Neues Jahr, neue Perspektiven für Femi Morina

Femi Morina | Foto: © Bild: privat CC
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Unter der Regie von Gymnasiallehrerin und ehrenamtlicher Asylhelferin Jana Berger hat sich ein engagierter Unterstützerkreis gegen die unsägliche Abschiebung des Ausnahmetalentes Femi Morina formiert.

U. A. wandte sich Jana Berger auch an den freien investigativen Journalisten Erich Neumann, der über einige reine non-profit Initiativen zur Selbsthilfe mit den, für Betroffene, Geschädigte und Opfer dort Eintretenden an Beendigung und Aufarbeitung diverser Missstände hinwirkt.

Sehr schnell war klar, dass es neben dem Einzelschicksal des jungen, als Roma von Verfolgung bedrohten Kosovaren, um ein Zerrbild der gesamten Asylpolitik geht und mit www.facebook.com/JaFemiwirschaffendas nicht nur eine darauf ausgerichtete Facebook-Gruppe installiert, sondern mit Rechtsanwalt Markus J. Krenek aus Kaufbeuren auch ein versierter Beistand gefunden.

Krenek ist von der Rechtswidrigkeit der Abschiebung überzeugt und hat alle Schritte unternommen, um die dahingehende behördliche Korrektur zu erwirken, sodass berechtigte Hoffnung aufkeimt, dass Femi seine Ausbildung noch im laufenden Monat fortsetzen wird.

Er selbst wendet sich mit nachfolgenden Zeilen an die Öffentlichkeit:

“Liebe LeserInnen, seit Wochen habe ich nur noch Kontakt zu meinen Freunden über eine große Entfernung. Sie schrieben mir, dass viele Einheimische fassungslos waren, als die “Freie Presse” von meiner Abschiebung berichtete. Auch ich kann meine Abschiebung nicht verstehen. Meine Arbeit und Ausbildung zum Flachglasmechaniker bei Saxo Isotherm empfand ich als großes Glück. Nach 2 Praktika hat man dort – begleitet von der Bundesagentur für Arbeit – einen Vertrag mit mir abgeschlossen, den auch die IHK eintrug. Diesen Vertrag habe ich zur Ausländerbehörde in Brand-Erbisdorf gegeben und dort die Auskunft erhalten, dass dies ist in Ordnung ist. In meinen Ausweis wurde von dieser Behörde eingetragen: “Berufsbildung als Flachglasmechaniker bei Saxo Isotherm Glas GmbH Brand-Erbisdorf gem. § 32 Abs. 2 ab 01. 08. 2015”. Im August begann ich mit der Arbeit und lebte vom Lehrlingsgeld im Asylheim. Vom 21. 09. bis 02. 10. 2015 war ich in der Berufsschule in Torgau. Während dieser Zeit lernte ich sehr viel über Glas. Das war eine sehr schöne Zeit. Aber ich liebe auch meine Arbeit bei Saxo sehr. Trotzdem ging ich am Vormittag des 12. 10. zum DRK wegen einer “freiwilligen” Ausreise. Das war nicht leicht für mich. Aber aus Angst vor einer Sperre entscheiden sich viele Flüchtlinge dafür. Eine Sperre heißt: ich darf erst im Jahr 2018 zurück nach Deutschland. Das würde bedeuten, dass ich meine Ausbildung nicht beenden kann. Dabei möchte mich meine Firma sehr gern behalten. Obwohl ich versucht habe, Alles richtig zu machen, wurde ich 3 Stunden nach meinem Termin beim DRK abgeschoben. Am 13. 10. ging mein Flug von Baden-Baden zurück nach Pristina. Ich war sehr verzweifelt. Immer wieder stellte ich mir die Frage Waruuuuum abgeschoben? Im Kosovo habe ich das Abitur in allen Fächern mit Auszeichnung bestanden. Weil das Geld für Fahrkarten fehlte, bin ich jeden Tag 14 km zum Gymnasium nach Rahovec und die gleiche Strecke wieder zurück in mein Dorf gelaufen. Doch auch bei einem Abiturdurchschnitt von 1.0 findet man im Kosovo keine Arbeit. Deshalb kann es für mich nur einen Weg geben: ich möchte wieder nach Deutschland zurück, um meine Ausbildung fortzusetzen. Darum habe ich einen Antrag auf Visum gestellt in der Botschaft von Pristina. Ich habe alle meine Originaldokumente und Kopien an die Botschaft gegeben, jedoch leider noch keine Antwort erhalten. Im November bereits sind so 2 Wochen in der Berufsausbildung verloren. Ich entschuldigte mich deshalb bei meiner Firma und Schule und erhielt positive Antworten. Hefte und Bücher habe ich mit in meinen Heimatort genommen, wo ich weiter lerne. Ein Freund aus Potsdam will mir auch helfen, das Versäumte nachzuholen. Im Dezember verlangte die Botschaft 2 weitere Zertifikate von mir: ein Zertifikat von der Schule und einen A 2 Sprachtest vom Goethe-Institut. Mit Frau Berger lernte ich auf Facebook für den Sprachtest. Am 21. 12. erhielt ich die Nachricht, dass ich den Test mit 60 Punkten bestanden habe. Bereits zuvor habe ich viele Tests absolviert in Informatik und Sprachen. Ich spreche sehr gut albanisch, deutsch, englisch und lateinisch, sowie etwas russisch und arabisch. Doch all das nutzt mir Nichts im Kosovo. In meinem Land gibt es keine Perspektive, keine Arbeit, kein Geld – einfach Nichts. Seit fast 3 Monaten lebe ich wieder in meinem Dorf. Ich bin sehr traurig, weil ich hier ohne Arbeit leben muss. Wovon soll ich leben? Kein Geld: kein Leben. Mit meinem Körper bin ich im Kosovo, aber mit meinem Kopf in Deutschland, meiner Firma: jeden Tag, jede Stunde, Minute und Sekunde.
Ich muss und will weiter lernen für meinen Beruf und eine eigene Zukunft. Deshalb möchte, ja muss ich zurück nach Deutschland, um weiter zu arbeiten.
Ich habe Kontakt mit meinen Kollegen. Wir reden und schreiben. Sie warten alle auf mich und mögen mich, weil sie mit meiner Arbeit sehr zufrieden sind. Danke, dass Sie an mich denken und viele Grüße von Femi!“

Erich Neumann, freier Journalist www.presse.ag
Postfach 14 43, 87612 Marktoberdorf
GSM +49 160 962 86 676
e-Mail e.neumann@cmp-medien.de
www.cmp-medien.de

© Bild: privat CC – Femi Morina
© Bild: privat CC – Jana Berger
© Bild: privat CC – Erich Neumann

Bürgerreporter:in:

Erich Neumann aus Kempten

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