127 potenzielle Lebensretter für Leukämiekranke aus Bernkastel-Kues

Annette K. ist die gute Seele des DRK-Integrationskindergartens in Bernkastel-Kues. Jahrzehntelang hat sich die 60-jährige Erzieherin um Kinder mit Handikap gekümmert. Jetzt braucht Annette selbst Hilfe. Denn sie ist an Leukämie erkrankt.
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  • Annette K. ist die gute Seele des DRK-Integrationskindergartens in Bernkastel-Kues. Jahrzehntelang hat sich die 60-jährige Erzieherin um Kinder mit Handikap gekümmert. Jetzt braucht Annette selbst Hilfe. Denn sie ist an Leukämie erkrankt.
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127 Menschen haben am vergangenen Sonntag in Bernkastel-Kues den ersten Schritt dafür getan, dass mehr Menschen, die an Leukämie erkrankt sind, vielleicht eine Chance bekommen, den Blutkrebs zu besiegen. Anstoß dafür ist die Leukämieerkrankung einer 60-jährigen Erzieherin aus der Moselstadt: „Hilfe für Annette und andere“ war der Aufruf überschrieben, den Freunde von Annette zusammen mit der Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands ältester Stammzellspenderdatei, gestartet hatten.

Emil Morsch, Gründer der Stefan Morsch-Stiftung, freut sich über dieses Engagement. Die lokale Presse berichtete im Vorfeld und informierte durch eine sachgerechte und kompetente Berichterstattung. Plakate und Flyer machten immer wieder auf die Hilfsaktion aufmerksam. Morsch, Vorsitzender der Stiftung, lobt die Solidarität, die die Menschen gezeigt haben: „Hier wurden die Ärmel aufgekrempelt und Hilfe geleistet – jeder auf seine Weise. Viele haben Spenden gesammelt, damit wir solche Typisierungen finanzieren können. Als ein Beispiel nennt er Karin Oster von der gleichnamigen Zimmerei, die 555 Euro für die Hilfe für leukämie- und Tumorkranke gesammelt hat.
Morsch freut sich aber besonders über die neuen Spender, die nun in der Datei registriert werden können: 127 Menschen haben sich einen Fingerhut voll Blut abnehmen lassen, um als Stammzellspender registriert zu werden.“ Er verweist darauf: „Eine solche Typisierungsaktion hat immer nachhaltige Wirkung - vielleicht wird schon in wenigen Wochen oder Monaten ein Spender, der sich heute hat typisieren lassen, einem Menschen Hoffnung auf Leben schenken können. In jedem Fall aber bietet die Typisierung die Chance, dass nach Jahren, aber auch noch Jahrzehnte später Leben gerettet werden kann.“
Die 127 Blutproben sind nun im Labor der Stefan-Morsch-Stiftung in Birkenfeld eingetroffen. Dort werden sie analysiert, um die HLA-Werte zu bestimmen. Die Gewebemerkmale sind entscheidend, bei der Auswahl eines geeigneten Spenders. Denn bei einer Transplantation sollten 10 von 10 dieser Merkmale übereinstimmen. Sind die Daten analysiert werden sie zusammen mit den Kontaktdaten des Spenders bei der Stammzellspenderdatei gespeichert. Anonymisiert werden sie an das deutsche Zentralregister (ZKRD) übermittelt, wo sie für weltweite Suchanfragen zur Verfügung stehen.
Jeder Spender bekommt von der Stefan-Morsch-Stiftung nach einigen Wochen einen Stammzellspenderausweis zugesandt. Die Stefan-Morsch-Stiftung betont: „Wichtig ist, dass die Adressdaten immer aktuell sind. Denn im Ernstfall müssen wir als Stammzellspenderdatei die Spender schnell erreichen können. Über unsere Homepage kann man seine Kontaktdaten aktualisieren, wenn man umgezogen ist oder durch Heirat seinen Namen geändert hat.“ Und noch etwas ist aus Sicht der Stiftung wichtig zu wissen: „Wer an dem Typisierungstermin in Bernkastel-Kues keine Zeit hatte, kann sich über die Homepage der Stefan-Morsch-Stiftung online ein Entnahmeset zusenden lassen. Mit diesem Entnahmeset kann man sich beim Hausarzt eine Blutprobe entnehmen lassen und einfach an die Stiftung zurücksenden.“

Was passiert bei einer Stammzellentnahme?

Um die Stammzellen beim Spender zu entnehmen, gibt es heute zwei Varianten: Bei der klassischen Methode der Knochenmarkentnahme wird durch eine Punktion des Beckenkamms das Knochenmark entnommen – niemals aus dem Rückenmark. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde. Die zweite Methode – und die weit auf häufigste - ist die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Dazu wird dem Spender vorher ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. Dieser Botenstoff löst beim Spender im Vorfeld oft grippeähnliche Symptome – wie Kopf- und Gliederschmerzen aus. Diese verschwinden aber mit der Entnahme der Stammzellen.

Wie viele registrierte Spender gibt es in Deutschland?

Registrierte Stammzellspender in Deutschland: 5,2 Millionen deutsche Spender (Stand: 01-2014, Quelle: ZKRD)
Das ZKRD kann auf Spenderdaten von insgesamt 22,6 Millionen Spendern weltweit zugreifen. (Stand: 01-2014, Quelle: ZKRD) Bone Marrow Donors Wordwide (BMDW) bestätigt die Zahl.
Für weit über 80 Prozent der Patienten kann ein geeigneter Spender gefunden werden, meist schon innerhalb von ein bis zwei Monaten. (Stand: 01-2014, Quelle: ZKRD)

Wie wird man online zum Lebensretter?

Die aktuellen Termine für die Typisierungsaktionen der Stefan-Morsch-Stiftung findet man auf der Internetseite (www.stefan-morsch-Stiftung.de). Zudem gibt es die Möglichkeit sich über die Homepage auch online registrieren zu lassen. Auf der Startseite ist der Online-Registrierungsbutton. Dort findet man Informationen über die Chancen und Risiken und über die Ausschlusskriterien. Es ist wichtig, diese Information vor dem Ausfüllen der Einverständniserklärung durchzulesen. Wer sein Einverständnis gegeben hat, bekommt ein Entnahmeset zugesandt. In dem Päckchen ist das entsprechende Material, um sich bei seinem Hausarzt eine Blutprobe entnehmen zu lassen. Dieses Päckchen wird dann einfach an die Stefan-Morsch-Stiftung zurückgesendet. Weitere Informationen bekommen Sie über unsere gebührenfreie Hotline (08 00 - 766 77 24) oder über die Homepage. Zudem bleiben wir gerne über unsere Facebookseiten mit Ihnen in Kontakt.

Die Stefan-Morsch-Stiftung

Die Stefan-Morsch-Stiftung mit Sitz im rheinland-pfälzischen Birkenfeld ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ bietet die gemeinnützige Stiftung seit 1986 Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke – in jeder Frage. Leukämie - 11. 000 Mal pro Jahr wird allein in Deutschland diese Diagnose gestellt. Mal ist es ein berühmter Fußballer, mal die Frau eines Arbeitskollegen, mal der Sohn eines Vereinskameraden, mal der Bekannte eines Freundes – es könnte aber auch Ihr Kind, Ihre Frau, Sie selbst treffen.
Hilfe ist oft nur möglich, wenn es Menschen gibt, die sich freiwillig als Stammzellspender und damit als potenzieller Lebensretter für Patienten zur Verfügung stellen. Deshalb werben wir dafür, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. Mit jedem neu gewonnenen Spender erhöht sich die Chance, für einen Patienten einen passenden Stammzellspender zu finden. Nur dann hat die Übertragung von Stammzellen den gewünschten Erfolg, bei Krankheiten, für die es ansonsten keine vergleichbaren Möglichkeiten der Heilung oder des Überlebens gibt. So vermitteln wir täglich Stammzell- oder Knochenmarkspender aus der Spenderdatei als Lebensretter für Patienten weltweit.
Die Stiftung ist Teil eines Netzwerkes, das Menschen über alle Grenzen hinweg das Leben rettet. So sind wir angeschlossen an das Zentrale Knochenmarkspender-Register für die Bundesrepublik Deutschland (ZKRD), in dem alle für die Suche nach einem passenden Spender relevanten Daten aus ganz Deutschland zusammenlaufen und damit weltweit zur Verfügung stehen.
Aufgrund der internationalen Zusammenarbeit kann es sein, dass ein deutscher Patient Stammzellen aus Kanada erhält, oder ein Stammzellspender in Deutschland für einen Erkrankten in Griechenland gefunden wird.
Zudem bringen Vertreter unserer Stiftung über die Stiftung Knochenmark- und Stammzellspende Deutschland (SKD), European Group of Blood an Marror Transplantation (EBMT) und World Marror Donor Association (WMDA) auf nationaler und internationaler Ebene ihre Erfahrungen ein, wenn Experten die neuesten Forschungsergebnisse diskutieren und das weltweite Netzwerk optimieren.
Darüber hinaus hat sich die Stefan-Morsch-Stiftung zum Ziel gesetzt, Patienten und ihren Angehörigen zur Seite zu stehen. Wir helfen bei der Vermittlung von Kliniken oder Ärzten, beraten aber auch den Patienten nach der Transplantation. Die Stiftung gibt im Notfall finanzielle Hilfen. So können ungedeckte Kosten des Patienten, die durch eine Leukämie-Erkrankung entstanden sind und zu einer wirtschaftlichen Notlage geführt haben, übernommen werden.

Bürgerreporter:in:

Annika Zimmer aus Birkenfeld

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