Die Kapelle in Ramlingen

Ramlinger Kapelle, Südansicht
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Ich habe den folgenden Artikel gerade für den von mir betreuten Internet-Auftritt der Martin-Luther-Kirchengemeinde Ehlershausen-Ramlingen-Otze ( http://www.kirche-ehlershausen.de/ ) fertiggestellt. Ich dachte mir, ich könnte den Artikel auch gleich hier noch einmal posten, ist ja ein Aufwasch ;-). Ramlingen, genauer gesagt, Ramlingen-Ehlershausen (es ist ein Doppelort) gehört zur Stadt Burgdorf und liegt im äußersten Nordosten der Region Hannover.

Die Ramlinger Kapelle ist eine der zur Martin-Luther-Gemeinde gehörenden Kirchen. Neben dieser Kapelle gibt es noch die Kapelle Otze (http://www.myheimat.de/burgdorf/beitrag/45833/die-...) und die Martin-Luther-Kirche in Ehlershausen.

Die Kapelle in Ramlingen datiert in ihrem heutigen Erscheinungsbild aus dem Jahre 1698. Der einzige Beweis dafür jedoch ist die über der Eingangstür eingravierte Jahreszahl. Das erste Mal erwähnt wird sie im Protokoll der Generalvisitation der Kirchengemeinde Burgdorf im Jahre 1699, das im Archiv der Stadtkirchengemeinde Celle aufbewahrt wird. Hier heißt es als Antwort auf die Visitationsfrage 32 nach Kapellen in der Gemeinde über Ramlingen: "Ein Filial ist hier nicht, wohl aber eine Kapelle, in welcher nur jährlich von dem Diacono 2 mahl gepredigt wird alß gegen Weihnachten und Ostern und weiß man daher von keinem Patrono, als daß die Leute selbst Sie ex propriis erhalten." Diakon bezeichnet, wie damals üblich, den 2. Pastor der Gemeinde; ex propriis (lat.) bedeutet "aus eigenen Kräften".
Allerdings hatte die Kapelle eine Vorgängerin, die vermutlich im 30-jährigen Krieg zerstört wurde und die das erste Mal im Jahre 1534 im sog. "Lüneburgischen Pfründenregister" erwähnt wird. Es ist jedoch anzunehmen, dass diese alte Kapelle schon länger existierte.

Wie in vielen protestantischen Kirchen, die in der Zeit des Barock erbaut oder umgestaltet wurden, ist auch in die Kapelle Ramlingen ein Kanzelaltar eingebaut worden. Bei der großen Renovierung der Kapelle in den Jahren 1962/63 wurde die Kanzel abgebaut und als Kanzelkorb im Chorraum aufgestellt. Die Seitenteile des Kanzelaltars wurden zu einer Pastorenprieche (Pastorensitz) zusammengefügt.
Bei einer neuerlichen Renovierung im Jahre 1991 wurde die ehemalige Farbgebung festgestellt und Kanzel und Sitz entsprechend neu gestrichen.
Die Altarplatte stammt vermutlich aus der Vorgängerkapelle. Vier Weihekreuze an den Ecken weisen auf vorreformatorischen Ursprung hin.

Zur Ausstattung der Ramlinger Kapelle gehören u.a. 4 Statuen und ein Kruzifix, alles Holzschnitzereien und um die 50-80 cm hoch. Bei den Statuen handelt es sich um eine Bischofsfigur ("leidlich gefertigt", wie Ed. Carl Wolff es in der Schrift "Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover" aus dem Jahre 1902 ausdrückte), eine Heiligenfigur mit einem Buch in der Linken, eine stehende Madonna mit Kind und eine Pieta, eine sitzende Maria mit dem Leichnam Christi auf dem Schoß.

Die Figuren der Madonna mit Kind und des Bischofs sind nach Dr. J. Sommer (Burgdorfer Kreisblatt, 30. März 1963) dem späten 15. Jahrhundert zuzuordnen. Außerdem seien sie, so Sommer weiter, wohl von demselben Künstler erschaffen worden.

Die etwas kleinere Heiligenfigur hingegen ist wesentlich älter; Sommer datiert sie in das späte 14. Jahrhundert. Stilistisch und technisch gleicht diese Figur dem Kruzifix so sehr, dass man auch hier dieselbe Künstlerhand annehmen kann, sodass auch das Kruzifix in das späte 14. Jahrhundert datiert werden kann. Einmal angenommen, dass diese beiden Figuren nicht von einer anderen Kirche hierher verbracht wurden, kann man davon ausgehen, dass schon im 14. Jahrhundert eine Kapelle in Ramlingen existierte.

Die Pieta, eine 80 cm hohe Gruppe aus Eichenholz, gehört dem 15. Jahrhundert an und gilt als ein schönes Beispiel zahlreicher Schnitzwerke dieser Art. Sie wies in den 60er Jahren starke Schäden von Wurmfraß auf, so dass sie von Grund auf gefestigt werden musste. Auch eine geringe Ergänzung der Schnitzerei an der Nase der Maria musste vorgenommen werden. Geblieben ist dennoch der Ausdruck tiefen Schmerzes, den der Künstler dem Betrachter auch nach über 500 Jahren noch zu vermitteln versteht.

Im Zuge des Orgelneubaus in der Ehlershäuser Kirche im Jahre 1996 bekamen auch die Kapellen in Ramlingen und in Otze jeweils ein kleines elektronisches Positiv der Firma Ahlborn. In der Ramlinger Kapelle ersetzte das neue Instrument eine bereits vorhandene ältere elektronische Orgel. (Andreas Bartholl)

Hinter der Kapelle befindet sich ein Friedhof mit einigen alten Grabstellen. Hier wird allerdings seit 1929 nicht mehr bestattet.

Quelle: Festschrift zur 300-Jahr-Feier der Kapelle in Ramlingen, Hrsg. Martin-Luther-Kirchengemeinde Ehlershausen-Ramlingen-Otze, 1998

Bürgerreporter:in:

Detlev Müller aus Burgdorf

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