20 Jahre Mauerfall - Erinnerungen! Teil 1

Meine Frau Gisela, ein Mauerspecht!

Auch meine Familie hat in der ehemaligen DDR Verwandte, die wir so oft es uns damals möglich war besuchten. Damals wurden auch immer sehr viele Päckchen über das Jahr verschickt, oder zu besonderen Anlässen eben. Ich erinnere mich genau an einen Geburtstagsbesuch auf Rügen. Monate vorher wurden die Einreisegenehmigungen eingereicht. Manchmal kam die erst am Tag vor der Abreise an, Mutter hat immer darauf gelauert, dann ging es los. Mein neuer Ford Taunus wurde bis unter den Kofferraumdeckel mit Mitbringsel vollgepackt, dann fuhren wir ab. Ich fuhr mit meiner Frau, meinem 9jährigen Sohn und meinen Eltern, unser Ziel war damals Binz auf Rügen. Bis Lübeck sind wir auf der Autobahn gefahren, Staus gab es damals nicht. Erst als wir in das Grenzgebiet in Schlutup kamen, stauten sich die Einreisewilligen an der Interzonengrenze, so wurde diese damals genannt. Es dauerte ewig bis wir an der Reihe waren, mir schlug das Herz bis zum Hals, damals hatte ich Angst.

Nur meine Frau wusste warum. Es war so einfach, dachte ich jedenfalls damals in meinem jugendlichen Leichtsinn. Noch in Neustadt hatte ich mir bei meiner Bank 100 DM in fast 1000 Mark-Ost umgetauscht. Ja der Umtauschkurs war fast 1:1, sehr verlockend und für eine Woche DDR ein schönes Taschengeld. Der Zwangsumtausch kam erst später. Bei der Grenzkontrolle mussten alle das Fahrzeug verlassen, nur ich der Fahrer stand dabei. Die Grenzer hatten das Fahrzeug fast durchsucht, als sich ein junger Offizier am Aschbecher zu schaffen machte. Mir rutschte das Herz in die Hose. Genau dort hatte ich hinter einer Verkleidung ein präpariertes Blinkrelais eingebaut. In diesem hatte ich die 1000 Mark-Ost verstaut. Das Blinkrelais hatte ich geöffnet, den Inhalt entfernt und mit originalem Anschlußkabel versehen. Dieses hatte ich an der Lenksäule befestigt, damit man es nicht rausziehen konnte. Diese Befestigung hat mir einige Jahre Knast erspart und meiner Familie viel Verdruss. Als sich der Schlagbaum öffnete erholte ich mich langsam wieder von meinem Schreck.

Nach fast 50 km auf der Küstenstraße und außerhalb der Grenzkontrollen (dachte ich damals), machten wir auf einem Rastplatz eine Pause. Gesättigt und wieder etwas mutig geworden, erzählte ich meinen Eltern was ich versteckt hatte. Vater glaubte mir nicht, soviel Schlitzohrigkeit hatte er mir nicht zugetraut, ich machte mein Versteck auf. Plötzlich kam ein Polizei-Wartburg auf den Parkplatz gefahren und blieb neben mir stehen. Was sollte ich machen. Ich lag auf dem Sitz, die Beine aus der Tür gestreckt und schaute dumm aus der Wäsche. Geistesgegenwärtig nahm ich den Aschenbecher, erhob mich und trug diesen - obwohl er leer war - zu einem Abfalleimer. Der Grenzer nickte und gab Gas. Die Diskussion mit meinem Vater hatte ich lange Jahre noch im Unterbewusstsein.

Damals habe ich mir geschworen, so etwas machst du nie wieder Helmut.

Fortsetzung Teil 2: http://www.myheimat.de/wunstorf/beitrag/185011/20-...

Bürgerreporter:in:

Helmut Metzner aus Neustadt am Rübenberge

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