt es, wenn Sie einmal in einer Datei registriert wurden. Um im Ernstfall einen passenden Spender ausfindig zu machen, sind wir darauf angewiesen, dass die Kontaktdaten auf dem aktuellen Stand sind.

Wie lange bleibe ich in der Stammzellspenderdatei registriert?
Bis zum 61. Lebensjahr kann man Stammzellen spenden. Statistische Auswertungen haben jedoch gezeigt, dass ältere Spender sehr viel seltener von den Ärzten als Spender ausgewählt werden. Das Ergebnis dieser Auswertung entspricht den aktuellen Forschungsergebnissen an denen sich gängigen Kriterien zur Spenderauswahl orientieren.

Können Stammzellspender den Patienten kennenlernen?
Unter Beachtung datenschutzrechtlicher Bestimmungen ist ein Treffen zwischen Spender und Empfänger nach Ablauf von zwei Jahren möglich, wenn beide damit einverstanden sind. Außerdem kann der Spender, soweit der Patient damit einverstanden ist, auch nach der Stammzelltransplantation über den Zustand des Patienten informiert werden. Aber: Leider ist die Gesetzgebung in diesem Bereich von Land zu Land verschieden und eine Kontaktaufnahme zwischen Spender und Empfänger kann nur erfolgen wenn die nationalen Gesetze der Herkunftsländer dies erlauben. In vielen Ländern ist die Kontaktaufnahme aber nach wie vor erlaubt, unter anderem auch in Deutschland und den USA.

Die Stefan-Morsch-Stiftung mit Sitz in Birkenfeld ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ bietet die gemeinnützige Stiftung seit 1986 Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Hauptziel der Stiftung ist, Menschen zu werben, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. So werden täglich Stammzell- oder Knochenmarkspender aus der stiftungseigenen Spenderdatei von mehr als 400 000 potentiellen Lebensrettern weltweit vermittelt. Die Stiftung ist Mitglied der Stiftung Knochenmark- und Stammzellspende Deutschland (SKD).

Die 31-Jährige Biologin ist beruflich und privat eine Helferin für Patienten.
Unter der gebührenfreien Hotline 0800 - 76 67 724 sind Mitarbeiter der Stefan-Morsch-Stiftung erreichbar.
Bürgerreporter:in:

Annika Zimmer aus Birkenfeld

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