Reiner Kunze erhält Hohenschönhausen-Preis 2014 -- Sonderpreis der Jury geht ans Menschenrechtszentrum Cottbus

Den Opfern kommunistischer Gewaltherrschaft 1945-1989. Gedenkstein im Ex-Stasi-Knast Hohenschönhausen. TPD-Foto:Volker Dau
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Reiner Kunze erhält Hohenschönhausen-Preis 2014

Sonderpreis der Jury geht ans Menschenrechtszentrum Cottbus


Der Schriftsteller Reiner Kunze wird am Dienstag (25.11.) in der Saarländischen Landesvertretung in Berlin mit dem Hohenschönhausen-Preis 2014 ausgezeichnet.

Mit dem Preis werden Persönlichkeiten gewürdigt, die sich in besonderer Weise um die Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur verdient gemacht haben. Die Laudatio hält der Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt, Dr. Reiner Haseloff. Das Menschenrechtszentrum Cottbus erhält einen Sonderpreis. Die Preisträger wurden aus 71 Nominierungen ausgewählt.


Nach Ansicht der unabhängigen Jury hat der 1933 im sächsischen Oelsnitz geborene Preisträger Reiner Kunze in vorbildlicher Weise zur Aufarbeitung der SED-Diktatur beigetragen.

Bereits zu DDR-Zeiten habe er mit Werken wie „Sensible Wege“ (1969) und „Die wunderbaren Jahre“ (1976) den Unrechtscharakter der kommunistischen Diktatur offengelegt.

Seine Arbeiten tragen bis heute in besonderer Weise dazu bei, über die Wirklichkeit des real existierenden Sozialismus aufzuklären

Der Schriftsteller habe diese Arbeiten unter Inkaufnahme großer persönlicher Risiken und Nachteile veröffentlicht und sei deshalb aus dem DDR-Schriftstellerverband ausgeschlossen, durch die Stasi verfolgt und aus der DDR gedrängt worden.

Nach der Friedlichen Revolution habe Kunze als einer der ersten Autoren mit der Aufarbeitung der SED-Diktatur begonnen

, indem er unter dem Titel „Deckname Lyrik“ (1990) Auszüge seiner 3500 Blatt umfassenden Stasi-Akte veröffentlicht hat.

Mit der Gründung der Reiner und Elisabeth Kunze-Stiftung (2006) habe Kunze dafür gesorgt, dass seine einzigartige Sammlung an Texten, Werken Bildender Kunst sowie Bild- und Tondokumenten auch für spätere Generationen nachvollziehbar machen, was es hieß, sich der Indoktrination einer Diktatur zu erwehren.

Die Jury zeichnet den Verein „Menschenrechtszentrum Cottbus“ mit einem Sonderpreis für seine Bemühungen aus, in dem größten DDR-Gefängnis für politische Gefangene eine Gedenkstätte zu schaffen.

In einer bundesweit einmaligen Initiative haben ehemalige DDR-Häftlinge ihre leer stehende Haftanstalt gekauft und aus eigener Kraft darin eine professionelle Dauerausstellung über politische Haft im Zuchthaus Cottbus errichtet. Im Sommer 2014 habe eine vom Menschenrechtszentrum organisierte Aufführung der Oper Fidelio das ehemalige Zuchthaus auch bundesweit bekannt gemacht. Da die Finanzierung der Gedenkstätte bislang völlig ungesichert ist, will die Jury mit der Verleihung des Preises auch ein Zeichen setzen, damit die Bundesregierung, das Land Brandenburg und die Stadt Cottbus ihrer Verantwortung für die Erhaltung des Erinnerungsortes gerecht werden.

Die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung wird alle zwei Jahre vergeben. Preisträger 2012 war der Schriftsteller Erich Loest. Der Journalist und Historiker Sven Felix Kellerhoff war mit einem Sonderpreis bedacht worden.

Die Preisverleihung findet am 25. November 2014, 19 Uhr, in der Landesvertretung des Saarlandes, In den Ministergärten 4, 10117 Berlin statt.

Bürgerreporter:in:

Volker Dau aus Bochum

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