Stellungnahme des DGB-Kreisverbandes Osterode am Harz zum Thema Pflege in Altenheimen

DGB-Kreisverbandsvorsitzender Klaus Richard Behling
  • DGB-Kreisverbandsvorsitzender Klaus Richard Behling
  • hochgeladen von Bernd Jackisch

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich möchte heute noch einmal ein gewerkschaftspolitisches Lokalthema ansprechen, welches uns die letzten Tage in der Öffentlichkeit verfolgt und über welches fast täglich in der Tagespresse berichtet wurde. Ein gewerkschaftliches, wie auch sozialpolitisches Thema, welches nicht nur Gewerkschaftler, sondern uns alle in besonderem Maße angeht. Es geht um die Situation der Beschäftigten in dem Altenpflegeheim St. Jakobi in Osterode. Und sicherlich nicht zuletzt auch um die Ängste, Befürchtungen und Pflegesituation der Bewohner dieser Pflegestätte. Uns als Gewerkschaftler wundert es nicht, welche Blüten eine nur auf Gewinnmaximierung und ausschließlich auf Budgetkonsolidierung geprägte Gesellschaft treibt.
Beobachteten wir doch auch in der Vergangenheit immer wieder solche Situationen in unseren Altenpflegestätten. Zu wenig Betreuungszeit für die Pflegekräfte, unterbezahltes, nicht tariforientiert entlohntes Personal, psychischer Druck der Firmen- bzw. Pflegedienstleitung gegenüber den Beschäftigten, aber auch gegenüber den Bewohnern. Nicht nur als Gewerkschaftler, nein, als Gesellschaft dürfen wir solche Missstände nicht einfach so hinnehmen und müssen intervenieren.
Die Gewerkschaft Verdi hat dies getan, nicht nur erst als das Kind in den Brunnen gefallen war. Aus diesem Grund findet die Verdi die vollste Unterstützung des DGB-Kreisverbandes Osterode am Harz. Geschultes und versiertes Pflegedienstpersonal gibt es nun einmal nicht zum Billiglohntarif. Das müsste auch der Geschäftsführer dieses Altenheimes, welcher ja sicherlich nicht nur als Krankenpfleger, sondern insbesondere auch in der Betriebsökonomie geschult sein dürfte, wissen. Von daher klingt doch die Aussage der Pflegeheimleitung nunmehr völlig überrascht zu sein, eher zweifelhaft.
Natürlich ist es die Aufgabe der Verdi-Kollegen sich den bekannt gewordenen Ungereimtheiten anzunehmen und die Interessen der Beschäftigten zu vertreten. Auch zum Wohle der Heimbewohner. Die Verdi-Kollegen finden beim DGB-Kreisverband Osterode vollste Unterstützung und Rückendeckung. Das ist doch das Mindeste. Was wir alle brauchen ist ein Umdenken im Kopf. Es kann und darf nicht sein, dass Mitarbeiter im Gesundheits- und Pflegebereich ihre Arbeit mit Angst und unter Furcht vor Repressalien, sollten sie mögliche Missstände ansprechen, verrichten müssen.
Gerade in Einrichtungen die dem öffentlichen bzw. kirchlichen Sektor zuzuordnen sind. Und hier reicht es nun einmal nicht, für sämtliche Kritik offen zu sein, nein, man muss sie auch annehmen und umsetzen. Insgesamt ist die Situation der Beschäftigten im Gesundheits- und Pflegedienstbereich nach wie vor unbefriedigend. In Wirklichkeit, und so sicherlich auch in Osterode, werden viele Aushilfs- und Teilzeitkräfte, auch auf 400-EUR-Basis, eingesetzt. Auf wessen Kosten ? Auf Kosten der zu Pflegenden und Bewohnern. Nicht nur die Gewerkschaft, auch die involvierte Ärzteschaft hat dieses Problem schon lang erkannt. Zeit zum Handeln. Wir sind es nicht nur unseren Kolleginnen und Kollegen, sondern auch den Bewohnern, den älteren Menschen, schuldig.
Wer meckert fliegt, darf nicht die Devise sein. Weder bei den Beschäftigten, noch bei den Heimbewohnern. Das ist ein unerträglicher Zustand. Unsere Hochachtung gilt der Kollegin Niekamp, die als Verdi-Gewerkschaftssekräterin diese Probleme aufgegriffen hat und natürlich auch Herrn Dr. Kiesel, der offen und ehrlich über die Situation gesprochen und sich nicht hinter einem Pseudonym oder Namenskürzel versteckt hat. Wir Gewerkschaftler, der DGB-Kreisverband Osterode, werden die Entwicklung weiterhin aufmerksam und kritisch beobachten.

Klaus-Richard Behling, DGB-Kreisverbandsvorsitzender

(Die Stellungnahme wurde bei der öffentlichen DGB-Ortsverbandsversammlung in der Gaststätte Checkpoint Aue am 8.9.2014 verlesen)

Foto: Archiv Bernd Jackisch

Bürgerreporter:in:

Bernd Jackisch aus Bad Lauterberg im Harz

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