Fass sowas an - setze es um - und Du wirst es nie vergessen!

Fast komplett...
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Die Honda GL500 "Silver Wing", Baujahr 1983 entsteht neu nach jahrelanger Arbeit - und ist mein ganz persönliches Schmuckstück.
Sowas macht man nur einmal (denn für ein zweites Mal würde ich eh´ keine Genehmigung kriegen.. ;-) )

Zum vorhergegangenen Teil: http://www.myheimat.de/buehl/freizeit/fass-sowas-n...

Vor den Erfolg haben die Götter die Bürokratie gesetzt - und so dauerte es ein Dreivierteljahr bis sich Honda Paris bequemte mir die sog. `Übereinstimmungsbescheinigung" (oder auch "Homogolation") zuzuschicken mit der ich die GL in Frankreich zulassen konnte - und da es hier für Zweiräder keinen TÜV gibt ging es dann sehr schnell und rein papiermäßig ab.
In Deutschland unvorstellbar!
Auf das CoC für die andere "Güllepumpe" warte ich übrigens immer noch. Cést la France...

Inzwischen habe ich so einige Km mit der "Wing" abgespult, bin dabei aber auch nicht von kleineren "Nachbesserungen" verschont geblieben.
Aber das "Feeling"....

Was hat es mit dieser Airbrush-Lackierung eigentlich auf sich?

In mir reifte bei diesem Projekt schon früh die Idee bestimmte Stationen meines Lebens und Erlebens zusammenzuführen. Ich teilte also die Bereiche des Motorrad in Stationen ein, suchte für jede Station die nötigen Vorlagen zusammen - und dann begann die Realisierungsphase..

Es fängt vorn links an der Verkleidung und der linken Seite des Tank mit Bremen an. Dort bin ich aufgewachsen und verbinde mit den Abbildungen prägende Erinnerungen. Das orange/silberne Vermessungsflugzeug für das ich 6 Jahre lang in Braunschweig zuständig war scheint nicht ganz dort hineinzupassen, aber zum Einen verbindet mich mit Braunschweig bzw. Woltorf sonst nichts mehr, zum anderen war der Job in Braunschweig (den ich gern gemacht habe) der derzeitige Höhepunkt meines Traums vom Fliegen - und der entstand bereits in Bremen; die Beech 350 KingAir also als Symbol für die Verwirklichung eines Traums den ich als kleiner Junge schon hatte. So eine durfte ich dann auch einmal selbst fliegen...
Der Niedergang der AG Weser hat mich indirekt geprägt, bin ich doch als "Fischkopp" mit der See verbunden. Die symbolhaft leere Werft, einst der Stolz der Bremer; dabei ein Überseecontainer (die ich eine Zeitlang durch Deutschland gekutscht habe und dabei immer wieder mit den Häfen in Berührung kam)-
Dann der Übergang zur See und dem damit verbundenen Fernweh, der "Fliegende Holländer" einerseits als Zeichen für Rastlosigkeit, dem Suchen nach dem Weg und dem Ziel, aber auch der Übergang von der See in die Weiten des Luftraums, und nicht zuletzt mein Faible für die alten Holzsegler.


Der linke Seitendeckel
steht für 12 Jahre Fassberg - dorthin habe ich mich als Soldat versetzen lassen, wurde erst Mechaniker an der Bell UH1D. Dort lernte ich fliegen und habe dabei immer Oldtimer bevorzugt - auch dafür steht die C47 "Dakota" mit den sog. "Invasionsstreifen". Aber nicht nur dafür: Von Fassberg aus wurden wohl die meisten Güter während der Zeit der Luftbrücke ins abgeriegelte West-Berlin geflogen, und daher gibt es seit einigen Jahren in Fassberg ein Museum in dem ich auch mitgearbeitet habe. Ernst Reuters "Menschen dieser Welt - schaut auf diese Stadt!" klingt mir noch immer in den Ohren. Doch die Heide gehört immer noch den Schafen und ihren Hirten - Tradition und Moderne in einer bezaubernden Landschaft.

Der Heckbürzel, leider meist durch das Topcase verdeckt gehört den historischen Wahrzeichen der Bretagne und ihrer Kultur - die keltische Triskele, zerzaust und ausgefranst, aber immer noch lebendig und geheimnisvoll.
Daneben - geht es auf oder unter? - die Bretonische Flagge "Gwenn-ha-du" mit der Hermine, dem Zeichen der bretonischen Herrscher und den Streifen, jeder davon für einen Abschnitt dieses Landes das sich, und das zeigt der imaginäre Nationalitätenaufkleber mit "BZH" für Breizh, dem bretonischen Wort für die Bretagne. Es gab Zeiten da rissen französische Polizisten solche Aufkleber von den Autos einfach ab.

Der rechte Seitendeckel steht für den italienischen Teil meiner Abstammung. Das kleine, malerische San Daniele de Friuli vor dem Alpenpanorama, darüber hinwegziehend die italienische Kunstflugstaffel "Frecce Tricolore" deren Heimatbasis Rivolto nur wenige km vom Heimatort meiner Mutter und deren Familie entfernt liegt. Oft habe ich die Staffel dort üben sehen, und oft war ich auch bei ihnen zu Gast. Das Kerosin in der Luft war wohl ansteckend...

Die rechte Tank- und Verkleidungsseite gehört der Bretagne. Warum eine so große Fläche obwohl ich dort bisher nur eineinhalb Jahre als Prüfer bei Airbus verbrachte?
Ganz einfach - die Gegend um Saint Nazaire habe ich sehr intensiv erfahren. Die Atlantikküste, die Häuser, die Salzbauern bei Guerande, die Musik, die Menschen, die Kultur... die ganze Gegend ist für mich wie ein Spiegel meiner alten Heimat Bremen (daher auf der Gegenseite des Tank), nur sehr viel intensiver und ländlicher - und auch eine Großschiffwerft gibt es dort... Nirgends sonst habe ich nach Bremen ein so starkes Gefühl von Heimat gehabt.
Die Eindrücke reihen sich auf wie auf einem Bilderstreifen, und dieser endet an der Loirebrücke, der letzten vor der Mündung in die offene See.
Darüber zwei Flugzeuge - mein Lieblingsflugzeug, die "Spitfire", und als Hommage an einen jungen Kanadier der mit der gesamten Crew einer britischen "Lancaster" als letzter RAF-Bomber bei St.Nazaire abgeschossen wurde und dessen Grab ich zufällig fand. Insgesamt starben in dieser Nacht allein dort in der Luft 21 junge Männer, (bald eine ganze Schulklasse) und niemand weiß mehr wieviele am Boden.
Es ist eine Hommage an einen unbekannten jungen Mann und eine Mahnung vor dem Wahnsinn des Krieges. Nur wenige Jahrzehnte zuvor wäre ich vielleicht in St. Nazaire nicht in Jeans sondern in Wehrmachtsgrau, nicht als Entsendeter sondern als Besetzer herumgelaufen und vielleicht als Schütze einer Fla-Kanone schuldig geworden am Tod von sieben jungen Männern.

Doch wohin geht mein Weg? Die Loire-Brücke führt nicht umsonst in den Nebel der Ungewissheit!

Aus den Frankreich-Bildern heraus startet eine Ariane-Rakete mit dem ersten europäischen ISS-Zubringer, dem ATV "Jules Verne" in den Himmel. Ich habe Jules Verne nicht nur gelesen sondern war bei seiner Betankung selbst dabei und habe ihn donnergewaltig dorthin entschwinden sehen wo ich selbst gern wäre...

Auf dem Tank schaut unten das Space Shuttle vor - ein Sinnbild sowohl für den Triumph des Erfinder- und Entwicklergeist als auch für Tragödien die die menschliche Kurzsichtigkeit, Ignoranz und Dummheit hervorgebracht hat während eine SaturnV an ihm vorbei startet und das Apollo-Raumschiff den Mond umkreist.
Ich kann garnicht sagen wie glücklich ich bin mit Apollo 8 die erste Mondumkreisung und das wohl schönste Bild der Erde als auch die ersten Schritte eines Menschen auf dem Mond miterlebt haben zu dürfen.

Und dann kommen wir zu ein wenig Symbolik, eingebettet in der Un-Endlichkeit. Winkel und Zirkel sind alte Handwerkssymbole und stehen für das Streben nach Erkenntnis über sich, sein Umfeld und das was noch irgendwo da draussen ist.
Der Büffelschädel ist ein indianisches Symbol, er steht für das Leben schlechthin. Den Indianern war er heilig und diente ihnen gleichzeitig für alles mögliche; er steht symbolisch für die Stärke und den Überfluss an dem was der Mensch eigentlich braucht. Die Federn stehen für den Geist - er kann sich aufschwingen, ist aber dennoch gebunden. Körper und Geist - sie sind eine Einheit.

Bleibt noch der Frontfender, last but not least sozusagen. Das Weltall setzt sich in ihm fort, das Motorrad fährt quasi hinein. Auch die Symbole sind nicht ohne Grund ganz vorn: Der Stein, das bin ich.
Damit er kubisch, also passender, wenn nicht gar vollkommen wird muß ich ihn bearbeiten, und dazu dient der Hammer, der eines Steinmetz.
Ich möchte ein besserer Motorradfahrer werden - also muß ich meinen Fahrstil verbessern. Aber ich möchte auch ein besserer Verkehrsteilnehmer werden. Wenn alle das tun, sich wie glatte Steine im Verkehrsstrom zusammenfügen läuft es eben am Besten...
Bleibt noch der 24-zöllige, in je 12 schwarze und weiße, gleichgroße Felder eingeteilte Maßstab. Ihn zu interpretieren überlasse ich mal dem geneigten Leser.
Nur soviel: Ich bemühe mich rechtzeitig loszufahren, nicht hektisch und zu schnell fahren zu müssen, das Fahren, die Umgebung und die Landschaft genießen zu können.
"Nimm Dir Zeit - und nicht das Leben!" hieß eine Kampagne der Verkehrssicherheit. Es ist lange her - und immer noch aktuell.

Apropos Zeit: Ich danke Euch und Ihnen daß sich sich die Zeit für diese Zeilen genommen haben.
Allzeit gute Fahrt - und dran denken:

Immer das Gummierte nach unten, dass Lackierte nach oben!

Bürgerreporter:in:

Edgard Fuß aus Tessin

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