Der Baumwipfelpfad bei Bad Harzburg

In Bad Harzburg geht es hoch hinaus, bis zu den Wipfeln der Bäume.
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In und um Hannover herum gibt es viele reizvolle Ausflugsziele. So manches davon besucht man immer mal wieder. Doch ist es spannend, auch etwas Neues zu entdecken, und das kann man jetzt mit dem Auto eine Fahrstunde von Hannover entfernt. Am 8. Mai ist in Bad Harzburg ein Baumwipfelpfad eröffnet worden. Und natürlich ist das ein attraktives Ziel.
Schon auf der Hinfahrt kommt Ferienstimmung auf. Wenn man bei Derneburg die Autobahn verlässt, fährt man durch eine leicht hüglige Landschaft. Geprägt wird sie jetzt im Mai durch einen Flickenteppich knallgelber Rapsfelder. Ein besonders schöner Anblick. Dazwischen im saftigen Grün eingesprenkelt die kleinen Dörfer mit ihren Kirchturmspitzen. Und in Fahrtrichtung liegen bald die blauen Berge des Harzes im Blickfeld, die weit vom Brocken überragt werden.
Nachdem wir zur Rechten den Rammelsberg mit der alten Kaiserstadt Goslar liegengelassen haben, erreichen wir Bad Harzburg. Oberhalb des schönen Kurortes, am Fuße des Burgberges, stehen große Parkplätze zur Verfügung. Von dort sind es nur wenige Schritte bis zur Talstation der Schwebebahn, in dessen Nähe sich das Kassenhäuschen für den Baumwipfelpfad befindet. Die Tickets kosten nach der Eröffnungsphase acht Euro. Natürlich gibt es die üblichen Ermäßigungen.
Auf einer Brücke überqueren wir die B 4, die zum Torfhaus hinaufführt, lassen zur Rechten den Märchenwald liegen, an den wir aus unserer frühesten Kindheit schönste Erinnerungen haben und stehen kurz darauf am Eingang des Baumwipfelpfades. Der wird durch ein futuristisches Bauwerk gebildet, das ein wenig an die Kuppel des Reichstages in Berlin denken lässt. In einer weitläufigen Spirale führt ein leicht ansteigender Weg, der auch mit dem Rollstuhl befahren werden kann, bis in eine Höhe von über 30 Metern hinauf. Das Ganze wird durch eine aufwendige Stahlkonstruktion gebildet, der Weg besteht aus Holz. Die Anlage wirkt noch nigelnagelneu, und sie ist es ja auch. Dass das alles viel Geld gekostet hat, kann man sich sehr gut vorstellen. Immerhin 4,5 Millionen Euro mussten dafür angelegt werden. Zwei Millionen davon hat der EU-Fördertopf dazu beigesteuert. Im Laufe der Jahre werden sich die Kosten vermutlich amortisieren. Etwa 100.000 Besucher erhofft sich die Stadt Bad Harzburg pro Jahr.
Nachdem man von der obersten Plattform in die Runde geschaut hat, folgt man dem Pfad, der sich in etwa 25 Meter Höhe zwischen den Baumwipfeln das Kaltenbachtal hinaufzieht. Ein Kilometer Wegstrecke, umgeben von viel Grün, liegen vor uns. Dabei ist man den Baumkronen oft nahe. Man sieht die Blüten der Bäume, die sehr unscheinbar sind und von unten sonst kaum erkennbar sind. So zum Beispiel die der Eichen und der Erlen. Wünschen würde ich mir allerdings, dass markante Bäume mit Tafeln versehen würden, auf denen die Art steht, überlegt man doch als botanisch nicht gerade Versierter, welcher Baum nun das gerade ist. Buche, Eiche, Birke und Fichte erkennt man ja noch, dann wird es allerdings schon schwieriger. Aber interessante Informationen, auch kindgerecht dargestellt, findet man überall auf dem Pfad. An vielen Stellen wird die Natur und auch Harzgeschichtliches erklärt. Man kann Baumrinden befühlen, kann Gerüche des Waldes erschnüffeln, kann sich die verschiedenartigen Laute eines Luchses anhören und kann durch Fernrohre Waldtiere beobachten, die als Schablonen am Waldboden versteckt sind. Man erfährt über die Nützlichkeit des Waldes als Sauerstoffproduzent und als günstiger Klimabeeinflusser. Die Tiere des Waldes werden vorgestellt. Vom Hirsch über die Wildkatze, die Eule und die Fledermaus, der schädliche Borkenkäfer und natürlich der Luchs, der durch Auswilderung wieder heimisch geworden ist. An einer zerfurchten Felswand ist die Geologie ein Thema, ist doch gerade der Nordrand des Harzes die klassische Quadratmeile der Geologen weltweit.
Ab und zu guckt man in die Tiefe, und manch ein Besucher mag nicht so nahe an das Geländer herantreten. Nicht jeder ist schwindelfrei. Dort unten ist der Waldboden am Kaltenbach durch die Baufahrzeuge arg strapaziert worden. Es muss sehr aufwändig gewesen sein, diesen Pfad mit den vielen Stützpfeilern aus Stahl, die ein Betonfundament benötigten, zu errichten. Doch im Laufe der Zeit wird er sich wieder regenerieren und früher oder später wieder seinen idyllischen Charakter annehmen.
Wenn man überall in Ruhe guckt, sich sämtliche Informationen anschaut und vielleicht auch mal auf einer Bank eine Pause einlegt, dann ist man schon eine ganze Weile unterwegs. Ein Kilometer ist eigentlich nicht viel. Doch wenn man sich Zeit lässt, hat der Weg gefühlt die dreifache Länge. Es ist einfach mal interessant nicht am Waldboden, sondern in Höhe der Baumkronen durch den Wald zu spazieren. Ich kann den Baumwipfelpfad jedem empfehlen. Sicher wird er in Zukunft noch eindrucksvoller werden, wenn sich die Natur zu seinen Füßen wieder erholt hat. Noch wirkt alles neu und noch nicht richtig in die Natur eingepasst. Aber das wird sich ändern.
Wer dann noch nicht genug hat, kann anschließend zu Fuß oder mit der Schwebebahn den Burgberg erklimmen, kann sich dort die Ruinen der einst mächtigen Harzburg anschauen und in die Ferne blicken. Oder er bummelt durch die schöne Fußgängerzone an der Radau entlang, kehrt dort ein und wandelt durch den Kurpark. Bad Harzburg und seine Umgebung haben viel zu bieten. Ein Besuch lohnt sich immer.

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Bürgerreporter:in:

Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode

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