Burgen und Schlösser in der Region Hannover (Teil 11): Burgenreiches Barsinghausen

Wasserburg in Nordgoltern
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Entlang des Deisters zieht sich die Stadt Barsinghausen, unser nächstes Ziel der kleinen Burgenserie. In der Kernstadt selbst sind eine Klosteranlage und das Bergwerksmuseum sehenswert.Das Kloster entstand im 12. Jahrhundet direkt neben einen alten sächsischen Herrenhof. Aber dieser Adelssitz ist längst verschwunden. In den Ortsteilen finden wir demgegenüber zum Teil jedoch noch beeindruckende kleine Wasserschlösser.

Beginnen wir aber mit geheimnisvollen Erdwällen bei Bantorf. Hier soll es einst eine Wallburg gegeben haben. Bei einer Fototour fand der Autor dann auch künstliche Erdwälle. Über diese Wallanlage bei Bantorf waren indes leider keine näheren Nachrichten ausfindig zu machen. Allerdings stieß ich auf den Namen "Strutzburg". Möglicherweise handelt es sich jedoch nicht um eine Burg im eigentlichen Sinn. Da es in der Deistergegend früher umfangreiche Landwehranlagen gab, könnten die Erdwälle zu diesem Befestigungssystem gehört haben.

Aber nun geht es weiter zu kleinen Wasserburgen - und Schlössern und hübschen Herrenhäusern.

Zwei ehemals mit einem Hausgraben umgebende Herrensitze liegen im Ortsteil Eckerde. Das Herrenhaus der Familie von Heimburg, Alte Dorfstraße 2, geht auf das 16. Jahrhundert zurück und wurde 1890 umgebaut. Der Flügelanbau mit Treppenturm auf der Rückseite des Gebäudes stammt wahrscheinlich von einem Vorgängerbau. Der Wassergraben rund um den Herrensitz ist noch erhalten. Am Treppenturm findet sich zwei Wappen und die Jahreszahl 1580.

Das zweite Gut mit dem Herrenhaus der Familie von Holle liegt an der Gehrdener Straße 2. Es wurde 1895 erbaut. Möglicherweise – so eine Vermutung – ist das Hollesche Gut aus der Lohburg hervorgegangen. Die genaue Lage dieser Burg ist jedoch bis heute ungeklärt. Auch das Gut derer von Holle war Ende des 19. Jahrhunderts noch mit einem Wassergraben geschützt.

Im Ortsteil Egestorf stoßen wir ebenfalls auf zwei Güter, die noch Herrenhäuser aufweisen. Das Herrenhaus des Untergutes an der Schmiedestraße 15, das aus einem Sattelhof hervorgegangen ist, wurde vermutlich Ende des 18. Jahrhunderts als schlichter zweistöckiger Fachwerkbau errichtet. Anfang des 19. Jahrhunderts kam dann ein Anbau hinzu. Das Obergut findet man heute an der Nienstedter Strasse 31. Früher lag dieses Gut am sogenannten „Alten Hof“ und wurde 1669 an den heutigen Standort verlagert. Damals entstand auch schon das Herrenhaus in Fachwerkbauweise. Ein Autor des "Heimatbuches des Landkreises Linden" (Kageler (Hgb.), Land zwischen Deister und Leine, 1929) vermutete in Egestorf "in alten Zeiten" eine Burg der Bischöfe von Minden

Fahren wir weiter nach Großgoltern. Hier an der Gutsstraße ist der ursprüngliche Charakter der Anlage als Wasserburg noch erkennbar. Das Herrenhaus wird von einem breiten Wassergraben umgeben und im Untergeschoss trotzen Steinmauern. Eine frühere Zugbrücke wurde allerdings bereits im 19. Jahrhundert durch eine Steinbrücke ersetzt. Das heutige Herrenhaus, das wohl auf die Zeit um 1700 zurückgeht, hatte einen Vorgänger, der mit vier Ecktürmen gesichert war. Die alte Wasserburg war vermutlich im 13. Jahrhundert in Hufeisenform erbaut worden. Der Ortsname wird als Schutzturm am Sumpf erklärt (Golthorn, Golturn). Möglicherweise geht deshalb die Burg auf eine sogenannte Motte, das ist eine Turmhügelburg mit Wassergraben, zurück.

Eine Anlage, die auch auf den heutigen Betrachter noch wie eine kleine Wasserburg wirkt, finden wir im benachbarten Nordgoltern an der Hofstraße. Zehn bis zwölf Meter breit ist der Burggraben, der ein Herrenhaus aus Anfang des 18. Jahrhunderts umgibt. Hier war einst der Stammsitz der Familie von Goltern, die Anfang des 16. Jahrhunderts ausstarb, das Gut aber bereits im 13. Jahrhundert verkaufte. Die Familie von Goltern führte einen Festungsturm im Wappen und zeigte damit bereits eine Burg und ihre Aufgabe an, den alten Handelsweg zu bewachen, der hier vorbei führte.

Eine der schönsten Wasserburgen des Calenberger Landes steht in Wichtringhausen. Das zweigeschossige Herrenhaus liegt auf einer von einem Graben umgebenen Insel. Vermutlich wurde es bereits im 16. Jahrhundert errichtet. Anfang des 17. Jahrhunderts und dann wieder 1866 baute man die Anlage um. Damals kam unter anderem der Treppenturm hinzu. Bemerkenswert ist der Erker im Renaissancestil von 1611. Das Gut selbst geht auf ein seit dem 12. Jahrhundert bekanntes Lehen zurück.

In Langreder hatte einst ein altes Geschlecht seinen Sitz. Dabei dürfte es sich um den Vorgänger des heutigen Gutes an der Kapellenstraße 2 gehandelt haben. Das jetzige Herrenhaus stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Älter ist die Gutsmühle von 1592.

Ursprung des Gutes in Stemmen war ein 1258 vom Kloster Mariensee erworbener Meierhof. Das Herrenhaus (Am Rittergut 1) könnte in Teilen bereits aus dem Jahr 1672 stammen. 1875 jedenfalls wurde das Fachwerkobergeschoss durch Sandsteinquaderwände ersetzt.

Im Barsinghäuser Orsteil Groß Muntzel entstand Mitte des 16. Jahrhunderts ebenfalls ein Rittergut. Das Gutshaus an der Straße Westernhagen 13 geht auf die Zeit um 1580 zurück und ist das älteste Gebäude des Dorfes.

Auch in Hohenbostel soll es einst einen Rittersitz gegeben haben. Der Henjessche Hof, der daraus hervorgegangen sein dürfte, war einst mit einem Wall befestigt. Für Holtensen ist ebenfalls die Existenz eines Gutes überliefert, das von 1360 bis 1730 der Familie von Münchhausen gehörte. Die heutigen Gebäude des Gutes sind leider sehr stark verändert worden.

Auf der Gemarkung Landringhausen - dem nördlichsten Ortsteil von Barsinghausen - lag einst die Isenburg. Flurkarten des 18. Jahrhunderts berichten von einer "Alten Burg", rund eineinhalb Kilometer außerhalb der Ortschaft. Heute ist die Anlage nur noch auf Luftbildern anhand von Bodenverfärbungen auszumachen, die Wälle sind fast abgetragen. Schon um 1860 war die Burg fast vollkommen eingeebnet. Einst umschloss ein Ringwall von wohl bis zu 3,5 Metern Höhe und von 75 Metern im Durchmesser die Hauptburg. Davor ist ein sackförmiger Vorbau auf den Fotos zu erkennen, die Vorburg. 1982/1983 gruben hier Archäologen, rekonstruierten den Grundriss der Anlage. Mangels Siedlungsspuren dürfte es sich um eine Fliehburg des 10. Jahrhunderts gehandelt haben.

Oft mit Barsinghausen in Verbindung gebracht: Die Heisterburg auf dem Deisterkamm. Die Anlage ist zwar von Barsinghausen für den Wanderer gut zu erreichen. Doch die Wallburg aus dem 10. - 12. Jahrhundert gehört schon zum Nachbarort Bad Nenndorf. Damit liegt die Burg - ebenso wie die Nachbaranlage der Wirkesburg - nicht mehr in dem hier behandelten Gebiet, das sich mit den politischen Grenzen der Region Hannover deckt. Deshalb sollen diese Burgen an dieser Stelle nicht weiter behandelt werden.

Gliederung:
01. Einleitung / Literaturverzeichnis - 30.10.11
02. Burgen im Stadtgebiet von Hannover - 04.11.2011
03. Schlösser der Stadt Hannover – 13.11.2011
04. Burgen und Herrensitze in Hemmingen – 24.11.2011
05: Herrensitze in Laatzen – 15.12.2011
06. Schlösser und Burgen der Stadt Pattensen –
02.01.2012
07. Springe – Waldspaziergang mit Burgresten –
08.01.2012
08. Gutshäuser in Ronnenberg – 20.01.2012
09: Gehrden- Auf dem Burgberg ging eine weiße Frau
um – 29.01.2012
10. Wennigsen: Die mächtigste Wasserburg des
Calenberger Landes und ein Jagdschloss des
Königs – 09.02.2012
11. Burgenreiches Barsinghausen – 17.02.2012
12. Wunstorf: Wo eine Burg im Meer versank – in Vor
bereitung

Bürgerreporter:in:

Jens Schade aus Hannover-Döhren-Wülfel-Mittelfeld

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