Wandern im Harz – Die „Luchstour“ bei Bad Harzburg und rund um die Eckertalsperre

Wandern in schönster Natur - das kann man im Harz auf unzähligen Wegen.
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  • hochgeladen von Kurt Wolter

Wandern kann man zu jeder Jahreszeit, und es tut immer gut. Doch es gibt eine Zeit, in der es besonders schön ist. Wenn sich die Blätter einfärben und die Welt in eine bunte Farbpalette tauchen, dann macht es besonders viel Spaß, die Wanderstiefel zu schnüren, den Rucksack zu schultern und in die Natur hinauszugehen.
Für dieses Mal haben wir uns die „Luchstour“ ausgesucht. Der 16,5 Kilometer lange Rundwanderweg führt, wie es der Namen schon sagt, über die Luchsauswilderungsstation an den Rabenklippen. Wem die Strecke nicht lang genug ist, der kann sie zum Beispiel um den Eckerstausee herum um etwa 10 Kilometer erweitern.

Gleich unter dem Burgberg in Bad Harzburg an der B4, die zum Torfhaus hinaufführt, befinden sich hinter dem Kurpark zwei Großparkplätze, von denen aus man die Tour starten kann. Dort gelangt man auch zum Baumwipfelpfad. Doch der soll an diesem Tag nicht unser Ziel sein. Wir wollen auf den Burgberg hinauf. Die etwa 300 Höhenmeter hat man zu Fuß schnell erklommen. Attraktiv ist es aber auch, mit der Bergbahn hinauf zu gondeln, hat man doch im nördlicheren Deutschland sonst nicht die Gelegenheit zu solch einer luftigen Fahrt.
Dort oben in 485 Metern Höhe befindet man sich auf geschichtsträchtigem Boden. Doch von der einst so stolzen und mächtigen Harzburg ist nicht mehr allzu viel übrig geblieben. Aber die Ruinen, die mit Hinweistafeln erklärt werden, muss man sich natürlich ansehen. Ob König Heinrich IV. im Jahr 1077 von hier aus seinen berühmten Bittgang nach Canossa angetreten hat, wie es erzählt wird, kann ich nicht sagen. Vielleicht ist er aber auch von Goslar aufgebrochen und über die Harzburg ins ferne Italien gezogen, führt doch der alte Kaiserweg quer über den Harz hinüber. Und dass der König vor den Sachsen durch einen Geheimgang im 40 Meter tiefen Burgbrunnen geflüchtet sein soll, ist wohl eine Legende. Aber natürlich guckt man in die finstere Tiefe hinunter und fragt sich, wo denn dieser geheime Gang beginnt?
Von der Canossasäule, die einst zu Ehren Bismarcks aufgestellt wurde, blickt man schließlich auf die Stadt und das weite Harzvorland hinunter. Ein schöner Blick tut sich da auf. Doch dann muss endlich richtig gewandert werden.
Zunächst auf kleinem Pfad um den Sachsenberg herum. Auch vom Sachsenstein, einem Aussichtspunkt, blickt man weit ins Land hinein. Weiter nach rechts hin über den Schimmerwald auf die Gebiete der ehemaligen DDR. Und beim Weiterwandern freut man sich immer wieder über den bunten Wald, der sich an Lichtungen mit freiem Blick auf den entgegengesetzten Talhängen ausdehnt. Gerade der Kontrast zwischen dunklen Fichten und dem eingefärbten Laub macht diesen besonders reizvoll.
Nach einer Weile erreichen wir das „Kreuz des Deutschen Ostens“. Dabei handelt es sich um ein auf einem Felsen stehendes mächtiges Gedenkkreuz, das, 1950 aufgestellt, an die Leiden der Heimatvertriebenen aus den Ostgebieten erinnern soll. Inzwischen ist es allerdings das zweite, da das erste 1998 von einem heftigen Sturm umgeblasen wurde.
Nicht lange darauf erreichen wir das nächste Etappenziel, die Rabenklippen. Von diesen hat man einen wunderbaren Blick Richtung Brocken und das unten liegende Eckertal. Bis 1990 gehörten die gegenüberliegenden Hänge zur DDR, die wir Wessis damals Ostzone nannten. Doch das war Gott sei Dank einmal. Und natürlich muss man, wenn man auf den Klippen steht, an das schön schaurige Lied von Heinrich Seidel denken: An den Rabenklippen bleichen Knabenrippen, und der Mond scheint durchs Gewölk… Um Mitternacht soll es an diesem Ort gesungen werden. Doch am hellichten Tage ist es hier alles andere als gruselig.
Wer möchte, kann im Gasthaus unter den Felsen bei schöner Aussicht einkehren. Und natürlich wird in das Luchsgehege geguckt, weswegen dieser Wanderweg ja seinen Namen bekommen hat. Am besten geht das von einer Aussichtsplattform, die den Blick über den hohen Zaun ermöglicht. Von dort kann man die großen, geschmeidigen Katzen mit ihrem grauen Fell in einer natürlichen Umgebung gut beobachten - wenn sie sich denn zeigen. In einem zweiten Gehege führt ihr Trampelpfad direkt am Zaun entlang, so dass man die wunderschönen Tiere auch von Nahem sehen kann. Natürlich müssen Fotos sein, auch wenn das Gitter stört. Und man freut sich darüber, dass es mit der Wiederansiedlung der Tiere, die vor 200 Jahren ausgestorben sind, seit dem Jahr 1999 so gut klappt. Etwa 80 Großkatzen leben inzwischen im Nationalpark, und auch den anderen Gebieten des Harzes. Sie tragen dazu bei, den wachsenden Wildbestand zu regulieren, und das tut der Natur nur gut. Ein erfolgreiches Projekt.

Weiter führt uns der Weg auf schmalen, natürlicherem Pfad ins Eckertal hinunter. Es geht nun einige Kilometer immer in der Nähe des plätschernden Flüsschens entlang. Gleich links des Weges stand auf der Höhe einst die Ahlsburg, die Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut wurde. Wir lassen sie an diesem Tag links liegen, weswegen ich auch nicht sagen kann, ob dort noch Ruinen erhalten sind. Dafür sind dort neben dem Hinweisschild aber markante Felsen zu sehen. Vielleicht stand die Burg einmal darauf. Doch wir folgen weiter dem Fluss, dessen Mitte einst die deutsch-deutsche Grenze war.
Wer nur die Luchstour machen möchte, wandert dann irgendwann den Weg zur rechten Talseite hinauf, der zum Molkenhaus führt. Wir folgen jedoch dem Tal noch ein gutes Stück, bis es nicht mehr weiter geht. Bald darauf erreichen wir den Eckerstausee. Von der Mauerkrone der Talsperre ergibt sich ein schöner Blick über die weite, blaue Wasserfläche. Über dem entgegengesetzten Ende des Sees erhebt sich der Brocken. Noch ca. 600 Höhenmeter trennen uns von seinem Gipfel. Doch der soll heute nicht unser Ziel sein, obwohl es von Harzburg dort hinauf ein sehr schöner Weg ist. Wir sind ihn schon mehrmals gegangen. Doch nun führt uns der Weg über die Mauer, zu deren Linken es tief hinuntergeht.
Mitten auf der Mauerkrone steht noch ein alter Grenzpfahl der DDR. Einst gab es an dieser Stelle eine Backsteinmauer, die den Weiterweg blockierte. Nicht selten haben wir früher davor gestanden, während das von anderer Seite für die Bewohner der DDR nicht möglich war. Und so zog sich die Grenze damals mitten durch den See. Für die Wasserwirtschaft der Talsperre aber war die DDR zuständig.
Als wir noch Kinder waren, war uns die Grenze immer irgendwie unheimlich, vermuteten wir doch dort versteckt im Wald Grenzsoldaten. Trotzdem wateten wir damals durch die Ecker bis zum anderen Ufer hinüber, führte doch der Garten einer Schwester unseres Großvaters, die wir manchmal in Eckertal besuchten, bis an den Fluss hinunter. Aber wir berührten nur das andere Ufer und liefen sofort wieder zurück. Für uns war das sehr spannend.
Am Ostufer folgen wir nun dem sich dort dem See entsprechend windenden Weg. Immer wieder hat man schönste Ausblicke darüber. Auf die gegenüberliegende Seite, zurück auf die Sperrmauer und in Wanderrichtung auf den Brocken. Und auch zum Himmel geht der Blick hinauf, hören wir doch von oben trompetende Geräusche. Herbstzeit ist auch Kranichzeit. Die Vögel ziehen in südlichere Gefilde.
Links geht es einmal an einem abgestorbenen Wald vorbei. Kahl ragen die grauen Stämme in den blauen Himmel. Hier muss der Borkenkäfer zugeschlagen haben. Doch neuer, natürlicher Wald kann sich jetzt auf diesem Hang von selbst ansiedeln. Der wird dann wahrscheinlich robuster und widerstandsfähiger sein.
Irgendwann erreichen wir das Ende des Sees, und damit geht es durch eine urwüchsige Landschaft. Dichte Matten von Blaubeerkraut am Waldboden, umgestürzte von Moosen überzogene Fichten, und Granitfelsen, an denen sich Flechten festklammern. Eine Landschaft eines Nationalparks würdig. So bleibt es auch, als wir zur Eckerquerung kommen. Über im Bachbett liegende Felsen erreichen wir dessen andere Seite, und damit geht es zurück. Weiterhin durch wilde und eindrucksvolle Natur.
Zum See hin geht’s dann mal ein Stück auf breitem Wanderweg entlang. Doch bald wieder auf kleinem Pfad, der uns viel besser gefällt, in den ufernahen Wald hinein, von dem sich an lichten Stellen immer wieder schöne Blicke auf den See ergeben, nun von der anderen Seite.
Von der Sperrmauer könnte man nun wieder ein gutes Stück an der Ecker entlang wandern, den Weg den wir auch gekommen sind. Wir entscheiden uns jedoch für den oben am Hang liegenden, der bald in den Kaiserweg übergeht, von dem schon die Rede war. Über ihn erreichen wir das an einem Teich gelegene Molkenhaus, an dem immer mal wieder Hirschfütterungen stattfinden. Auch das ist einen Besuch wert. Doch einkehren können wir an diesem frühen Novembertag nicht, werden doch gerade Betriebsferien gemacht.
Aber egal. Wir haben alles nötige an Verpflegung dabei und werden nicht verhungern. Auch ein Obstler hebt die Stimmung, denn langsam werden die Füße müde.
Das letzte Wegstück bis nach Harzburg gehen wir, jetzt da die Tage sehr kurz sind, durch die Dämmerung in die Dunkelheit hinein. Doch dann erreichen wir wieder den großen Parkplatz.
Etwa 27 Kilometer haben wir hinter uns. Aber man kann sich natürlich, wie schon erwähnt, nur auf die Luchstour beschränken. Egal welchen Weg man nimmt, beide sind sehr schön und haben so einiges an Attraktivem zu bieten. Den Burgberg, die Rabenklippen mit dem Luchsgehege, das Eckertal, den Stausee mit der an dessen Ende urwüchsigen Natur, und zu dieser Jahreszeit natürlich der bunte Wald. Alles das macht diese Tour reizvoll. Und beim nächsten Mal machen wir vielleicht eine Winterwanderung auf den Brocken, denn die nächste Jahreszeit ist nicht mehr weit entfernt.

Siehe auch:
Der Harz - Das nördlichste Mittelgebirge von seiner schönsten Seite

Bürgerreporter:in:

Kurt Wolter aus Hannover-Bemerode-Kirchrode-Wülferode

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