Jetzt habe ich ihn auch

Start bei Vollmond...
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...den Stein, der für viele Radfahrer den Wert einer olympischen Medaille hat.

Gestern haben ein Kegelfreund und ich uns auf den im Ergebirge immer beliebter werdenden Stoneman Miriquidi gewagt.

Allein die Werbung für diese Tour verspricht vieles. Da heißt es:
"2 Länder, 9 Gipfel, 4.400 Höhenmeter" und "162 km pure Mountain Bike Emotion"

Aber diese Tour ist viel mehr, wenn man sie denn einmal erlebt hat.

Wir starteten 05:00 Uhr auf dem Pöhlberg. Der erste "Hügel" war der Scheibenberg. Locker ging es weiter zum Oberbecken. Hier passierte mir was total Blödes. Da ich ziemlich triefte (der Schweiß rann ohne Ende), verstaute ich meine Brille in mein kleines Täschchen am Lenker, worin ich auch die Riegel zur Verpflegung hatte. Irgendwo im Anstieg zog ich den Riegel raus, nahm einen Happen und verstaute den Rest wieder. Oben am Oberbecken angekommen, wollte ich das Doppelfenster wieder aufsetzen, fand es aber nicht mehr. Trotz zweimaligen Durchwühlen des Täschchens: die Brille war weg. Also musste ich so halbblind die Reststrecke bewältigen. :-)

Dennoch: die Abfahrt hinunter zum Ephraimhaus nach Pöhla nahmen wir sehr zügig. Hier folgte dann der erste anspruchsvollere Anstieg.

Die Temperaturen zu diesem Zeitpunkt waren noch recht angenehm um die 23 oder 24 Grad, aber die ersten lästigen Begleiter hatten wir hier schon. Allerdings hielt sich deren Besuch bis hoch zur Himmelwiese und danach zum Rabenberg in Grenzen. Selbst in den Trails hatten wir relativ Ruhe vor den Plagegeistern.

Auf dem Rabenberg begegneten wir auch einem Trio, welches den Stoneman in Silber fuhr. Diese Jungs sahen wir an diesem Tag noch mehrfach, da wir sie immer wieder einholten.

Vom Rabenberg ging es die weiteren Trails runter nach Erlabrunn, dann die Auffahrt zum Auersberg. Und hier nahmen dann die Attacken der Plagegeister (Mücken, Bremsen und andere Blutsauger) zu. Das ging so weit, dass ich mir selbst eine Ohrfeige verpasste und dabei fast meinen Kumpel mit vom Rad holte. So ein Blutsauger hat mir einen richtig fetten Lauscher verpasst, der zudem noch wie ein Feuermelder leuchtet. Aber genutzt hat es diesem Viech nichts, denn es hat diese Attacke nicht überlebt. :-)

Aber nochmals Auffahrt zum Auersberg: Bevor es dort noch einmal richtig hoch geht, eine schöne Abfahrt, die frischen Wind brachte. Immerhin war es nun schon knapp nach 11:00 Uhr und es wurde immer wärmer.

Vom Auersberg aus dann eine wunderschöne Streckenführung hinunter nach Johanngeorgenstadt. Dort dann über die Grenze nach Potůčky (Breitenbach). Hier geht es zunächst ziemlich flach weiter (Straße), bevor es nach Luhy direkt zum Plattenberg hoch geht. Auch hier wieder diese "Mistviecher" ohne Ende, als wenn schon die Strampelei bei nunmehr Temperaturen um die 30 Grad und teilweise auch darüber nicht genug wären. Ich hatte den Verdacht, diese Viecher wollten uns aussaugen oder psychisch zermürben. Wenn uns schon die Strecke nicht tot bekommt, dann die. Aber denen haben wir es gezeigt. In den Abfahrten haben wir die zu Hunderten "abgeschossen". :-)

Auf der Abfahrt vom Plattenberg machte dieser seinen Namen alle Ehre. Bei meinem Kumpel war mit einem Schlag die Luft aus dem Hinterreifen. Zunächst schien es so, als würde die Pannenmilch das Loch schließen können, doch nach dreimaligen Aufpumpen nutzten wir die Servicestation auf dem Pleßberg, wo nach knapp 20 Minuten der Schaden behoben war.

Die Abfahrt vom Pleßberg ist - naja - nicht so sehr für mein Rad geeignet. Also lief ich die ersten paar Meter bis kurz nach der engen Kurve. Dann wollte ich den Rest runter fahren. Sehr weit kam ich zunächst aber nicht. Mein Vorderrad geriet in eine Rinne, so richtig wollten auch meine Bremsen da nicht helfen und so schaffte ich es, mit dem Rad nahezu eine perfekte Rolle vorwärts in eine Böschung hinzulegen. Durch die Trockenheit gab es eine ordentlich Staubwolke und ich sah danach aus wie... naja... dreckig eben. :-)

Glücklicherweise ist weder am Fahrrad noch an mir irgendwas kaputt gegangen. Hier im Übrigen ein Dank an das Team von Bikestore Raschau, welches mein Rad vor 10 Tagen in einem richtigen Top-Zustand brachte. Für den oder die Beobachter muss meine Stunteinlage sehr lustig ausgesehen haben, aber ich konnte die Tour ohne Probleme fortsetzen.

Dann kam, obwohl eigentlich gar nicht schwierig, der heißeste Teil der Strecke. Die asphaltierte Straße von Lipa (Lindig) hinauf nach Mariánská (Mariasorg). Da fühlten sich die vielleicht ca. 30 oder auch 32 Grad wie 45 und mehr an und vor allem schien man am Asphalt zu kleben. Ein richtig doofes Gefühl, wenn man strampelt wie wild und es einfach nicht vorwärts gehen zu scheint.

Dafür wird man dann aber oben entschädigt. Einem richtig schönen Hochplateau mit herrlicher Aussicht zum Keilberg folgt eine ebenso schöne fluffige Abfahrt hinunter nach Jachymov, wobei uns dort ein auf dem Weg gestürzter Baum kurzzeitig etwas ausbremste.

Bis dahin war es für uns sehr gut gelaufen. Wir wussten, die nächsten Kilometer hoch zum Klinovec (Keilberg) werden es in sich haben. Dennoch kamen wir auch hier recht gut voran. Dann jedoch kam eine Stelle, in der es für uns wenig Sinn machte, auf dem Rad zu bleiben. Also wurde nun auch mal geschoben. Aber halb so wild, das ging wohl schneller, als wenn wir das gefahren wären. Gegen 18:30 Uhr waren wir dann auf dem Gipfel. Das härteste Stück lag hinter uns.
Zwar war der erste Teil der Abfahrt auch nicht angenehm, aber bis Bozi Dar waren wir sehr zügig gekommen.

Dann hatte ich auf der Auffahrt zum Fichtelberg einen unerklärlichen Schwächeanfall. Obwohl ich die Wellenschaukel schon zigmal ohne Schwierigkeiten hoch gefahren bin, musste ich diesmal absteigen. Somit war wertvolle Zeit weg.

Zunächst dachte ich, dass ich es so nicht mal mehr bis zum Bärenstein schaffe, konnte diesen aber komischerweise wieder fast "normal" hochfahren. Letztlich ging es dann wieder Richtung Annaberg, wo wir um 21:42 Uhr ankamen. Damit jetzt keiner rechnen muss: nach 16 Stunden und 42 Minuten war die Tour beendet.

Es war ein sehr schöner Tag mit sehr vielen schönen Erfahrungen. Hierfür möchte ich mich bei meinem Kumpel, aber auch dem Trio, welches die Silbertour fuhr, bedanken. Ohne denen hätte ich die Strecke wohl nicht gepackt.

Im Übrigen bin ich froh, dass wir das Ding gestern zogen, denn heute hätte ich wohl einen Hitzschlag bekommen. Wahnsinn, was manche Leute leisten. Respekt an jedem, der diesen Stoneman bewältigt, erst recht, wenn es wie heute weit über 30 Grad sind (38 waren Spitze) oder wenn es regnet. Diese Strecke hätte ich bei Regen nie und nimmer mit meinem Rad an einem Tag meistern können.

Bürgerreporter:in:

Thomas Jacobi aus Annaberg-Buchholz

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