Kommentar zum Müchelner Hafen- und Geiseltalseefest

Das verflixte siebte Jahr hat bei dem neuerlichen Hafen- und Geiseltalseefest an der Marina Mücheln voll zugeschlagen. Die sommerlichen Temperaturen allein für das enorm gesunkene Interesse an diesem Traditionsfest verantwortlich zu machen, dürfte der Problematik der Situation nicht gerecht werden. Im Grunde ist das früher so informationsreiche und lebendige Hafenfest zu einem fast reinen Verzehr- und Trinkfest herabgesunken. Der Pressesatz von geiseltalsee.de „Die Akteure rund um den Geiseltalsee präsentierten sich am Sonnabend auf dem Hafenplatz“ kommt einem da als sehr verwegen rüber. Kostenpflichtiges Schnuppertauchen und Tretrollerfahren als eine Präsentation der Akteure zu verkaufen, hat nun aber wirklich nichts mit einer richtigen Präsentationen zu tun!

Die Chance zur Darstellung, wohin die touristische Reise beim Geiseltalsee nun hingehen soll, wurde von den sogenannten Akteuren nicht genutzt. Dies blieb man wohl bewusst schuldig. Kein einziger hat sich doch wirklich aussagekräftig präsentiert! Zukunftsideen, wie sich der Geiseltalsee touristisch nun weiterentwickelt, wurden überhaupt nicht geboten. Es wurde sich hingestellt, als stünde alles, dabei befindet man sich immer noch in den Startlöchern!

Viele Bürger warten da auf Antworten und Information. Für den Samstag- und Sonntagmorgen wären hierzu Gesprächsveranstaltungen ein interessanter Weg gewesen. Dabei hätte man sich auch damit auseinandersetzen können, was passiert, wenn tatsächlich die Bahnlinie Merseburg-Querfurt geschlossen wird und was dies für den entstehenden Tourismus bedeutet? Eine Unterschriftenaktion gegen die Schließung hätte als ein eindeutiges gemeinsames Zeichen der Touristiker gesehen werden können.

Leider stand nur der Griff zum Geldbeutel der Gäste im Vordergrund. Chancen, die über das Fest zur Präsentation des Geiseltalsees hätten genutzt werden müssen, sind nicht aufgegriffen worden. Eine gute Idee ist zu einer Drink- und Essveranstaltung regelrecht verkommen. Den existentiellen Aufgaben und Problematiken, die für die Region und den See anstehen, wurde man sich überhaupt nicht bewusst.

Der von den Veranstaltern so hervorgehobene Höhepunkt des Hafenfestes, der Wettkampf um den Hafenpokal, präsentierte sich am Sonntagmittag als ein Kümmerling. Zwar hatten sich die Organisatoren in Bezug auf die Wettkampfspiele einiges einfallen lassen, aber wenn nur 2 Mannschaften von jeweils 5 Wettkämpfern dazu motiviert werden konnten an diesem Höhepunkt teilzunehmen, dann muss man sich auch nicht wundern, wenn nur zwei Hand voll Gäste diesem Wettkampf folgten. Es war auch vollkommen unnötig, die nicht gerade von Begeisterung strotzende Moderation über die Lautsprecheranlage der Bühne zu jagen. Beim Mittagessen für viele ein sicher unvergessliches Highlight! Zudem erfolgte der Wettbewerb gute 150 Meter von der Bühne entfernt. Für solche Moderationen gibt es kleine, rollbare Beschallungseinheiten, die genau dort zum Einsatz kommen, wo sie benötigt werden!

Die auf dem Hafenfest gebotene Ideenlosigkeit von Kinderbeschäftigung über den Geldbeutel der Eltern oder Großeltern war einem Hafenfest nicht würdig. Dies von den Veranstaltern mit dem Satz: „Mit Karrusell, Bungee-Trampolin, einem Bälle Labyrinth und Wasserball laufen hatten die Kinder viel zu entdecken und viel Spaß“ schön zureden, verstärkt dieses noch. Wäre es da nicht eine schöne Sache gewesen, Sand anzufahren und mit den Kindern Sandburgen usw. zu bauen? Der kleine Fotobericht „Knirpse auch ohne Kommerz ganz viel Spaß beim Müchelner Hafenfest“ zeigt deutlich, wie sich die Kids einbringen können, wenn ihnen was Entsprechendes geboten wird. Eine weitere Idee wäre ein Kinder-Fischangeln gewesen. Es gibt so viel passende Spielideen, die mit dem Element Wasser verbindbar sind – schade, dass diese Chance vertan wurde! Dies ist auch mit dem Hintergrund zu sehen, dass die neue Tourismusstudie genau dies bemängelt - das Angebot für Familien in der Region. Hier hätte man gezielt aktiv werden können!
Von einem wunderbaren Urlaubsgefühl am Hafenplatz in Bezug auf das Hafenfest, wie es die Marketinginitiative geiseltalsee.de auf ihrer Page beschreibt, kann doch nun wirklich nicht gesprochen werden. Eine Bühne, die den Blick auf den See verdeckte, harte Zeltgarnituren ließen ebenso wenig ein Urlaubsfeeling aufkommen, wie die weitestgehend gehandhabte Selbstbedienung, vom vermittelten Fühlen als potenzieller Zechpreller beim Hafenkontor, das zwischen Getränk und Speise sicherheitshalber abkassiert, gar nicht erst zu reden. Auch nicht davon, dass am Sonntag ab 12 Uhr schon die Sitzgarnituren lautstark abgebaut wurden – und den Gäste zu suggerieren aufzubrechen.

Dann muss man hoffen, dass 2015 ein wesentlich durchdachteres Hafenfestjahr wird, als in Diesem! Vielleicht kann dann schon das Hafenfest in Braunsbedra gefeiert werden – wäre toll!

PS: Es geht nicht darum, dass Engagement der Organisatoren, Akteure und Mitstreiter in Frage zu stellen, sondern man sollte einfach die Umsetzung überdenken. Hafenfest müsste man schon mit ebensolchen Accessoires in Verbindung bringen dürfen, bei dem auch der „schlecht gelaunteste Matrose“ ein gern gesehener Gast sein sollte!

Zu den Berichten zum Hafen- und Geiseltalseefest gelangen Sie hier.

Bürgerreporter:in:

Krohn Jürgen aus Braunsbedra

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