Die Kapelle in Otze

Nord-Ansicht
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Ich habe den folgenden Artikel gerade für den von mir betreuten Internet-Auftritt der Martin-Luther-Kirchengemeinde Ehlershausen-Ramlingen-Otze
( http://www.kirche-ehlershausen.de/ ) fertiggestellt. Ich dachte mir, ich könnte den Artikel auch gleich hier noch einmal posten, ist ja ein Aufwasch ;-). Otze gehört zur Stadt Burgdorf und liegt im Nordosten der Region Hannover.

Die Otzer Kapelle ist eine der zur Martin-Luther-Gemeinde gehörenden Kirchen. Neben dieser Kapelle gibt es noch die Kapelle Ramlingen (http://www.myheimat.de/burgdorf/beitrag/43412/die-...) und die Martin-Luther-Kirche in Ehlershausen.

Anders als die Ramlinger Kapelle liegt die Kapelle in Otze etwas versteckt vor dem Durchgangsverkehr im Ort. Wer sie finden will, muss schon ein wenig suchen - wer nur schnell auf der Burgdorfer Straße durch den Ort eilt, wird kein Glück haben. Von Burgdorf kommend, die zweite Straße, den Kapellenweg, rechts abbiegen, und bald liegt sie mit ihrem charakteristischen hölzernen Glockenturm vor dem Besucher.
Die Otzer Kapelle zählt zu den ältesten Sakral-Bauwerken der Gegend, und in Fachkreisen gilt sie als bemerkenswertes Kunstdenkmal. Bis jetzt nicht nachgewiesen ist allerdings die genaue Zeit ihrer Entstehung. Auf Grund des Baustils wird vermutet, dass der ältere östliche Teil, ursprünglich im Grundriss ein regelmäßiges Achteck mit einem Durchmesser von 5 m, im 14. Jahrhundert, eventuell Anfang des 15. Jahrhunderts erbaut wurde. Als gesichert gilt mittlerweile, dass die Kapelle um das Jahr 1460 nach Westen hin erweitert wurde und dabei ihre heutige Gestalt erhielt. Betrachtet man die Kapelle von Süden her, sieht man den Ansatz der Erweiterung sehr deutlich an dem unterschiedlichen Mauerwerk, der unterschiedlichen Form der Fenster und einem Element, das wohl der Rest eines alten Trägers ist. Das Fundament des Bauwerkes bilden Findlingsteine aus der Umgebung.
Der separate hölzerne Glockenturm, typisch für alte Gotteshäuser in der Südheide, wurde wohl erst mit der Erweiterung um 1460 erbaut. Ein Hinweis dafür ist die Inschrift auf der älteren Glocke "... den 6. Dezember im Jahre des Herrn 1461". Mittlerweile allerdings weiß man auf Grund einer dendrochronologischen Untersuchung der Konstruktionshölzer, dass derTurm seit 1405 an dieser Stelle steht, also rund 56 Jahre älter ist als bisher angenommen. Gesichert ist jetzt auch die Erkenntnis, dass er im Jahre 1763 in einigen teilen erneuert wurde.

Der Innenraum der Otzer Kapelle wird von der mit Malereien und Schnitzwerken verzierten Decke, dem geschnitzten Flügelaltar und den Fenstern des Chorraumes geprägt.
Der einfache, mit spätgotischem Schnitzwerk verzierte Flügelaltar stammt aus vorreformatorischer Zeit. Er zeigt im Mittelteil eine betende Maria und links und rechts von ihr zwei gekrönte Figuren, die schützend bzw. segnend ihre Hände über sie halten. Diese Darstellung wird auch als "Marienkrönung" gedeutet.

Die Fenster wurden in den Jahren 1976-1982 renoviert und dabei neu verglast. Verschiedene Otzer Familien taten sich hier durch Stiftungen hervor. Aus der älteren Zeit stammen nur drei der Glasmalereien: die beiden Malereien im mittleren, geteilten Chorfenster (leider durch den Flügelaltar verdeckt), die die Apostel Petrus und Andreas darstellen, und die Malerei "Christus am Kreuz" im oberen Teil dieses Fensters. Letztere dürfte die wohl wertvollste und wahrscheinlich auch die älteste Glasmalerei der Kapelle darstellen.

Die Deckenmalerei wurde im Zuge der Renovierung der Kapelle in den Jahren 1927/28 in der ursprünglichen Art erneuert. Auffallend ist bei der Decke die Darstellung von Menschenköpfen mit zum Teil satyrischen Gesichtsausdrücken, offensichtlich als Sinnbilder gedacht.
Während dieser Renovierung wurde auch das alte Gestühl durch das noch heute in Gebrauch befindliche ersetzt.
Interessant sind noch die drei alten Gedenktafeln mit Totenkronen. Totenkronen sind ein alter, früher weitverbreiteter Brauch, die Särge von Kindern zu schmücken. Hieraus entwickelte sich später der Brauch, die Totenkronen in Glasvitrinen oder auf hölzernen Konsolen mit Tafeln in der Kirche aufzubewahren, wie es auch hier geschehen ist. Während der Renovierung 1927/28 verbrachte man die zahlreich an den Wänden hängenden Gedenktafeln mit den Totenkronen auf den Dachboden, wo sie im Jahre 1973 wiederentdeckt und dann, bis auf die drei heute noch vorhandenen Gedenktafeln, dem Bomann-Museum in Celle überlassen wurden.

Zum Schluss sei noch auf die (jüngere) Geschichte der (jüngeren) Glocke von 1763 hingewiesen. Im Jahre 1941 musste sie, wie viele andere, wegen des herrschenden Rohstoffmangels zur Einschmelzung abgeliefert werden. Sie hatte aber Glück und entging ihrem Schicksal. Nach Kriegsende wurde sie zufällig auf einem Glockensammelplatz in der Nähe von Hamburg gefunden und nach langen und zähen Verhandlungen schließlich am 7. Juni 1947 zurück nach Otze an ihren alten Platz gebracht.

Bürgerreporter:in:

Detlev Müller aus Burgdorf

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