Ein Rückblick - DAS NOTIZBUCH-NATUR - FAST EIN GANZES HALBES JAHR...in zwei Etappen - Teil EINS

Wundervolle Abendstimmung! Kornblume im Sonnenuntergang.
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"Liebe im Schneckentempo", ein "Hirschkäfer in Not", der jähe Tod eines Edelfalters durch den Biss einer Spinne, das Männliche Knabenkraut, wilde Orchideen, Morcheln, Gallen, Libellen und mehr... werden in diesem Auszug (Teil EINS) aus dem Naturnotizbuch, entdeckt, beobachtet, gezeigt und beschrieben.

Die Naturexkursionen, während derer die folgenden Aufnahmen entstanden, liegen zum Teil schon etliche Wochen oder sogar Monate zurück, doch ist gerade, wenn die unaufhaltsame Jahresuhr schon mit einem Feuerwerk der Farben die dritte Jahreszeit anzeigt für alle, die die Freude an der freien Natur mit mir teilen, der rechte Zeitpunkt gekommen, mir noch einmal auf meinen Streifzügen durch abwechslungsreiche Tage des vergangenen Sommers zu folgen und beim Betrachten der Aufnahmen die eigenen Erlebnisse Revue passieren zu lassen.
Das eine oder andere Bild wird bei vielen Lesern sicherlich eigene Erlebnisse und Begegnungen im Sommer 2014 wieder in Erinnerung rufen...

Es gab wie immer, wenn wir zu Streifzügen hinaus in die Natur starten, viel zu entdecken.

Der Mai war schon Ende April gekommen, denn die Natur eilte der Jahreszeit um Wochen voraus.

Es gibt diese ganz besonderen Tage draußen in der Natur, an denen erlebt der Naturfreund/in einfach mehr als an vielen anderen Tagen im Jahr, wenn er oder sie mit aufmerksamen Blick und gespitzten Ohren die Natur durchstreift.
Der erste Tag, von dem ich im Rückblick berichten möchte, war ein wirklich spannender besonderer Tag. Einen ganzen Korb randvoll gefüllt mit Mairitterlingen brachten wir nach Hause. Ergänzt durch den Fund zweier prächtiger Morcheln (Bild Nr. 23 u. Nr. 24), die gut versteckt am Wegesrand gar nicht so leicht zu entdecken waren, gab es am Abend eine köstliche Pilzmahlzeit.

Der Mairitterling

Er wird auch Georgsritterling genannt, denn diese Art erscheint in jedem Jahr etwa am Sankt-Georgs-Tag (24. April).
Wir fanden unsere Pilze am 26. April in einem Hexenring stehend am Wegesrand in einem lichten Wald. So dauerte es, nachdem der erste dieser stark nach Mehl riechenden Speisepilze entdeckt wurde, nicht mehr lange bis eine für eine üppige Mahlzeit ausreichende Menge im Sammelkorb lag.

Der Kuckuck

An diesem Tag - 26.April 2014 - vernahmen wir auch den ersten wirklich deutlichen Kuckucksruf in diesem Jahr. Er verkündete uns den Sommer. Der Vogel hatte sich eine Warte - für uns unsichtbar - hoch in den Bäumen ausgesucht, um von dort aus seinen "Reviergesang" vorzutragen.
Es muss ein Männchen gewesen sein, denn der bekannte zweisilbige "Kuckucksruf" ist der Gesang der Männchen. Die Lautäußerungen der Weibchen sind schnelle Trillerreihen.
Doch der Sommer ist für ihn bei uns nur kurz! Denn nachdem der typische Ruf der paarungsbereiten Männchen uns über mehrere Wochen begleitete, zogen sie schon im Juni spätestens im Juli wieder zurück in ihre Winterquartiere.
Sie haben inzwischen mit viel Glück wieder Westafrika erreicht und sind sicher in ihren Quartieren eingetroffen ...
Einen Interessanten Link des LBV finden wir hier: Kuckuck wo bist Du

Maikäfer in der Dämmerung

In der Dämmerung heimgekehrt, erwartete uns eine weitere Überraschung. Wir nahmen über unseren Köpfen ein Summen, Surren, Schwirren und Kreisen rund um die unter einer Buche stehende Laterne wahr.
Fast ein Dutzend Käfer haben sich kurz nach dem Sonnenuntergang von ihrem Schein anziehen lassen.
Da landet auch schon einer von ihnen an der Hauswand, ein zweiter auf dem Boden. Sie ließen sich behutsam in die geschlossenen Hände nehmen.
Bei näherem Betrachten in der Dunkelheit erkennen wir sie als Maikäfer (Melolontha).
Kräftig bewegt er sich im Hohlraum zwischen meinen Händen und lässt uns, bevor ich ihm die Freiheit zurückgebe, gerade noch erkennen, dass es sich um ein Männchen handelt.
Im schnellen Flug begab er sich sogleich hinauf in die Äste der nahen Buche - zum Fressen.
Wie konnten wir das Geschlecht der Maikäfer erkennen?
Die Fühler enden in fächerförmig gestellten Blättchen, beim Männchen 7, beim Weibchen 6. Daher kommt auch der Familienname Blatthornkäfer.
Wir haben an diesem 26. April den Tag ihres Schwärmens erlebt.
Während des Schwärmens erfolgt auch die Paarung.
Der Lebenszyklus der Käfer hatte jedoch schon Jahre zuvor begonnen.
Nach der Befruchtung graben sich die Weibchen zur Eiablage tief in den Boden ein.
Die uns als Engerling bekannte Larve wächst und häutet sich mehrmals, bevor sie sich im Sommer des dritten Jahres verpuppt.
Der noch im selben Herbst schlüpfende Käfer verbringt noch den folgenden Winter in seiner "Puppenwiege" unter der Erde, um dann im nächsten Jahr an einem warmen Frühlingstag zu schlüpfen und sich zu seinem kurzen Käferleben in die Luft zu erheben.
Dieses geschah ebenfalls am beschriebenen sehr erlebnisreichen Tag Ende April.

Der Hirschkäfer

Jenseits von Fuhrberg, dem nördlich gelegenen Stadtteil Burgwedels führt eine unter Denkmalschutz gestellte Kopfsteinpflasterstraße nach Wieckenberg.
Aus Mangel an geeignetem Material sind gepflasterte Straßen in der Lüneburger Heide erst im 19. und 20. Jahrhundert entstanden.
Für Autos eine wahre “Folterstrecke“, führt an ihr jedoch auch ein vergleichsweise luxuriöser, breiter Fahrradweg entlang.
Diesen Weg nutzend hatten wir eine ebenfalls nicht alltägliche Begegnung.
Diese Straße wird neben anderen Baumarten von sehr alten Eichen gesäumt.
Dort fanden wir ihn dann auch, einen Hirschkäfer (Lucanus servus), um den es zunächst nicht sehr gut aussah. Er lag dort in der prallen Sonne auf dem Rücken.
Die geweihartig verlängerten Oberkiefer der Männchen, die geweihartigen Mandibeln des Hirschkäfers sind erheblich größer als bei den Weibchen.
Sie nutzen sie zum Kampf mit männlichen Artgenossen (Rivalenkämpfe).
Im Streit um ein Weibchen kämpfen die Männchen heftig, so lange bis einer der Streiter auf dem Rücken landet und aufgibt.
Ein solcher Verlierer muss unser Käfer (Bild Nr.11) gewesen sein.
Die kräftigen kurzen Mandibeln der Weibchen eigenen sich zum Aufreißen saftender Baumwunden.
Der austretende Baumsaft ist die einzige Nahrung. die die Käfer mit ihrer Pinselzunge auflecken.
Diese "Blutenden Eichen" sind Hirschkäfertreffpunkte, an denen die Rivalenkämpfe und Paarungen stattfinden.
Im Wurzelholz alter, morscher Eichen leben auch die bis zu 10 cm langen Larven der Hirschkäfer. Sie brauchen 5-8 Jahre für ihre Entwicklung.

Die Weinbergschnecken (Helix pomatia)

Beim Anblick der beiden Weinbergschnecken (Bild Nr.2 und Bild Nr.6 - Bild Nr.8) wird hoffentlich kein Leser und Bildbetrachter an Schneckenpfännchen und Kräuterbutter denken!
Wer hat sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, dass wir durch die Anwesenheit von Weinbergschnecken Rückschlüsse auf die geologische Beschaffenheit des Untergrundes ziehen können.
Sie zeigen uns an, dass wir uns auf kalkhaltigem Boden befinden, denn wir treffen Helix pomatia nicht nur auf Weinbergen an, sondern überall wo die Böden kalkhaltig sind.
Die Schneckenschale besteht zu 98% aus kohlensaurem Kalk.
Den zur Bildung der Schale benötigten Kalk nimmt sie mit der Nahrung auf.
Die Weinbergschnecke verbringt den Winter in einer Kältestarre.
Sie ziehen sich in ihre Schale zurück und verschließen die Öffnung mit einem Epiphragma genannten Kalkdeckel.
Er schützt sie vor Austrocknung und Frost, ist aber luftdurchlässig, sodass die Schnecke weiter atmen kann.
Wenn die Schnecke wieder erwacht, beginnt die Paarungszeit, die bis ca. Ende Juni dauern kann.
Es bleibt den Jungschnecken dann noch genügend Zeit um so groß zu werden, dass sie den Winter überstehen können.
Als Zwitter, sie besitzen sowohl männliche wie weibliche Geschlechtsorgane, können sie sich mit jedem paarungsbereiten Artgenossen fortpflanzen.
Mit einer "Lockstoffdrüse" können paarungsbereite Schnecken angelockt werden, mit denen eine wechselseitige Begattung stattfindet.

Schmetterlingstod

Ein hübscher Edelfalter , eben erst dort gelandet, der Nektar saugend auf einer Kratzdistel saß war in den Sucher der Kamera geraten.
Doch was war passiert. Plötzlich viel das Tier tot zur Erde.
Mit genauem Blick war der gut getarnte Täter schnell entdeckt.
Die Krabbenspinne (Xysticus cristatus), die zu den Lauerspinnen gehört, hatte sich unter der Blüte versteckt und den Falter mit einem Biss mit dem stark wirksamen Gift aus ihren Kieferklauen getötet (Bild Nr. 8 und Bild Nr.9).

Biotope

Auch in diesem Jahr standen die Besuche verschiedener Biotope auf der Naturexkursionsliste.
Neue wurden entdeckt und altbekannte gerne wieder aufgesucht.
Interessant sind hier auch immer wieder die mit Krebsscheren besetzten Habitate.
Die Krebsschere ist eine im Wasser schwimmende Pflanze deren gezähnte Hochblätter den Scheren von Flusskrebsen ähneln.
Im Spätherbst tauchen sie auf den Boden der Gewässer. Dort überwintern sie, um im Frühjahr wieder an die Wasseroberfläche zu steigen.
So verwandelt sich der äußere Anblick dieser Seen im Jahresverlauf auffällig.
Die Zukunft zweier regelmäßig besuchter Habitate scheint ungewiss.
Rings um einen kleinen idyllisch gelegen Moorteich fanden umfangreiche Baumfällaktionen statt.
Die Information, das dieses Refugium eingezäunt wird und somit für libellenkundliche (odonatologische) Beobachtungen der dort in großer Vielfalt und Anzahl vorkommenden Heide- und Edellibellen, Azur- und Weidenjungfern, Pech- und Winterlibellen und vieler weiterer Libellenarten nicht mehr zugänglich ist, wäre ein herber Verlust für alle Naturfreunde. Die Beobachtung vieler anderer Insektenarten, Käfer, Schmetterlinge, Spinnentiere und auch die Entdeckung der dort heimischen Amphibien und das Studium ihrer Entwicklung im Jahresverlauf wäre dann nicht mehr möglich.
Ungewiss ist für den Naturbeobachter auch die Zukunft des Würmsees, der fast vollständig ausgetrocknet von manchen Wasservögeln nur noch im Überflug beachtet wird.
Die Rohrweihe, die in den vergangenen Jahren dort angetroffen wurde hat sich in diesem Jahr ihren Brutplatz im nahen Vogelschutzgehölz geschaffen.
Die riesigen Starenschwärme die mehrere Jahre ihr faszinierendes "bizarres Flugballett" am Würmsee vollführten (siehe Video: https://www.youtube.com/watch?v=_fN7-KSpTMY) blieben fern.
Einziger Lichtblick war die Entdeckung der in der Vorwarnliste bedrohter Brutvögel aufgeführten Wasserralle (davon mehr in Teil zwei des Notizbuch-Natur)
Nun wünsche ich jedoch viel Spaß beim Betrachten eines bunten Potpourris von Bildern des Sommers 2014.
Weitere den Text ergänzende Informationen bitte ich aus den Bildunterschriften zu entnehmen.
In einem zweiten Auszug aus dem Naturnotizbuch, der in Kürze folgt, wird von Wildtieren berichtet, denen wir im Sommer 2014 sehr nahekamen.
Auch werde ich von meinen Erfahrungen aus meinem "2. Pilzjahr" berichten, in dem ich in Begleitung eines Pilzkenners, mit langjähriger Erfahrung, zum gelegentlichen Pilze sammeln unterwegs war und dabei immer wieder neue interessante Erfahrungen sammeln konnte.

NATUR-NOTIZBUCH TEIL ZWEI - http://www.myheimat.de/burgwedel/natur/natur-notiz...

Bürgerreporter:in:

Susanne Bartelsmeier aus Burgwedel

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